KF Giesing beschäftigte sich mit dem Hitlerputsch 1923

Der Referent Dr. Niess im Gemeindesaal Heilig Kreuz in Giesing (c) Andreas Haftmann

Die Kolpingsfamilie München Giesing lud am 13. November zu einem Vortrag des Historikers Dr. Wolfgang Niess ein, der sein neues Buch „Der Hitlerputsch 1923“ vorstellte. Der Vorsitzende, Andreas Haftmann, eröffnete die Versammlung mit einem Blick in das Anwesenheitsbuch des Gesellenvereins Giesing: Dieser traf sich vor genau 100 Jahren, am 12.11.1923. Für diesen Abend konnte der Gesellenverein aufgrund der vorverlegten Polizeistunde keinen Referenten finden und die Gesellen diskutierten hitzig und mit unterschiedlichen Meinungen die Ereignisse, die sich vor wenigen Tagen in München abspielten:

Am Abend des 8.11.1923 wollte der im September 1923 ernannte Generalstaatskommissar von Kahr eine Rede über die zukünftige Stellung Bayerns im Reich halten. Zu diesem Zweck versammelten sich über 3000 Interessierte im Bürgerbräukeller – unter ihnen auch die Minister sowie Führungspersönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft. In den Monaten zuvor kam es zu einem offenen Bruch zwischen Bayern und der Weimarer Republik. Spekulationen verdichteten sich, dass es das Ziel von Kahr sei, zusammen mit dem Landeskommandanten der Reichswehr in Bayern, Otto von Lossow, und dem Kommandeur der bayerischen Polizei, Hans von Seißer, mit einem Marsch auf Berlin die Republik zu beseitigen und eine „nationale Diktatur“ zu errichten.

Doch zu dieser Rede kam es nicht: Hitler stürmte mit einigen SA-Mannschaften in den Saal, schoss mit einer Pistole in die Decke und erklärte den Beginn der „nationalen Revolution“ und den Putsch für den 9.11. Zuerst stellten sich von Kahr, von Lossow und von Seißer – unter Zwang – hinter Hitler, erkannten jedoch bald das dilettantische Vorgehen und distanzierten sich noch in der Nacht davon. Am nächsten Tag kam es dann zu einem unvorbereiteten Marsch der NSDAP durch München und im Bereich der Feldherrenhalle zu einer Schießerei zwischen den Putschisten und der Polizei.

Der Referent ging dann auf die weitere Entwicklung ein: den Prozess vor einem eigentlich nicht zuständigen Gericht, die Möglichkeit Hitlers, vor dem Gericht stundenlange Reden zu halten, die „Verurteilung“ Hitlers zur Festungshaft in Landsberg, bei dem er täglich Besuche empfing und Geschenke entgegennahm sowie über die bereits nach wenigen Monaten erfolgte Freilassung.

Im Anschluss an den Vortrag kam es zu vielen Fragen und Anmerkungen, bei denen sich auch u.a. eine Enkelin eines damaligen hochrangigen Offiziers der Reichswehr, der dann wegen seiner Haltung Bayern verlassen musste, zu Wort meldete.

(c) Alfons Barth