Besondere Ereignisse

50 Jahre Kolpingsfamilie Elzach

Jubiläum 1958 – 50 Jahre Kolpingsfamilie Elzach

Die zweiten 25 Jahre hätten kontrastreicher nicht sein können. Innerverbandlich durch die Umstrukturierung vom Gesellenverein zur Kolpingsfamilie und zum Kolpingwerk, durch Gliederung in die Gruppierungen Kolping – Jungkolping – Altkolping. Und durch die vielfältigen Einwirkungen von aussen, erst die massiven Beeinträchtigungen durch den Nationalsozialismus und der Umgang mit diesem System, dann die verheerenden Auswirkungen des zweiten Weltkriegs mit den vielen Opfern und schliesslich der Neuanfang. Doch als der 50. Jahrestag der Gründung näher rückte, hatte das Vereinsleben erneut eine sehr beachtliche Höhe erreicht.

Umbau und Erweiterung der Pfarrkirche St. Nikolaus waren 1957 voll im Gange und die Gottesdienste fandes in der als Notkirche eingerichteten Turn- und Festhalle statt. Deshalb wurde die Feier des 50-jährigen Jubiläums um ein Jahr verschoben. Am 6. und 7. September 1958 wurde das Fest begangen.

Der Chronist berichtet:
“Nach langen Wochen der Vorbereitungen konnte unsere Kolpingsfamilie am 6. und 7. September 1958 das 50-jährige Stiftungsfest begehen. Das Städtchen Elzach stand über dieses Wochenende ganz im Zeichen Adolph Kolpings. Die Häuser waren reichlich beflaggt und mit Tannengrün geschmückt und über den Straßen grüßten bunte Wimpel und verschiedene Spruchbänder. Vom strahlend blauen Himmel lachte die Sonne und so trugen schon die äußeren Umstände zum guten Gelingen des Festes bei.

Am Samstag, 6. September 1958, wurde in einer kleinen Feierstunde im St. Josefshaus vor der schön geschmückten Büste des Gesellenvaters, in Anwesenheit des H.H. Erzbischofs Dr. Hermann Schäufele, des H. H. Stadtpfarrers Josef Röderer, Bürgermeister Bayer und weiterer Ehrengäste, durch Altsenior Josef Mannefeld die Ausstellung des Handwerks und der Industrie von Elzach eröffnet. An der Ausstellung beteiligten sich 68 Aussteller und es gibt in Elzach wohl keinen Berufszweig, der dabei nicht vertreten gewesen wäre.

Die hervorragenden Arbeiten von Handwerksmeistern, Gesellen, Lehrlingen, Künstlern, sowie die Erzeugnisse der einheimischen Industrie wurden mit viel Liebe und Geschmack zur Schau gestellt und die Räume waren von den beiden Gärtnern Hubert Joos und Dieter Sauter sehr schön dekoriert. In einer besonderen Abteilung wurden auch alte Urkunden, Gesellenbriefe aus dem städtischen Archiv und einige wertvolle Statuen ausgestellt; hier hat Herr Hermann Rambach aus Waldkirch beratend und helfend mitgewirkt. Die Ausstellung hatte über die Festtage einen sehr guten Besuch aufzuweisen, so dass sich die viele Arbeit gelohnt hat. Besonders Schreinermeister Josef Kern und seinen stillen Helfern gebührt ein besonderes Lob für die vorbildliche Organisation, denn die Ausstellung war eine wirkliche Leistungsschau der Stadt.

Im Laufe des Samstagnachmittags legten Kolpingsöhne an den Gefallenendenkmälern beider Weltkriege Kränze nieder und am Abend fand man sich in der Turnhalle zu einem feierlichen Festakt ein. Wie schon oft wurde auch diese Feier durch zwei Lieder der Gesangsabteilung unter Leitung von Richard Wisser eröffnet. Danach begrüßte der Präses, H.H. Vikar Paul Wik, neben den vielen Gästen und Kolpingsöhnen besonders den H.H. Erzbischof Dr. Hermann Schäufele und den Diözesanpräses Dr. Alois Stiefvater. Die Stadtmusik zeigte ihr hervorragendes Können und spielte einen Festhymnus von Silcher.

Altsenior Mannefeld gab sodann einen Überblick über die bewegte Geschichte des Katholischen Gesellenvereins in den letzten 50 Jahren. Er gab auch die Namen der bisherigen Präsides und Senioren bekannt. Die bei der Feier anwesenden ehemaligen Präsides darunter auch der H.H. Erzbischof, wurden mit besonderem Beifall bedacht. Sodann brachte der Männerchor Elzach zwei Chöre sehr gut zum Vortrag.

In seiner Festansprache ging Diözesanpräses Dr. Stiefvater von der Losung des Berliner Katholikentages aus: “Unsere Sorge der Mensch, unser Heil der Herr”. Auch Adolph Kolping hätte diesen Spruch prägen können. In klaren und beredten Worten zeigte er die Ziele der Kolpingsfamilie auf, er sprach von einer Volksakademie im Volkston, von einer katholischen Volkshochschule. Kolpingsöhne müssen Apostel der christlichen Familie sein.

Anschließend an die mit großem Beifall aufgenommenen Ausführungen ließ die Stadtmusik unter Leitung ihres Dirigenten Fritz Götz, Freiburg, Melodien aus der Oper “Der Freischütz” von C.M.v.Weber erklingen. Der Präses konnte dann eine große Anzahl von Kolpingsöhnen für langjährige Mitgliedschaft ehren. 24 Mitglieder erhielten die silberne Kolpingnadel und eine Urkunde für 25jährige Mitgliedschaft, 2 Mitglieder für 40jährige und 7 Mitglieder für 50jährige Mitgliedschaft die goldene Kolpingnadel und eine Urkunde. Das noch lebende Gründungsmitglied Johann Belz, Schreiner, Elzach, wurde unter Überreichung einer Urkunde besonders geehrt.

Der H.H. Stadtpfarrer Röderer gab seiner Freude über die Ehrungen Ausdruck und gedachte besonders zweier Kolpingssöhne, die sich große Verdienste um die Kolpingssöhne erworben haben: August Wernet und Georg Rapp, beide kehrten aus dem 2. Weltkrieg nicht mehr zurück. Sein Dank galt auch Altsenior Mannefeld und allen Kolpingsöhnen. Er forderte alle auf, dem Werke Adolf Kolpings treu zu bleiben, dann wird auch Gottes Segen die Arbeit begleiten.

Der H. H. Erzbischof, der nunmehr das Wort ergriff, sprach zunächst von seiner Vikars- und Präseszeit, an die er sich noch recht gerne erinnere. Anknüpfend an Worte des Hl. Vaters forderte er die Pflege christlicher Gesinnung. Er sprach von den großen Gefahren, ganz besonders dem Bolschewismus, die der heutigen Zeit und den Menschen drohen. Devise muß sein: Keine großen Worte, sondern das was wir glauben, ganz leben. Wir müssen Christus in die Welt tragen. Nachdem der H.H. Erzbischof den Anwesenden noch den bischöflichen Segen erteilt hatte, wurde der Festakt mit dem gemeinsam gesungenen Kolpinglied beendet.

Beim Verlassen der Turnhalle überraschte Georg Weber die Teilnehmer mit einem kleinen Feuerwerk und der Illumination der Neunlindenkapelle. Er besorgte auch die festliche Dekoration der Turnhalle und er und seine Helfer haben sich ein besonderes Lob verdient.

Am Sonntagvormittag fanden sich schon viele Kolpingsöhne aus nah und fern im Städtchen ein, um am Festgottesdienst teilzunehmen. Unter den Klängen der Stadtmusik und der Musikkapelle Unterprechtal zogen die Kolpingsöhne mit ihren Bannern, sowie die Feuerwehr und die Elzacher und Prechtäler Vereine ins Gotteshaus. Die Stadtpfarrkirche St. Nikolaus, die am Vortag durch den H.H. Erzbischof ihre Weihe erhalten hatte, da sie um zwei Seitenschiffe erweitert und die Innenausstattung renoviert wurde, war schön geschmückt. Die vielen Kolpingbanner nahmen im Chor Aufstellung und gaben dem Festgottesdienst den äußerlichen festlichen Rahmen. In seiner Predigt sprach der H.H. Diözesanpräses Dr. Stiefvater vom Sinne des Kirchganges. Er rief die Gläubigen auf, zu beten und zu singen das Gloria unserer Freude, das Credo der Treue, die Präfation der Dankbarkeit, das Pater noster der Demut und das Ite missa est der Bereitschaft. Wir müssen das Reich Gottes in das Deutsche Volk hineintragen und die Welt für Christus gewinnen. Die Stadtmusik konzertierte anschließend noch auf dem Kirchplatz.

Am Nachmittag bewegte sich ein schöner, farbenprächtiger Festzug durch das Städtchen. Sehr viele Zuschauer umsäumten die Straßen, durch die der Zug seinen Weg nahm. Der Festzug wurde durch das Diözesanbanner und die Stadtmusik Elzach angeführt und dann folgten in großer Zahl die Kolpingsöhne aus ca. 50 Kolpingsfamilien von Karlsruhe bis Konstanz. Drei große mit Blumen geschmückte Wagen wurden mitgeführt; eine große Büste Adolf Kolpings, ein großer Schuh, Kolping als Handwerker darstellend und eine große Hostie, Kolping als Priester darstellend. Neben den Musikkapellen Biederbach, Katzenmoos und Unterprechtal beteiligten sich am Festzug Fuß- und Wagengruppen fremder Kolpingsfamilien so u.a. Kollnau, Waldkirch, Schramberg, St. Georgen, Gengenbach, Staufen (Faustgruppe mit Spielmannszug) und die Landjugend von Prechtal, Biederbach, Yach und Simonswald in ihren schönen Trachten und einem herrlichen Wagen (Pflug und Kreuz).

Bei der sich anschließenden Kundgebung sprach nach einem durch die Stadtmusik sehr schön dargebotenen Musikstück Minister a. D. Anton Storch. Erzeigte die Situation der Jugend zur Zeit Adolf Kolpings auf. Die heutige soziale Ordnung ist von christlichen Männern geprägt und geformt worden. Nach den mit großem Beifall aufgenommenen Worten sprach Diözesanpräses Dr. Stiefvater und gab einige „stiefväterliche Ermahnungen”, wie er sich ausdrückte. Im Anschluss an die Rede von Minister Storch wolle er keine großen Ausführungen mehr machen, sondern die Anwesenden bitten, in allen Lebenslagen ganz ihren Mann zu stellen. Nach einem Schlusswort des Präses Vikar Wik, in welchem er Minister Storch, dem Diözesanpräses und allen Kolpingssöhnen aus nah und fern, sowie den am Festzug beteiligten Musikkapellen, Fuß- und Wagengruppen herzlich dankte, schloss die Kundgebung mit dem gemeinsam gesungenen Kolpinglied.

Am Abend versammelten sich die Elzacher Kolpingsöhne nochmals zu einem gemütlichen Beisammensein im Gasthaus zum Ochsen und am Montagabend (Maria Geburt) gedachte man der verstorbenen und gefallenen Mitglieder und Präsides in der Abendmesse. Abschließend sei gesagt, dass das Fest des 50-jährigen Bestehens für uns, für die Pfarrgemeinde und die Stadt Elzach ein voller Erfolg war. Es war eine große Arbeit, das Fest vorzubereiten und durchzuführen. Es sei hier allen Helfern dafür ein recht herzliches Vergelt’s Gott gesagt. Mit berechtigtem Stolz konnte die Kolpingsfamilie auf eine ein halbes Jahrhundert umfassende Arbeit zum Wohle der Jugend im kirchlichen, beruflichen, kulturellen und politischen Leben – getreu der Zielsetzung ihres Gründers – zurückblicken. Möge auch weiterhin die Arbeit unserer Kolpingsfamilie vom Segen Gottes begleitet sein.”