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Fürth

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Die Kulturen reichen sich in Fürth die Hände

veröffentlicht am


Pressebericht der Odenwälder Zeitung vom 27.4.2015
 
FÜRTH
. Das Aufeinandertreffen von Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen ist oftmals von einer ausgesprochenen Steifheit geprägt. Diese resultiert in fast allen Fällen nicht aus Antipathie, sondern ist schlichtweg von Unsicherheit getragen, die teilweise noch durch eine Sprachbarriere verstärkt wird. ?Das haben auch wir schon zu Beginn unserer Arbeit mit dem Türkisch-Islamischen Kulturverein gemerkt, jedoch schon beim ersten näheren Kennenlernen war dieses Gefühl schnell verschwunden und wich einer seitdem immer enger werdenden Freundschaft”, sagt der Vorsitzende der Kolpingsfaniiie Fürth, Karl-Heinz Exner.

Diese hatte zusammen mit dem Türkisch-Islamischen Kulturverein und dem TV Fürth am Samstag eine bemerkenswerte Veranstaltung organisiert: Unter dem Motto ?Hand in Hand” fand ein Fest zum Kennenlernen der verschiedenen Kulturen auf dem Vereinsgelände des TV Fürth statt, das großen Zulauf fand.

?Dialog der Religionen”

Schon vor Jahren wurden mit der Reihe ?Dialog mit anderen Religionen” unter anderem gegenseitige Besuche der verschiedenen Gotteshäuser veranstaltet, die mit ihrer überwältigenden Resonanz bezeugten, wie groß das Interesse an einem gegenseitigen Kennenlernen ist. Dem schließt sich Ekrem Ocak vom Türkisch-Islamischen Kulturverein an: ?Wir müssen uns bewusst machen, dass wir hier alle zusammen arbeiten und leben und es sollte uns allen wichtig sein, dass dies in einer guten Art und Weise geschieht”. Die schon kurz nach der Eröffnung überfüllten Räume des TV Fürth bezeugten, wie stark das Interesse daran ist – und wie viele andere Besucher hofft auch Ekrem Ocak, dass dieser Tag nicht ein einmaliges Ereignis bleibt.

Der Initiative der benannten drei Hauptinitiatoren schlossen sich ohne Zögern und zu ihrer großen Freude rund 16 weitere Vereine, Verbände, die Gemeinde Fürth, Kindergärten, Schulen und viele mehr, an. So wurden die Besucher schon im Eingangsbereich von einer meterlangen Kaffee- und Kuchentafel des Katholischen Frauenbundes begrüßt.

Programm schlägt eine Brücke

Im großen Saal lud ein buntes Programm zahlreicher Mitwirkender unter der bilingualen Moderation von Elcin Yasar auf Türkisch und Wolfgang Arnold auf Deutsch mit Tanzvorführungen, Orchestermusik und Liedbeiträgen zum Verweilen ein. Auf der Bühne wurde eine Brücke zwischen den Kulturen geschlagen: sangen zum Beispiel zunächst Kinder der Fürther Kitas traditionelle deutsche Lieder, so folgte ihnen eine Volkstanzgruppe des Türkisch- Islamischen Kulturvereins. Die Kinder tanzten in einer in ihrer Heimat üblichen Tracht zu türkischer Musik und gaben dabei mit jeweils zwei Holzlöffeln in jeder Hand durch Zusammenschlagen derselben nicht nur tänzerisch, den Takt vor.

Die Pausen zwischen den Programmpunkten schlossen Elcin Yasar und Wolfgang Arnold teiIweise auch mit nachdenklich stimmenden Worten.  Denn eines sollte deutlich werden: Wir sind alle Menschen und wir sollten uns die Hand reichen.

Auf dem Außengelände des TV Fürth rückten die Mitwirkenden in einem großen Zelt auch kulinarisch zusammen, indem auf der einen Seite der Türkisch-Islamische Kulturverein traditionelle Speisen anbot, während auf der anderen Seite die KolpingsfamiIie und die evangelische Kirchengemeinde unter anderem mit Handkäse und Musik vertreten waren.

 ?Die Veranstaltung ist wirklich eine tolle Sache, gerade in den heutigen Zeiten, in welchen die Wogen zwischen den verschiedenen Kulturen hoch schlagen – gerade jetzt wollen wir ein Zeichen setzen und der Erfolg gibt uns recht?, freuten sich Hannelore Krieger und Inge Fleischmann von der Kolpingsfamilie.

Auch die Anbieter auf der anderen Seite konnten sich vor interessierten und neugierigen Abnehmern ihrer Speisen kaum retten – trotz der viel gestellten Fragen  ?Was ist das?” und Wie isst man das?”. Diese wurden jedoch schon kurze Zeit später durch zufriedene Gesichter und volle Mägen seitens der ?Neuentdecker? schnell von selbst beantwortet.

Plattform geschaffen

Nebst Waffeln des Fördervereins ?Dritte Welt” war auch die Bambini-Feuerwehr auf dem Freigelände vertreten. Die kleinen Gäste lernten hier spielerisch den Umgang mit einem Feuerlöscher, oder versuchten sich an einer Torwand.

In der kleinen Halle gegenüber des Festsaals präsentierten sich einige Institutionen mit Informationsständen und luden zum Gespräch ein ?Es ist wunderbar, wie viele sich hier mobilisieren .und in der Zusammenarbeit eine wunderbare Plattform zum gegenseitigen

Kennenlernen schaffen”, sagte der Vorsitzende des TV Fürth, Fritz Eisenhauer. Er hat sich schon immer für. eine gemeinsame Arbeit der verschiedenen Vereine ausgesprochen, ?denn in der Zusammenarbeit liegt die Zukunft”. So werde der TV Fürth auch zukünftig bereit sein, sich zu engagieren und gemeinsame Projekte auf die Beine zu stellen.

Flüchtlinge eingeladen

Sich die Hand zu reichen bedeutet auch, sich gegenseitig in schweren Zeiten zu helfen und so war es den Veranstaltern wichtig, notleidenden Flüchtlings-Familien aus aller Welt mit einem Verzehrgutschein von  zehn Euro bei der Teilnahme an diesem Fest zu helfen, damit sie ihre neue Heimat sowie die Mitmenschen dort kennenlernen.

?Mit einem Ausländeranteil von rund zehn Prozent allein in unserem Verein und der positiven Erfahrung, die wir miteinander machen, möchten wir zeigen, dass ein Zusammenleben-zunächst fremder Kulturen zu einem neuen Miteinander werden kann”, erklärt Fritz Eisenhauer freudig.

Und genau dieses miteinander leben, lernen heute schon die Kinder spielerisch in den Kitas und den Schulen ?und wir hoffen, dass der heutige Tag auch die Eltern ein wenig mehr zusammen bringt, was sich dann weiter bis bin ins Klassenzimmer auswirkt’, so Eveline Vieweg, Stufenleitern bei der Heinrich-Böll-Schule in Fürth, ?denn die Kinder haben bereits einen regen und vor allem problemlosen Austausch untereinander, der den Eltern zu meist leider noch fehlt’.

Dieser Austausch sollte unter anderem durch ein Quiz angeregt werden. ?Der Fragebogen enthält absichtlich nicht gerade einfache Fragen über das Christentum und den Islam, bei deren Beantwortung die Besucher untereinander ins Gespräch kommen sollen”, erklären Edgar Schwarzer von der Kolpingsfamilie und Mohammad Habibi, die den Stand betreuen.

Besonderes Quiz

Mit einem ersten Blick auf die Fragen wurde klar, dass man sich gegenseitig helfen muss. Zu gewinnen gab es Fürther Taler sowie Eintrittskarten für die Modellbahnwelt, den Bergtierpark und das Schwimmbad. Diejenigen, die diese Preise am Ende erhielten, hatten nach diesem Tag aber wahrscheinlich noch ein wenig mehr gewonnen.

Der offensichtliche Erfolg dieser Veranstaltung wurde symbolisch durch eine weitere Aktion bezeugt: Jedem Besucher stand es frei, seinen Namen auf eine der überall verteilten Papierhände zu schreiben und an eine große Wand zu heften. Es dauerte nicht lang, bis die Besucher auch visuell das Motto des Festes in beeindruckender Vielzahl betrachten konnten: ein Meer von Händen, die ineinander greifen.                                                            sst