Am 17. April veranstaltet die Kolpingsfamilie Hennef einen Informations- und Gesprächsabend zu dem Thema „Europäische Union – Global präsent, wirtschaftlich gehemmt?“ Referent ist Prof. Dr. Martin Reuber, zuständig für Europa- und Bildungspolitik bei der Konrad-Adenauer-Stiftung in Bonn. Das Hennefer Stadtecho stellte ihm drei Fragen:
Frage: Worin bestehen derzeit die größten Herausforderungen für die Europäische Union?
Martin Reuber: Nationaler Egoismus und Populismus stellen die Fähigkeit der EU, gemeinsame Entscheidungen zu treffen, auf eine Belastungsprobe. Von außen wird die EU vor allem durch autoritäre Regime und eine hybride Kriegsführung (Desinformation, Cyberattacken, Fakte News) bedroht. Um die europäischen Grundwerte, Freiheit, Demokratie und Wohlstand zu sichern, muss Europa seine Ziele und die Instrumente zur Durchsetzung dieser Ziele besser aufeinander abstimmen.
Welche Impulse müssten von Deutschland ausgehen?
Deutschland sollte zusammen mit seinen europäischen Partnern einen engeren Schulterschluss mit den Demokratien suchen. Es sollte dazu beitragen, die auf dem Recht und dem Interessenausgleich basierende internationale Ordnung zu verteidigen. Zugleich müssen wir darüber öffentlich diskutieren, welchen Preis Freiheit und Demokratie haben und wie Politik, Staat und Bevölkerung sich wehrhafter aufstellen können.
Welche Erwartungen haben Sie an die bevorstehenden Europawahlen? Welche Chancen und Risiken sehen Sie?
Die Europawahl steht im Zeichen eines zunehmenden Populismus, der keine Lösung der Probleme aufzeigt. Die europäischen Staaten werden international nur ernst und politisch wahrgenommen, wenn sie einig und gemeinsam auftreten. Dazu braucht es bei der Europawahl ein starkes Signal für die proeuropäischen Parteien. Andernfalls droht uns die Selbstverzwergung in 27 nationale Politiken und damit der Rückfall in nationalstaatlichen Egoismus.
Der Informations- und Gesprächsabend beginnt um 18.30 Uhr. Eingeladen sind alle Interessenten.
