Die Buchloer Kolpingbühne überzeugt mit ihrem neuen Stück „Ein Geist kommt selten allein“. Die Komödie birgt allerlei kapriziöse und unerwartete Wendungen. Karten für weitere Vorführungen gibt es noch.
„Endlich ist es wieder soweit“ – mit diesen Worten begrüßte Reinhard Sesar für die Kolpingfamilie Mitwirkende und das Publikum zur Premiere des Theaterstücks „Ein Geist kommt selten allein“. Auf beiden Seiten war eine prickelnde Spannung spürbar, hatte man doch wegen der Pandemie auch bei der Kolpingbühne länger als üblich auf die nächste Neuinszenierung warten müssen.
Das Ergebnis konnte sich sehen lassen: Paula Dempsey – Regisseurin und auch selbst in einer kleinen Rolle zu sehen – hatte mit der Auswahl des Stückes ein glückliches Händchen bewiesen. Locker und mit Wortwitz, ganz im Stil espritgeladener Boulevardkomödien, nimmt der Autor Noel Coward Anfang der 1940-er Jahre Spiritismus und „Séancen“ auf die Schippe. Dies sicherlich auch mit dem Hintergedanken, im Krieg für etwas Aufmunterung und Ablenkung zu sorgen.
Mitte des 19. Jahrhunderts war der Spiritismus zunächst als eine „Mode“ in den USA aufgekommen und schwappte dann bis in die „Roaring Twenties“ nach Europa. Er wurde von christlichen Kirchen wie von wissenschaftsorientierten Kreisen gleichermaßen abgelehnt. Verständlich, wenn man den ganzen „Hokuspokus“ als ernst gemeinte Glaubens- und weltanschauungsbezogene Angelegenheit sehen will, was Coward zum Glück nicht tat – und auch die Buchloer Kolpingfamilie nicht. Die Schauspieler nahmen das Stück als das, was es ist: sicher kein inhaltliches Schwergewicht. Die Komödie erwies sich als ein locker-leichtes Gedankenspiel mit bisweilen kapriziös-unerwarteten Wendungen, über die man herzhaft lachen durfte. Dazu trug sicher auch das professionelle Können bei, mit dem Paula Dempsey ihrer siebenköpfigen Truppe feine, meist ironisch-sarkastische Nuancen – sei es mit Mimik, Gestik oder Betonung – entlockte.
Da war an erster Stelle die als „Madame Arcati“ begeisternde Sigrid Holuba, die die Rolle der Séancen abhaltenden Fachkraft mit herzerfrischender Überdrehtheit spielte. Kurz: Ihr war die Rolle wie auf den Leib geschrieben. Gut besetzt war auch der Part des larmoyant-dandyhaften Charles Condomine mit Martin Lederle. Er fand sich wieder in einer zunehmend abstruseren Ménage à trois zwischen seiner verstorbenen Ehefrau Elvira (Brigitte Müller) und der aktuellen, deutlich jüngeren Gattin Ruth (Julia Nehrke), die einander in herzlicher Eifersucht zugewandt sind. Wie die Situation aufgelöst wird, soll hier nicht verraten werden, um die Spannung nicht zu nehmen.
Komplettiert wird dieses seltsame amouröse Setting durch den Leibarzt und Freund des Hauses, Dr. George Bradman (Andreas Gerhardt), dem auch die Rolle des Skeptizisten gegenüber aller Spiritismusgläubigkeit zukommt, sowie seiner Gattin Violet (Paula Dempsey) als Verkörperung dörflich-kleinstädtischer Neugierde. Edith – gespielt von Christina Walter – ordnet man zunächst als klassische Nebenrolle ein. Gegen Ende kommt ihr jedoch eine unerwartet wichtige Funktion im Handlungsverlauf zu, quasi eine Aufwertung zur Fast-Hauptrolle auf den letzten Metern.
Die Bühne im Buchloer Kolpinghaus hat das Bühnenbau- und Technikteam um Werner Holuba in ein reizvolles Refugium, irgendwo zwischen Spätviktorianismus, gut situierter Bürgerlichkeit der 20-er und 30-er Jahre und leiser Vorwegnahme der 50-er Jahre verwandelt. Gleiches gilt auch für die liebevoll-charmant gestalteten Kostüme sowie die aussagekräftige Maske.