Worte zu den kirchlichen Anlässen

Gedanken zum Fest "Erscheinung des Herrn" - "Maria Lichtmess" 2022

„Es eilt die Zeit im Sauseschritt, wir bleiben nicht stehn, wir eilen mit,“

so schreibt Wilhelm Busch.

Das neue Jahr hat uns inzwischen wieder fest im Griff. Bis 1960 endete hier die Weihnachtszeit. In vielen Familien wird bis heute diese Tradition eingehalten. Am 2. Februar wird das Kripperl wieder abgebaut. Die Heilige Familie und alle „Besucher“ verschwinden wieder in den Schachteln. Damit bei uns „den echten Figuren“ etwas bleibt, von dem, was wir an Weihnachten feiern, darum gibt es das Fest „Darstellung des Herrn“, uns besser bekannt als „Maria Lichtmess“.

Vierzig Tage nach der Geburt in Bethlehem blitzt nochmal auf, was das Evangelium uns verkündet: “Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet“ (Joh.1,9) ist geboren. Dieses Licht vertreibt jede Finsternis und erfüllt alle mit Freude, die sich nach Leben sehnen. „Maria Lichtmess“ ist ein kleines Weihnachtsfest für den Alltag, damit die Flamme der Hoffnung übers Jahr nicht ausgeht. An „Maria Lichtmess“ werden die Kerzen für das ganze Jahr geweiht und mit einer Lichterprozession feiern wir die „Licht- Messe.“ Damit ist ausgedrückt, dass niemand allein durch das Dunkel des Lebens gehen muss. Gemeinsam sind wir unterwegs als Volk Gottes, als Kolpingschwestern und Kolpingbrüder. Gottes Sohn, das Licht der Welt, geht alle menschlichen Wege mit. Sein Licht leuchtet immer dann auf, wenn sich echte Lichtträger auf den Weg machen, immer dann, wenn wir Lichtpunkte setzen gegen alle Dunkelheiten. Dann wird etwas von der Verheißung Christi sicht- und spürbar: “Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.“

„Maria Lichtmess“ war und ist auch ein wichtiger Tag im bäuerlichen Leben.

Schauen wir einmal ins Jahr 1910: Eine Magd erhielt einen Jahreslohn von 200 Mark und einiges Zubehör: Sechs Meter Stoff für ein Festkleid von der Schneiderin genäht, ein Freitagstuch, zwei Hemden, ein Werktagskleid, zwei Werktagsschürzen, eine Paar Werktagsschuhe,  ein Paar Sonntagsschuhe, ein Sommer- und ein Winterkopftuch, 3 Mark Haftlgeld,  5 Mark Sichelgeld und die Versicherung muss der Bauer zahlen. Ferner zwei Tage frei, aber meistens bis Agatha am 5. Februar. Diese Tage nannte man die „Schlenklweil.“ Der Ursprung unseres heutigen Urlaubs. Sagte die Magd oder der Knecht: “Bauer, mia zwo macha Liachtmess“, dann galt das als Kündigung. Dann wurde das Verdingbuch ausgehändigt, als Zeugnis, und der Lohn. Wollte man bleiben, dann wurde ein neuer Vertrag mündlich abgesprochen und es gab ein kleines „Dinggeld.“ Daher wurde der Liachtmesstag auch „Ding oder Wechseltag“ genannt. Auch der Bauer fragte die Bäuerin: Wia schaugts aus, probier mas wieda a Johr midanand?“

So wünsche ich Ihnen und Ihren Familien einen gesegneten Liachtmesstag und bleiben Sie gsund.

Präses Diakon Dieter Wirth