Jakobsweg

Der Pilgerweg

Der Pilgerweg

Santiago de Compostela, Hauptstadt von Galicien und Wallfahrtsort für die Christen, liegt im Nordwesten von Spanien.
Es ist die Stadt des Apostels „Sant Jago“. Jakobus der Ältere war einer der zwölf Apostel Christi. Der Überlieferung zufolge hat Jakobus das Evangelium in Spanien verkündet. Nach seinem Tod in Jerusalem überführten seine Jünger seine Gebeine mit einem Schiff zur nordwestlichen Küste Hispaniens und brachten sie von dort weiter ins Innere Galiciens, wo er begraben wurde und wo sich heute Santiago de Compostela befindet.

Mit der Zeit geriet der Ort in Vergessenheit. Doch wie man sich erzählt, erschien im Jahre 813 ein Stern oder ein leuchtender Strahl am Himmel, der die Lage des Grabes anzeigte. Dieser Ort wurde „campus stellae“, Feld des Sternes, genannt, wovon sich der Name Compostela abzuleiten scheint.
Seit diesem Augenblick verbreitete sich die Kunde über den Fund der Gebeine des Apostels Jakobus im ganzen Abendland. Von überall her begannen nun Pilger zum Grab zu wallfahren.

Die Stadt Santiago de Compostela wurde die wichtigste Stätte der Christenheit nach Rom und Jerusalem. In deutschen Landkarten des Mittelalters heißt Spanien geradezu „Jakobusland“ oder „Land des Santiago“.
Die Route, der die Pilger nach Santiago de Compostela folgten, nannte man den Jakobsweg. Nachdem die Pilgerstraßen aus verschiedenen Gebieten Europas aufeinander zu liefen, erreichten sie Spanien an zwei Stellen der Pyrenäen: an den Bergpässen von Somport (Aragonien) und Roncesvalles (Navarra); von dort aus mussten die Pilger noch etwa achthundert Kilometer bis Santiago de Compostela zurücklegen.

Über den Jakobsweg gelangte neues Gedankengut nach Spanien, ebenso die romanische und gotische Kunst, Literatur sowie die unterschiedlichsten Lebensweisen der europäischen Völker. Santiago de Compostela seinerseits entwickelte sich zu einem Ort der Begegnung und zu einem Mittelpunkt von Kultur und Geistigkeit für ganz Europa. Der Name – Jakob, Jacopone, Saint Jacques, Saint James u.s.w. – ist der Name vieler Straßen, Kirchen und Krankenhäuser in allen größeren europäischen Städten geworden. Für die einfachen Leute war die Wanderung auf dem Jakobsweg ein Beweis christlicher Gläubigkeit, denn sie gingen ohne Waffenschutz, wie ihn die Fürsten und Ritter trugen. Sie waren oft von Dieben und Räubern bedroht, und kriegerische Auseinandersetzungen zwischen den Muselmanen und den Christen auf spanischem Gebiet machten die Strecke vollends unsicher.

Weil es eine so heilige Stätte für die Christen war, ließ der moslemische Wesir Al-Mansur im Jahr 997 die Stadt und die Basilika dem Erdboden gleichmachen. Al-Mansur befahl, dass die christlichen Gefangenen die Türen und die Glocken der Basilika nach Córdoba, der Hauptstadt des Kalifats, bringen sollten Später, im 13. Jahrhundert, sorgte König Ferdinand III. der Heilige, nachdem die Stadt wieder eroberte wurde, dafür, dass die Glocken nach Santiago zurückgebracht wurden. Diesmal wurden sie von maurischen Gefangenen getragen.

In der großen Zeit des Pilgertum folgten jährlich ungefähr eine halbe Million Menschen dem Jakobsweg. Unter ihnen befanden sich berühmte Pilger wie die Könige Louis VII. von Frankreich und Edward I. von England, und auch die Katholischen Könige – Ferdinand und Isabella – und Kaiser Karl V. und König Philipp II. Noch heute kommen viele Pilger nach Santiago de Compostela, die den Weg zu Fuß, zu Pferd oder mit dem Fahrrad machen. Meist sind es einige tausend jedes Jahr, aber viel mehr sind es in den „Heiligen Jahren“, in denen der 25. Juli, der Jakobstag, auf einen Sonntag fällt.