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Kolpingsfamilie

Kronach

Portrait Adolf Kolping
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Bei Drogen nicht wegschauen, sondern handeln

veröffentlicht am

Auf Einladung der Kolpingfamilie Kronach informierte am 14.03.2013 Karin Brandl über unterschiedliche Drogen und ihre Wirkungsweise. Die Kriminalhauptmeisterin ist Drogenpräventions-Beauftragte der Kripo Coburg.
Zwei Babies sitzen im Sandkasten und  hängen an leeren Bierflaschen. Die Gäste im katholischen Pfarrzentrum Kronach lachen. Die anderen Bilder, die die Kriminalhauptmeisterin im Laufe ihrer 90-minütigen Präsentation zeigt, sind alles andere als zum Lachen: Jugendlichen wird Alkohol mit einem Trichter eingeflößt, ein total demoliertes Unfallauto und ein ausgemergelter junger Mann, bei dem man jede Rippe seines Brustkorbs einzeln zählen kann.Brandl klärt bei vielen Veranstaltungen Kinder und Jugendliche, aber auch Eltern und Erwachsene über legale und illegale Drogen auf. Sie informiert anschaulich, locker und ohne den erhobenen Zeigefinger. Trotzdem merkt man ihr deutlich an, insbesondere wenn sie von ihrer täglichen Arbeit mit Jugendlichen im Drogensumpf spricht, dass es ihr ein Herzensanliegen ist, Kinder vor diesem Schicksahl  zu bewahren ? gerade weil sie die Konsequenzen kennt.

 ?Prävention fängt im Elternhaus an. Kinder schauen sich schon sehr früh ab, was ihre Eltern machen. Wenn hier ein Konsum von Alkohol und Medikamenten stattfindet, werden sie es als normal empfinden?, zeigte sie sich sicher. Seit 1990 habe sich die Anzahl der  Jugendlichen, die wegen Alkoholmissbrauch in Kliniken kommen, mindestens verdoppelt. Durchschnittlich begännen Kinder bereits mit elf Jahren zu trinken. ?Der erste Trinkpartner der Kinder ist zu 61 Prozent die Eltern, gefolgt von den Großeltern?, so Brandl. Wer aber den Eltern den schwarzen Peter zuschiebt, mache es sich zu leicht. ?Oft sind es Mutproben oder Gruppenzwang. Wenn man in YouTube Komasaufen eingibt, kommen Videos, von denen es einem schlecht wird?, erzählte die Referentin. Alkohol sei nach wie vor die Volksdroge Nummer Eins. Statistisch trinke jeder Deutsche im Jahr 142,2 Liter Alkohol und damit rund 10 Liter reinen Alkohol – etwa vier Mal so viel wie gesundheitlich vertretbar wäre. ?Im Alkoholkonsum sind wir Weltspitze, aber auch bei alkoholbezogenen Krankheiten, Unfall-, Todes- und Verbrechensraten?, verdeutlichte sie und berichtete von Trends wie Komasaufen, also Trinken bis zum Umfallen, oder Binge-Trinken, das Konsumieren einer  großen Menge Alkohol in kurzer Zeit. ?Eine halbe Flasche hochprozentiger Alkohol innerhalb einer halben Stunde kann bei Jugendlichen zu Tode führen?, appellierte sie. Kofferraumsaufen oder Vorglühen ist der Konsum von selbst mitgebrachten Alkohol, bevor man eine Lokalität aufsucht. ?Früher hatten wir Töchter, die konnten kochen wie ihre Mütter. Heute haben wir Töchter, die können saufen wie ihre Väter?, machte Brandl klar, dass Mädchen den Jungs in Nichts nachstehen. Sie erzählte von einer 16-Jährigen, die mit unglaublichen 3,9 Promille noch stand ?wie eine Eins?.  

Auch bei anderen Drogen gebe es neue Trends und Phänomene. Brandl ging auf das Schnüffeln oder Gasen ein, wobei verschiedene Giftstoffe inhaliert, durch die Lunge absorbiert werden und direkt ins Hirn gelangen. ?Innerhalb kürzester Zeit sterben Tausende Gehirnzellen ab. Man wird regelrecht doof dabei?, verdeutlichte sie. Zu den halb legalen Sachen zählten beispielsweise Kräutermischungen. Sogenannte legal highs und research chemicals ( RC´S), chemische psychoaktive Substanzen, werden häufig als legaler Ersatz zu illegalen Drogen konsumiert. Hier biete das Internet eine Riesen-Plattform. Von den Partydrogen seien circa  280 auf dem Markt. Die meisten seien unerforscht, die Konsumenten quasi Versuchskaninchen. Etablierte Drogen sind beispielsweise Cannabis, Marihuana oder Haschisch. Cannabis ist die meist konsumierte Droge weltweit. Sie hat eine eher beruhigende Wirkung. Dahinter folgt Crystal-Speed. Weil es praktisch ?vor der Haustür? in Tschechien hergestellt wird, spielt es eine große Rolle im Landkreis Kronach. Chrystal oder auch Speed zählen zu den Amphetaminen – synthetisch hergestellter Substanzen  mit aufputschender Wirkung. ?Man assoziiert es häufig mit dem modernen Lebensstil: fleißig unter der Woche, am Wochenende eine intensive Freizeitnutzung?, wusste Brandl.

Ziel müsse sein, den Drogenkonsum bereits im Vorfeld zu verhindern. Besonders wichtig sei hier das Elternhaus. ?Gehen sie mit dem Thema offen um und reden sie darüber?, appellierte sie. Die meisten Jugendlichen beklagten nämlich, dass es niemanden interessiert habe. Es gebe Anzeichen wie beispielsweise ein ungesundes Aussehen oder starke Gewichtsabnahme.  Oft wechselten auch die Jugendlichen den Freundeskreis, fielen in der Schule ab oder gäben frühere Hobbies auf. Eindeutige Symptome gebe es leider nicht, dafür aber Signale, die man unbedingt erst nehmen müsse.

Karin Brandl zeigt den Gästen verschiedene Arten von Drogen.

Text und Bilder: Heike Schülein, freie Autorin, Wihelmsthal-Steinberg