Verbandsstruktur
Die kleinste organisatorische Einheit ist die Kolpingsfamilie. Sie will eine Gemeinschaft sein, in der Menschen aus allen Altersgruppen partnerschaftlich und familienhaft miteinander umgehen. Die Mitglieder möchten aktiv an der Erneuerung unserer Gesellschaft mitgestalten. Dazu will die Kolpingsfamilie den Einzelnen befähigen, als Christ sein Leben, in Familie, Beruf und Staat verantwortungsbewußt zu gestalten. Eine Kolpingsfamilie ist keine ”geschlossene Gesellschaft”, sondern lädt zum aktiven Mittun ein!
Mehrere Kolpingsfamilien einer Region können sich zu einem Bezirksverband zusammenschließen. Das macht es möglich, Veranstaltungen und Aktionen durchzuführen, die für eine einzelne Kolpingsfamilie nicht in Frage kommen.
Alle Kolpingsfamilien eines Bistums bilden gemeinsam einen Diözesanverband.
In Deutschland gibt es 27 Diözesanverbände, die das Kolpingwerk Deutschland mit insgesamt 275.000 Mitgliedern in 2.800 Kolpingsfamilien bilden.
Die einzelnen Nationalverbände haben sich wiederum im Internationalen Kolpingwerk zusammengeschlossen. Derzeit ist das Kolpingwerk weltweit in rund 50 Ländern vertreten. Ein Nationalverband entsteht aber erst, wenn eine Mindestanzahl an Kolpingsfamilien die Gewähr für eine beständige Arbeit bietet.
Einrichtungen
Die Geschichte des Kolpingwerkes
Für nahezu ein Jahrhundert bleibt der Verband durch die Zielgruppe der ledigen Handwerksgesellen und die Grundlinien der praktischen Verband- sarbeit geprägt. Die beruflich bedingte Wanderschaft führte die Gesellen in viele Gesellenvereine. Dadurch entstand ein lebendiges Verbandsbewußtsein. Weite Verbreitung finden die Einrichtungen wie Gesellenhäuser, Spar-, Kranken-, Sterbekassen. Weitere Gesellen- vereine entstehen ortsbezogen, die Verbandsstruktur mit Diözesan- und Zentralverbänden bildet sich heraus. Der katholische Gesellenverein versteht sich als Teil der katholischen Sozialbewegung; er steht damit in den damaligen Auseinandersetzungen um Sozialpolitik, Hand- werksorganisation und Gewerkschaftsfrage.
Nach dem 1. Weltkrieg wirken sich die allgemeinen Demokratisierungs- tendenzen auch im Verband aus; so erhalten die Gesellen weitere Mitwirkungsmöglichkeiten. Mit der Machtergreifung durch den National- sozialismus wird die Verbandsarbeit behindert, zum Teil verboten. Viele Kolpingsfamilien ziehen sich in den innerkirchlichen Raum zurück, in der DDR bis zum Fall der Mauer.
Nach 1945 beginnt der Neuaufbau in der Bundesrepublik Deutschland auf neuen Fundamenten, wie sie bereits 1933 zugrunde gelegt worden sind. Neben den Gesellenvereinen (Gruppe Kolping) steht jetzt die Gruppe Altkolping, frühere Ehemalige, die bis dahin aufgrund von Heirat und wirtschaftlicher Selbständigkeit aus dem Verband ausscheiden mußten. Beide Gruppen bilden die Kolpingsfamilie. Ein besonderer Wandlungsprozess prägt seither die Verbandsgeschichte. Zunehmend finden Menschen, die nicht zur traditionellen Zielgruppe gehören und aus unterschiedlichen Berufen und sozialen Schichten kommen, Interesse an der pfarrbezogenen Kolpingsfamilie. Diese versteht sich jetzt als familienhafte und generations-übergreifende Gemeinschaft.
Eine weitere Öffnung erfolgt durch die Gründung der Gruppe Jungkolping und Aufnahme weiblicher Mitglieder im Jahre 1966. Auf dem Hintergrund gesellschaftlicher und kirchlicher Wandlungen hat sich dieser Prozess in den Kolpingsfamilien entwickelt und dann durch Programm und Satzung seine verbandliche Absicherung gefunden. Mit der Beschlussfassung über die “Aktion Brasilien” 1968 erfolgt eine rasche Ausbreitung des Verbandes im internationalen Bereich. Weltweit gelingt es, die Ideen Kolpings in unterschiedlichen Nationen und Kulturen umzusetzen und wirksam werden zu lassen. Seit der Wiedervereinigung 1990 besteht das Kolpingwerk Deutschland wieder als gesamtdeutscher Bundes- verband.
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