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Hennef

Portrait Adolf Kolping
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Andacht in Bödingen: Kolping und Maria

veröffentlicht am

Wie seit vielen Jahrzehnten sind auch in diesem Jahr Kolpingmitglieder aus Hennef zur Schmerzhaften Mutter Gottes gepilgert, wenngleich nicht mehr – wie in früherer Zeit – unbedingt zu Fuß. Der diesjährige Gottesdienst am Wallfahrtsort in Bödingen wurde von Matthias Ennenbach gestaltet, der sich zum Diakon ausbilden lässt. Bei der Andacht sagte er unter anderem:

Das Leben Adolph Kolpings stand von Anfang an in enger Verbindung zur Gottesmutter Maria. Schon sein Geburtstag, der 8. Dezember, ist bekanntlich eines unserer höchsten Marienfeste: das Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria – Mariä Empfängnis. Von seinem Elternhaus berichtet er, dass dort „ganz selbstverständlich eine herzliche Marienverehrung“ geherrscht habe, die ihm selbst „in Fleisch und Blut überging“.
In späteren Jahren, als in dem Schuhmachergesellen der Entschluss heranreifte, noch Priester zu werden, besuchte Kolping oft die „Gnadenmutter von Köln“, die berühmte schwarze Madonna in der Kupfergasse, und bat sie um Führung. Und als er schließlich am 13. April 1845 die Priesterweihe empfangen konnte, geschah dies in der Kölner Minoritenkirche, deren Patronat „Mariä Empfängnis“ ist.
In der Lebenszeit Adolph Kolpings um die Mitte des 19. Jahrhunderts, war gerade die Bedeutung der Gottesmutter in unserer katholischen Kirche ein Top-Thema.
1854, im 41. Lebensjahr Kolpings, verkündete Papst Pius IX. das seinerzeit heftig umstrittene Dogma von der unbefleckten Empfängnis. Vier Jahre später ereigneten sich die Marienerscheinungen von Lourdes. Man darf sicher davon ausgehen, dass diese Ereignisse damals in aller Munde waren und bestimmt auch Kolping beschäftigt haben. Die damalige Debatte, wie überhaupt die kirchliche Marienverehrung zu allen Zeiten, schwankte immer zwischen zwei Extremen: Auf der einen Seite einem theologischen Rationalismus und Intellektualismus, der Maria sozusagen in ein reines Dogma verwandelte, und auf der anderen Seite einem übertriebenen Wunderglauben, der sie zu einer überirdischen Figur erhob.
Zu unserem katholischen Glauben gehören selbstverständlich sowohl das Dogma wie das Wunder. Dogmen sind nötige Glaubenserklärungen. Die Erscheinungen von Lourdes wurden ausdrücklich von der Kirche anerkannt, und die vielen dortigen Krankenheilungen sprechen für sich. Kolping nahm hier – wie man aus Worten von ihm schließen kann – eine Mittelstellung ein. Auch in diesem Punkt behielt er seinen gläubigen Realismus und seine geerdete Frömmigkeit, wie es überhaupt wahrem katholischen Glauben entspricht.
Jedenfalls spürt man seinen bodenständigen und zugleich gesund frommen Marienglauben, wenn er etwa sagte: „Wir haben aus der Hand Gottes eine Mutter erhalten, deren Fürbitte mächtig ist in allen Nöten der Christenheit. Darum gehen wir getrost mit Gott an der Mutterhand Marias in die Zukunft.“ Und an einer anderen Stelle heißt es: „In Maria haben wir beispielhaft ein Modell des Menschen vor Gott.“
Genauso hat das gläubige Volk immer die Gottesmutter gesehen und es sieht sie bis heute so.
Haben Sie einmal darüber nachgedacht, wieso in fast allen katholischen Kirchen die Figur der Maria sich irgendwo s e i t l i c h befindet, an einem Nebenaltar oder in einer eigenen Nische?
Haben Sie sich einmal gefragt, wieso ausgerechnet dort die meisten stillen Beter zu finden sind?
Die Menschen scheinen gerade die „seitliche Maria“ besonders zu lieben. Sie ist ihnen vertraut, nahe, fast familiär – wie eine Mutter eben oder wie eine Schwester. Die Menschen scheinen eher Maria ein Verständnis zuzutrauen für unsere oft so banalen Sorgen und Nöte, als ihrem doch immer etwas fern wirkendem Sohn hoch oben in der Kirchenapsis am Hauptaltar. Nicht ohne Grund gibt es das treffende Wort von Maria als der „Mittlerin“.
Wie sie durch ihr Ja-Wort gewissermaßen eine Brücke gebaut hat zwischen Himmel und Erde, durch die Menschenwerdung in Jesus Gott selber zu uns heruntergekommen ist. So kann sie auch Brücken in die umgekehrte Richtung bauen, auf denen unsere Anliegen hinaufkommen können zu Gott. So hat Maria unseren Glauben immer menschlicher und bodenständiger gemacht. Das ist gesunde Marienfrömmigkeit. Es gibt vielleicht keine bessere Zusammenfassung dafür als die dritte Strophe des Liedes „Maria, dich lieben…“, wo es heißt: „Du Frau aus dem Volke, von Gott ausersehn / dem Heiland auf Erden zur Seite zu stehn / Kennst Arbeit und Sorgen ums tägliche Brot / die Mühsal des Lebens in Armut und Not.“
So sollten auch wir Maria in unserem Glauben sehen: Weniger als die theologisch spekulative der Mariendogmen und auch nicht so sehr als die etwas Mirakulöse der Marienerscheinungen, obwohl auch das – ich möchte es nochmal betonen! – hilfreich sein und dem Glauben „auf die Sprünge helfen“ kann. Vor allen Dingen aber sollten wir sie sehen als die „Frau aus dem Volke“, als unsere Schwester im Glauben, als „Modell des Menschen vor Gott“ – genau wie Kolping gesagt hat. Wir sollten sie sehen als Mutter, die unsere Sorgen und Lebensprobleme aus eigener menschlicher Erfahrung bestens kennt. Und an deren „Mutterhand“ – wie er weitersagte – „wir getrost in die Zukunft gehen können“. Amen.