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Kolpingsfamilie

Oberwesel

Portrait Adolf Kolping
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Ältester Verein von Oberwesel feiert Jubiläum - Kolping in Oberwesel ist eine echte Marke

veröffentlicht am

Wenn am Fronleichnamstag die Kolpingsfamilie Oberwesel ihr 160-jähriges Bestehen feiert, dann kann der Verein mit rund 400 Mitgliedern um ihre Vorsitzende, Nora Eisenhauer, nicht nur auf eine 160jährige Geschichte blicken, sondern auch mit Stolz behaupten, dass diese Institution in den letzten Jahrzenten das gesellschaftliche Leben in Oberwesel inhaltsreich mitgeprägt hat.

Kolping in Deutschland als auch weltweit, das ist christlich motivierte Vielfalt, mit 400.000 Mitgliedern, die zurückgeht auf den Gründer der Katholischen Gesellenvereine in der Zeit der Industrialisierung. Der gebürtige Kerpener Adolph Kolping entwickelte sein Leben vom Schuster zum Priester und war stark schriftstellerisch engagiert – u. a. durch die Herausgabe der Rheinischen Volksblätter. Er begründete zahlreiche Gesellenhäuser, um den jungen Handwerkern Wohnung und Bildung zu ermöglichen. Dies ist auch bis heute ein Schwerpunkt von Kolping International.

Am 4. Dezember 1864 kommt der Vorstand des Bopparder Gesellenvereins nach Oberwesel und berichtet über seine Aktivitäten, seit ihrer Gründung im Jahre 1863. Der Oberweseler Kaplan Peter Linz nimmt den Ball auf und erläutert den Gesellen und Lehrlingen in Oberwesel den Zweck der Gesellenvereine. Als erster Präses stellt er sich letztendlich an die Spitze des Katholischen Gesellenvereins in Oberwesel, und der heute älteste Ortsverein der Stadt war geboren.

Vom Meister- und Gesellenverein zur Kolpingsfamilie

Im Gesellenverein ging es immer auch um eine geistige Heimat und so standen Vorträge über religiöse, geschichtliche oder naturwissenschaftliche Themen auf der Agenda. Auch Kurse und Fortbildungen in Verbindung mit der Handwerkskammer wurden angeboten. Schon 1866 bildete sich eine Laienspielgruppe, später noch ein Chor.

1924 erwuchs aus dem damaligen Gesellenverein – zunächst und für lange Zeit als Sportabteilung, die DJK Rheinwacht Oberwesel – welche in diesem Jahr ihr Hundertjähriges begeht. Nur drei Jahre später, entsteht das Blasorchester, angetrieben durch Präses Haus, der besonders die Jugend begeistern konnte.

Die Zeit des Nationalsozialismus stellte auch für die Gesellenvereine erhebliche politische Probleme dar und so wurde 1933 von der Deutschen Zentral-versammlung der Kath. Gesellenvereine beschlossen, sich in Kolpingsfamilie umzubenennen. Lange zuvor hatte man schon Meister, also ehemalige Gesellen, zugelassen. Das sollte letztendlich das Vereinsleben über schwierige Zeiten hinweg sichern. Mitglieder der Vereinigung in Oberwesel, namentlich Hermann Karbach und Jakob Becker, stellten sich den Nazis unerschrocken entgegen und hatten dadurch erhebliche Nachteile zu erleiden. Viele Mitglieder gingen durch die nationalsozialistischen Beschränkungen und den Krieg verloren, aber der Verein wurde hinübergerettet und nun ging man an den Neuaufbau.

Auf Initiative von Kolping wurde 1948 am Marktplatz das große Kreuz wieder aufgerichtet. Es steht in Oberwesel sozusagen sinnbildlich für den Wiederaufbau.

In den 50er und 60er Jahren fanden regelmäßige Pfarr- und Bildungsabende statt. Der Verein wird Träger des Volksbildungswerkes in Oberwesel. Martins- und Nikolauszug wurden wieder von der Kolpingsfamilie durchgeführt und das Aufleben der Fastnachtsveranstaltungen nahm seinen Lauf.

Von der Internationalen Jugendburg zum Gesundheitscampus

Besonderes Zeichen des Aufbaus nach dem 2. Weltkrieg war die Gründung des Vereins Internationale Jugendburg Kolpinghaus auf Schönburg am 3. März 1951. Hier hatte die Kolpingsfamilie mit dem jungen Abgeordneten Johann Peter Josten die Aufgabe übernommen, aus der völligen Ruine des nördlichen Teiles der Schönburg eine erste internationale Jugendbegegnungsstätte nach dem Krieg zur Friedensarbeit entstehen zu lassen.

Dieses Werk sollte nach Einweihung durch Präsident Theodor Heuss, Kanzler Konrad Adenauer, Bischof Wehr und Nuntius Bafilé für 65 Jahre eine einzigartige Friedens-Initiative starten. Denn von hier aus gründete sich u. a. die Aktion ‚Versöhnung über den Gräbern‘, als gemeinsames Unternehmen der evangelischen und katholischen Jugend in Deutschland sowie die Jugendgemeinschafts- und Sozialdienste des Kolpingwerkes.

Bevor der Verein Kolpinghaus auf Schönburg 2017 das Erbbaurecht mit stattlichem Gebäudekomplex an die Stadt zurückgegeben hat, konnten hier insgesamt mehr als 100.000 Menschen aus über 80 Nationen vom Zeltlager, über Mehrbettzimmer bis zum Einzelzimmer untergebracht und die Völkerverständigung gefördert werden. Aus diesem Grunde setzte die Kolpingsfamilie 2019 durch fünf Basalt-Stelen, als menschliche Darstellung, mit dem Titel: ‚Begegnung der Kontinente‘ auch ein Erinnerungsdenkmal im Bereich der Mantelmauer, nach dem Eingang in die Schönburg.

In den 70er tun sich derartige Vereine schwer und die Mitgliederzahl geht auf unter 100 zurück. Es entsteht der Jugendheim e.V. und das Bildungswerk Oberwesel wird als VHS für die neu entstandene Verbandsgemeinde institutionalisiert.

Zum Ende der 70er Jahre und Anfang der 80er Jahre entwickelt die Kolpingsfamilie durch starke Mitgliederzuwächse junger Erwachsener und junger Familien neue Bereiche. Kulturelle Veranstaltungen stehen jetzt im Mittelpunkt der Vereinsarbeit. Sogar eine Freizeit-Fußballmannschaft wird gebildet und die Begegnungsangebote im Rahmen der Internationalen Jugendwochen auf der Schönburg feiern legendäre Urständ mit Jugendgottesdiensten sowie Grill- und Liederabenden gemeinsam mit jungen Menschen aus aller Welt.

Jüngstes Projekt der Oberweseler Kolpingfamilie ist die Umwandlung der ehemaligen Loreley-Kliniken in ein Gesundheitszentrum. Hier hatte sich bereits 1984 ein Arbeitskreis innerhalb der Kolpingsfamilie gebildet und damals schon für den Erhalt des Krankenhauses engagiert. 1991 entstand daraus der Kolping-Förderverein St. Werner Krankenhaus und Altenheim Oberwesel e.V., gegründet im Kolpinghaus auf Schönburg. Seit 1993 bietet der Verein ein Bildungs- und Begegnungsprogramm für ältere Menschen. Von 1993 bis 2003 kämpfte der Verein für das Altenheim, was dann sogar zum Bundesmodellprojekt wurde. Folgerichtig übernahm 2020 der Kolping-Förderverein Krankenhaus & Seniorenzentrum dann die Anteile der Marienhaus und wurde so zum Mehrheitsgesellschafter der Krankenhaus GmbH St. Goar – Oberwesel und damit Motor der großen Aufgabenstellung, gemeinsam mit Stadt und Verbandsgemeinde, das Krankenhaus zu einem Gesundheitscampus zu gestalten. Hier entwickeln sich dank guter Berater und erfolgreicher Arbeit die Dinge sehr zukunftsorientiert.

Vom Kolping Jubiläumstag zum Fröhlichen Sommerfest

Aus Anlass dieser Historie feiert der Verein einen sogenannten Kolping Jubiläumstag an Fronleichnam, dem 30. Mai 2024. Übrigens, vor 10 Jahren zum 150-jährigen Festtag am 1.Mai 2014, gratulierte die Ministerpräsidentin Malu Dreyer, höchst persönlich vor Ort auf dem Marktplatz der Stadt und lobte das sozial-gesellschaftliche Engagement des agilen Generationen-Vereins.

Nun, am 30. Mai in diesem Jahr, startet der Jubiläumstag ebenso am Marktplatz. Nach dem Freiluft-Gottesdienst um 10 Uhr, mit anschließender Prozession zur Liebfrauenkirche, findet dort im Vikarie-Garten und auf dem Adolph-Kolping-Platz ein Familienfest statt. Schon Adolph Kolping war die Familie wichtig, was sich in dem Bild: „den Gesellen eine Familie zu geben“ ausdrückte. So bietet die Veranstaltung auch etliche familiengerechte Spiele und Bewegungsmöglichkeiten. Neben Grillgut und Salat erwartet die Besucher auch frisches Fassbier und Oberweseler Wein.

Da sich das Kolpingwerk u. a. auch für Integration und gesellschaftliche Teilhabe einsetzt, ist auch wieder der orangefarbene Transporter des Kolping-Netzwerk für Geflüchtete mit dabei. Die Kolping-Roadshow, die in den letzten Jahren schon mehrfach in Oberwesel Station gemacht hat, möchte Menschen für die Bedürfnisse Geflüchteter sensibilisieren und zum Engagement gelingender Integration motivieren.

Eine weitere Jubiläumsveranstaltung schließt sich am 14. Juni an, dann wird am Gesundheitscampus weiter gefeiert: und zwar 20 Jahre Loreley-Seniorenzentrum und 40 Jahre Kolping-Engagement für Krankenhaus und Altenhilfe mit einer Feststunde ab 11.00 Uhr und anschließendem munteren Sommerfest.

Und am 6. Juli findet dann im Gesundheitscampus noch die Diözesanversammlung aller 74 Kolpingsfamilien des Bistums Trier statt.

Auch das Kolpingwerk insgesamt begeht im kommenden Jahr ein Jubiläum, denn die Keimzelle des Verbandes entstand am 6. Mai 1849 mit dem Kölner Gesellenverein. In 175 Jahren konnte so die Idee des Gesellenvaters für politische, religiöse und gesellschaftliche Bildung wachsen und stellt heute mit mehr als 400.00 Mitgliedern in über 60 Ländern ein international agierender Sozialverband dar.

 

Nora Eisenhauer, die Vorsitzende der Kolpingsfamilie, schreibt in ihrem Grußwort: ‚Mit unseren rund 400 Mitgliedern verstehen wir uns als Teil der Zivilgesellschaft und gestalten und prägen das Gemeindebild in unserer Stadt nach dem Motto “verantwortlich leben, solidarisch handeln” aktiv mit‘.

Aktuell lebt die größte Kolpingsfamilie im Bistum Trier durch verschiedene Angebote und Gruppen, wie dem Blasorchester, den Fastnachtern, den jungen Familien und dem Kolping-Förderverein, welcher zusätzlich 260 Mitglieder aufweisen kann. Auch findet alljährlich eine Familien-Wallfahrt statt.

Daneben widmen sich die Oberweseler Kolpinger zahlreichen Projekten, wie der Caritas-Wunschbaumaktion oder in der Partnerschaftsarbeit mit Bolivien oder auch Burundi. Fünf Altkleider-Container stehen dazu im Stadtgebiet und auch eine Schuhsammelaktion hat in den vergangenen Jahren für Erlöse zugunsten dieser Projekte in Südamerika und Afrika beigetragen. In der Corona-Hochphase hat der Förderverein Schnelltest angeboten. Und es wurde ein neuer Service für ältere Menschen 2021 gestartet.  Mit der Kolping-Stadtbuslinie zum Einkaufen: Einmal wöchentlich am Donnerstagnachmittag werden Senioren von Kolpingmitgliedern zum Einkauf per Bus in den Einkaufsbezirk und zurückbegleitet. Die Begleitperson hilft beim Ein- und Aussteigen und evtl. bei weiteren Bedarfen.