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Kolpingsfamilie

Kronach

Portrait Adolf Kolping
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Dem Bauern Andres zum Gedenken

veröffentlicht am

Am 08.04.1964 verstarb völlig überraschend unser Kolpingbruder Heimatdichter Andreas Bauer. Als “Bauern Andres” war er im ganzen Frankenwald bekannt und beliebt.
Mit Beiträgen verschiedener Autoren wollen wir an unseren Kolpingbruder erinnern:

Wir hatten als Mitglieder der Kath. Jugend Neuses das Glück, unser Debüt unter der Regie von Andreas Bauer in seinem Lustspiel “Verkehrt gschworn” geben zu dürfen.  Ich sehe ihn immer noch vor mir, wie er vor und auf der Bühne mit uns arbeitete, vormachte, verbesserte, lobte und auch kritisierte und dazwischen auch das Schnupfen nicht vergaß. Er war es, der uns mit der Theaterkrankheit infizierte, die bei mir und anderen bis heute angehalten hat und letztendlich zur  Gründung der “Theatergruppe Neuses” führte. Er war voller Freude über uns begeisterte jungen Menschen, aber sein Versprechen, “füe euch Neusiche schreib ich a Stückla”, konnte er leider nicht mehr wahrmachen, weil er noch im selben Jahr für uns alle vollkommen überraschend starb. Aber ich bin mit sicher, dass er auch im Himmel weiter ernste und heitere Theaterstücke inszeniert und dass viele Engel lustige Frankenwaldlieder singen können.

Hans Schrepfer, Theatergruppe Neuses

In Steinberg wurden Anfang bis Mitte der 60iger Jahre Theaterstücke des Bauern Andres unter Federführung des Kriegervereins und der Kath. Jugend aufgeführt. Da war der Verfasser selber noch zugegen, sowohl teilweise bei den Proben als auch bei den Aufführungen im ?Frackssaal?, wie sich heute noch damalige Spieler erinnern können. Seit dieser Zeit haben Stücke des Bauern Andres in Steinberg eine große Tradition, denn immer wenn sich in den Jahren danach und bis heute Steinberger Theaterfreunde zum Theaterspielen aufrafften, waren es seine Stücke die gespielt wurden.

Nachdem man im Jahre 2011 ein eigens von Hans Schrepfer über Steinberg geschriebenes Stück ?Die Staaberche Heilingschrubbe? zur Aufführung brachte, wagte man sich im Jahre 2013 aus Anlass des 100jährigen Kirchenjubiläums an das Stück ?Der Gottesfriede von Steinberg?, das der Bauern Andres eigens für Steinberg geschrieben. Diese Aufführung war auf jedem Fall eine große Herausforderung, nicht nur weil es unter freien Himmel gespielt wurde, sondern weil man auch nicht einschätzen konnte, wie dieses doch ernste Stück auch beim Publikum ankommen werde.

Doch der Einsatz hat sich gelohnt und das Echo aller Besucher war überwältigend und sollte Ansporn sein, sich vielleicht trotzdem mal an das Stück ?Hinterm Schlehdorn? von unserem Bauern Andres zu wagen, gerade in diesem Jahr, wo unserm Bauern Andres aus Anlass seines 50igsten Todestages besonders gedacht wird.  Ein mitunter ernstes Stück, so geschrieben wie es in der damaligen Zeit mit Sicherheit auch war, mit einem traurigen Ende, weshalb vor allem noch einige Aktive einer solchen Aufführung in der heutigen Zeit skeptisch gegenüberstehen. Die Planungen ob dieses Stück oder evtl. auch mal wieder ?Dä Reigschlaaft? gespielt werden laufen noch und es wird in nächster Zeit eine Entscheidung fallen. Wenn alles klappt, so wollen wir im November 2014 auf alle Fälle wieder ein Stück unseres Bauern Andres spielen, denn der Zuschauerzuspruch von teilweise über 1200 Besuchern bei den jährlichen Veranstaltungen zeigt wie beliebt die Stücke des Bauern Andres auch in der heutigen Zeit noch immer sind.

Norbert Schülein, Theatergruppe Steinberg

Andreas Bauer war nicht nur mein Vorvorvorgänger als erster Kulturreferent des Landkreises Kronach, der mit seiner großen Theaterbegeisterung übrigens unseren Kulturring mit aus der Taufe hob, er war auch der erste hiesige Mundartautor, den ich nach meinem Amtsantritt in Kronach in der Aufführung ?Die Schneimülle? wenigstens durch sein Werk kennenlernen durfte.

Im großen Saal des damaligen Katholischen Vereinshauses spielte die eingeschworene Kolping-Darstellerschar das überaus lebensnah und schlitzohrig-witzig geschriebene Theaterstück, dessen penible Sprachverliebtheit das offensichtlich viele Textzeilen lautlos mitsprechende Publikum begeisterte.

Was bei aller Vergnüglichkeit oft verkannt wird, ist die hohe Qualität der Bauerschen Texte und für mich kann man ihn gerne mit Fug und Recht den ?Shakespeare des Frankenwaldes? nennen. Mein Mann und ich schätzen dieses Niveau und wir haben uns zur Errichtung seines Denkmals im Gärtlein bei der Annakapelle lustige Übersetzungen ins Französische und Chinesische zu einem seiner Gedichtla einfallen lassen. Ich bin schon traurig, dass ich diesen Kulturtitanen nicht mehr persönlich kennenlernen durfte, aber seine Tochter Anneliese meinte kürzlich, wir Beide hätten uns bestimmt gut verstanden.

Gisela Lang M.A, Kreiskulturreferentin

  
 

Meist war er mit dem Fahrrad irgendwo unterwegs. Gleich hat er wen getroffen, mit dem er was zu besprechen hatte. Also absteigen vom Rad, die Schnupfdosen raus und neigelangt, den Tabak zwischen die Finger zsamgedrückt, zurechtgemacht zur Nousneinführung, aber es muss ja geredt wern. Die formgerechte Pris an die linke Hand übergeben, einiges fiel zu Boden, nach einer längeren Redezeit zurückgegeben in die rechte Hand, dabei einige Transportverluste der Stehplatz wurde eingestreut. Dieses Schnupfritual wurde sehr oft wiederholt. Als dann endlich der Restposten ins Nasenloch eingeschoben und eingeschnauft wurde, war es passgenau.

So war es auch immer an seinem Stammplatz in der Klosterkirche. Es wurde während dem Hochamt fest geschnupft. Er war ja nicht allein mit dieser Handlung, denn vor der Wandlung griff auch der Pater Dr. Stehle noch einmal in seine Schnupfdose. Der Stammplatz vom Andres im Lauf der Sonntage eben wie mit Sahara-Sand angebräunt. Der Ehrfurcht der Kirchenreiniger war es zu verdanken, dass noch nach Wochen nach seinem Tod die Tabakreliquien verschont wurden.

Wir wollten ihn nicht so schnell vergessen, den, der immer etwas Zeit hatte, Menschen anzusprechen ? der mit uns sang, Theater spielte, Lieder und Gedichte von Freude und Leid in Kronacher Mundart an unsere Ohren und ins Herz brannte, der vielen ein väterlicher Freund war vor allem seiner Kolpingsfamilie, die seine Heimatklassiker spielen solle.

Eben einer, den man nicht vergisst.

Heinrich Schreiber, Akademischer Bildhauer, Ehrenbürger der Stadt Kronach

?Wir verlieren unser bestes Mitglied? schreib die Kolpingsfamilie vor 50 Jahren in ihrem Nachruf für den Bauern Andres. Viele Jahre hatte er das Leben und die Arbeit der Kolpingsfamilie geprägt und sollte dies auch noch lange nach seinem plötzlichen Tod tun. Niemals gezählt wurden die Besucher, denen er im großen Vereinshaussaal mit seinen Theaterstücken eine große Freude machte und so manches Schmunzeln auf die Lippen zauberte. Er hat den Frankenwälder in seiner ganz eigenen Art so portraitiert, dass sich jeder darin wiederfinden konnte. Die kleinen und großen Schwächen hat er sprachlich karikiert und so in Worte gefasst, dass es die ?Betroffenen? annehmen konnten ? dass dabei auch die ?Preußen? immer wieder ihr ?Fett weg bekamen?, versteht sich von selbst.

Erna Schmitt, Albert Porzelt und Fritz Schedel, Heinz Stengel, Elisabeth Renner und viele andere Kolpingmitglieder hatten, neben seinen beiden Töchtern, die Ehre und die Freude, mit und unter ihm spielen zu dürfen. Seine Begeisterung war dabei ebenso sprichwörtlich wie seine Akribie, mit der er arbeitete.

Darüber hinaus hat er sich über viele Jahrzehnte für seine Kolpingsfamilie eingesetzt. Beispielhaft sei hier nur an den Rückkauf des damaligen ?Gesellenhauses?, des späteren Katholischen Vereinshauses, erinnert, zu dem er den Anstoß lieferte und bei dem er die Verhandlungen führte. Theater wird bei Kolping derzeit nicht gespielt, die Stückla des Bauern Andres liegen im Archiv ? doch immer noch denken die Kolpingmitglieder gerne an ihren Kolpingbruder, den Bauern Andres!

Matthias Simon, Vorsitzender der Kolpingsfamilie Kronach