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Buchloe

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Was man sagt – und was man meint

veröffentlicht am

Die Kolpingbühne Buchloe seziert in ihrem neuen Stück „Plaza Suite“ die Beziehungen. Dabei wird die eine Ehe infrage gestellt und eine neue angebahnt.

Zahlenmäßig vorsichtig, aber doch interessiert nahm das Buchloer Publikum die neue Produktion der Kolpingbühne – Neil Simons „Plaza Suite“ unter der Regie von Paula Dempsey – auf. In den weiteren Vorstellungen ist in puncto Besucherzuspruch zwar noch Luft nach oben, der Schlussapplaus war aber berechtigterweise durchaus begeistert und herzlich. Das feine Kammerspiel handelt vor dem reizvollen Kostüm-Hintergrund der Mode der 1960er- Jahre von den zeitlosen Beziehungen der Geschlechter zueinander.

Neil Simon nimmt die Besucher in seinem Stück, das im Grunde drei kürzere Stücke bilden, mit auf eine differenzierte emotionale Reise – immer gespickt mit Humor, aber nicht nur.

Der „anstrengendste“ Akt ist vielleicht der erste: Ein wohlhabendes Ehepaar um die 50 ist, nachdem daheim die Maler werkeln, in der „Plaza Suite“ Nr. 719 des New Yorker Nobel-Hotels gelandet. Was als sentimentaler Erinnerungsabend an die Hochzeitsnacht vor einem knappen Vierteljahrhundert beginnt, entwickelt allmählich eine bittere Eigendynamik: Ehefrau Karen Nash (nuancenreich und mit Zwischentönen gespielt von Sigrid Holuba) sehnt sich anfangs schlicht nach Romantik. Doch Ehemann Sam Nash (Martin Lederle) ist der nüchterne Geschäftsmann ohne Sinn für ebendiese. Er möchte vor allem, dass sein geordnetes Middle-Class-Leben mit Gattin nicht aus den Fugen gerät. Sekretärin Jean McCormack (Sina Lederle) flattert da als bunter Schmetterling – und als sein Verhältnis – herein: „Jung, hübsch und schlank“, so wird sie von der Gattin eindeutig charakterisiert. Völlig unverhohlen verabredet sich die Sekretärin mit dem Chef, der soweit dem Klischee eines vom Ehealltag ernüchterten Mannes in der Midlife-Crisis entspricht. Die betrogene Ehefrau durchschaut natürlich das wenig verschleierte Arrangement und stellt natürlich die Ehe infrage. Sie spricht Klartext gegenüber dem Gatten. Der flüchtet aus der Situation und vor der Antwort und es ist die Aufgabe des Oberkellners (Max Walter), die alles entscheidende – und offen endende – Frage zu stellen: „Kommt er zurück?“

Das alles ist anstrengend, mühsam und hat seine Längen. Und der Zuschauer fragt sich irgendwann: Worauf steuert das zu, wie kommen die Protagonisten da wieder raus? Genau das soll das Stück leisten, denn eine vergleichbare Situation in der Wirklichkeit hätte ebenfalls diese Konstellation. Regisseurin Paula Dempsey jedenfalls hat ihre Darsteller sicher, präzise und ein Stück weit unerbittlich durch dieses Textbuch gelotst. Herausgekommen ist eine sorgfältige, überlegte, auf jeden Fall sehens- und hörenswerte Theaterarbeit.

Vordergründig leichter und heiterer geht es in den beiden anderen Akten zu, doch auch hier gibt es – auch wenn man mehr lachen darf – durchaus subtile doppelte Böden: Im mittleren Akt begegnen sich in der „Plaza Suite“ der Hollywood-Produzent Jesse Kiplinger (mit berechnendem Dandy-Charme überzeugend gespielt von Martin Schmalholz) und das „Landei“ Muriel Tate (Sina Lederle). Sie ist inzwischen dreifache Mutter, und betont immer wieder „glücklich verheiratet“ zu sein.

Vom ersten Satz an ist klar: Die beiden landen in der Kiste. Spannend ist vor allem, wie Muriel verzweifelt um ihren Ruf kämpft – „Ich bin eine anständige Frau!“ – und wie raffiniert sie am Ende von Jesse doch herumgekriegt wird. Es wollten letztendlich wirklich beide, da weder das geordnete Landleben noch der Hollywood-Jetset beide glücklich gemacht haben, seit man sich 17 Jahre zuvor aus den Augen verloren hat.

Die dritte Szene – hier geht es um das finanziell nicht ganz so gut gestellte Ehepaar Hubbley (Martina Lederle und Sigrid Holuba), das sich nach der Decke strecken muss, um ihre gut gebildete Tochter Mimsey (Sina Lederle) ganz nobel und kostspielig im Plaza-Hotel mit Borden Eisler (Martin Schmalholz) zu verheiraten.

Die Brautleute haben erst ganz am Schluss ihren großen Auftritt, denn die Braut hat vorher „kalte Füße“ bekommen und sich im Bad der Suite verbarrikadiert. Wie nun die Eltern versuchen, mit Zuckerbrot und Peitsche Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen, um die Tochter zum Verlassen des Bades und zur geplanten Eheschließung zu bewegen, hat viel Potenzial für Situationskomik. Paula Dempsey lässt ihre Darsteller dies gut dosiert, aber doch genüsslich ausspielen. Zugleich wird sehr deutlich, dass es genau das Vorbild der Eltern ist, das die Braut vor der Ehe zurückschrecken lässt. Ein lakonischer Knaller, der hier nicht verraten werden soll, bildet den Schluss des Stücks. Fazit: reingehen und selber schauen. (Buchloer Zeitung/Lucia Buch)

Weitere Spieltage: Samstag, 24.2., sowie die Freitage und Samstage am 1., 2., 8., 9., 15. und 16. März. Beginn ist ab 20 Uhr im Kolpinghaus in Buchloe.

Kartenvorverkauf: Zu den Öffnungszeiten im Weltladen und an der Abendkasse.