Pressebericht der Odenwälder Zeitung vom 10.11.2014
FÜRTH. Mit der Frage ?Priester und Laien – Wie sehen die Gemeinden der Zukunft aus?” hatte die Kolpingsfamilie Fürth zu einem Vortragsabend ins Kolpingheim eingeladen. Referent war Pfarrer Hermann-Josef Herd aus Bensheim, der den zahlreichen Zuhörern aus seiner früheren Zeit in der Pfarrgruppe Fürth-Lindenfels bestens bekannt ist. Vorstandsmitglied Michael Kilian gab eine kurze Einführung in das Thema. Pfarrer Herd sagte, dass er noch nicht in Pension ist, sondern als Seelsorger für ?Geistliche im Ruhestand” eine wertvolle Aufgabe übernommen habe.
Dem Referenten war es wichtig, zunächst einmal Rückblick auf das II. Vatikanische Konzil vor 50 Jahren zu halten. Wie war der Zustand der katholischen Kirche vor dem Konzil? Unbestritten war, was Kirche ist: In der Hierarchie: Papst, Bischöfe, Priester. Kirche wurde durch die Gläubigkeit und das selbstverständliche Praktizieren der Christen getragen. Aber es gab viele Veränderungen in der Welt, nach dem Krieg. ?Wie antwortete die Kirche darauf? Was ist, war ihre Botschaft”?, fragte Pfarrer Herd.
Die Ankündigung des Konzils im Januar 1959 durch Papst Johannes XXIII hatte zum Ziel, dass die Kirche die Zeichen der Zeit erkennt und dass sie sich zu vielen Themen öffnet, unter anderem: Wer oder was ist Kirche, gemeinsames Priestertum aller Getauften, missionarische Sendung aller, Liturgische Erneuerung, Mitarbeit der ?Laien” in vielen Bereichen wie im Pfarrgemeinderat
Pfarrer Herd gab zu überlegen, ob die Anstöße des II. Vatikanischen Konzils im Hinblick auf das gemeinsame Priestertum aller Getauften schon genügend umgesetzt worden sind, oder ob nicht wieder eine Tendenz zur Priesterzentrierung besteht. Im Allgemeinen sei festzustellen, dass es immer noch Defizite in der Umsetzung vieler Anstöße dieses Konzils gebe. ?Laie” und ?Ehrenamt” seien irreführende Bezeichnungen, so Herd weiter. Laie sei in der Umgangssprache ?nicht kompetent sein”. Besser wäre es einfach ?Christin und Christ”. Im Dekret des Konzils über den ?Dienst und das Leben der Priester über die Beziehung der Priester zu anderen” ist zu lesen:’ ?Gegenüber Laien müssen sich die Priester als Brüder unter Brüdern’ verstehen und daher ihr Leitungsamt so ausüben, dass sie nicht das ihre, sondern die Sache Jesu Christi suchen. Die Priester sollen die Würde der Laien anerkennen, ihre gebührenden Freiheiten achten und ihnen nach sorgfältiger Prüfung vertrauensvoll Ämter zum Dienst in der Kirche anvertrauen”.
Der Referent ging auch auf die Zusammenlegung von Pfarreien ein. Wichtig sei, die Situation in der Kirche und die Herausforderungen in der Gesellschaft wahrzunehmen, ernst zu nehmen und anzunehmen. ?Sehen wir die Vorteile der pastoralen Großräume und der Kooperation.
Neue missionarische Projekte sind möglich, die die kleinen Gemeinden nicht stemmen können. Keine Gemeinde muss alles können und anbieten, aber wir können voneinander lernen”, so Pfarrer Herd. Pastoral einer Diözese solle nicht allein vom Mangel bzw. von den weniger werdenden Pfarrern her geplant werden, sondern von der Berufung aller Getauften und Gefirmten, ihren Gaben und Charismen her.
Zum Schluss seiner Ausführungen ging Pfarrer Herd auf die Versuche und Modelle der drei Bistümer Poitiers (Frankreich), Magdeburg und Osnabrück ein. Hier werden Laien bei der Leitung ihrer Gemeinde stärker beteiligt in dem sie beispielsweise bei Liturgie, Verkündi¬gung, Diakonie und Gemeinschaft mit Verantwortung tragen. Verschiedene Modelle, an der die katholische Kirche wohl in Zukunft nicht vorbei kommt.