Über Uns

Essen Steele

                                                         

Über die Anfänge des Ortes Steele können wir nicht viel sagen. Sie sind in Dunkel gehüllt. Der Name des Fleckens ist wohl von seiner Lage her zu erklären. Das Land in seiner ganzen Weite fällt hier – jäh – und – abschüssig – zur Ruhr ab. Die Bewohner suchten damals in der Vryburg, einer Wallburg in Horst, Schutz und Zuflucht. Urkunden darüber finden wir nicht. Anlage und Benutzung solcher Wallburgen stammen aus einer Zeit, deren urkundliche Überlieferung sehr selten ist. Die ersten Schriftzüge des Namens Steele finden wir in der Sachsengeschichte des Mönches Widukind aus dem Kloster Corvey. Die Urkunde bezeugt uns, dass König Otto I. in den Maitagen des Jahres 938 zum königlichen Hofgericht und einer Versammlung in Stela war. Aufruhr und Landfriedensbruch sollte hier gesühnt, ein Erbstreit entschieden werden. Mit Stela ist wohl die ganze Bauernschaft gemeint, die auf dem Gebiet des Oberhof Eickenscheidt liegt. In seinem Buch des 14. Jahrhunderts stehen eine Anzahl der Unterhöfe und verstreuten Kotten, die den Oberhof ihren Zins bringen. Wir finden zu dieser Zeit auch schon Familien, die nur ein Haus bewohnen, in dem sie ein Gewerbe treiben, für den Oberhof und zu eigenem Nutzen. So ist Steele auf Grund des Hofes Eickenscheidt zu einer engen Siedlung zusammengewachsen. Landwirtschaft und Anfänge des Handwerkes waren die ersten Erwerbsquellen der Bewohner. Der Ort taucht dann wieder lange Zeit in das Vergessen. Er erlebt im Schatten Essens böse und gute Zeiten. Eine gewisse Bedeutung hat er schon, wenn im Jahre 1314 die Steeler Kirche, die bis dahin Tochtergemeinde von Essen war, ihren eigenen Pfarrer bekommt. Die Lage am Hellweg, der alten Heer- und Handelsstraße, der leichte Bezug von Eisen und Stahl aus dem Sieger ? und Sauerland und Reichtum der Umgegend an Steinkohlen zur Unterhaltung des Schmiedefeuers macht aus Steele eine Stadt des Handwerks. Die Schmiedezunft der Grob-, Fein-, Kupfer- und Goldschmiede haben ihre Stiftungsurkunde im Jahre 1467 bekommen. Der Patron dieser Gilde ist und war der hl. Eligius. Das Siegelwappen Steeles mit den drei schwarzen Ringen im gelben Feld, das die Äbtissin 1578 dem ?dorp to Seil? gab, ist wohl als Gütezeichen der Schmiede zu deuten. Durch einen Streit der Stadt Essen mit der Fürstäbtissin verlagerte diese die Büchsen- und Gewehrfabrikation besonders stark nach Steele. Manches Gewehr ging in die weite Welt. Günstige Wasserverhältnisse trieben Mühlen und gaben der Gewandt- und Wullenmeisterzunft größere Bedeutung. Die älteste Siedlung um Kirche und Markt hatte noch keine Mauer. Erst viel später hören wir von einer Ummauerung eines dreifach größeren Raumes mit Toren. Ein großer Brand vernichtete fast alles, was uns an eine mittelalterliche Stadt erinnert. Steele stand immer im politischen Kräftespiel der fürstlichen Residenz und erfreute sich einer besonderen Gunst der Äbtissin. Das sehen wir an der hochherzigen Gründung des Waisenhauses. So herrschte in damaliger Zeit in Steele reges Leben, getragen von einem kräftigen Handwerkerstand, der die Stadt auf eine beachtenswerte Höhe bringt. Sie baute auf einer mittelalterlichen gesunden und sicheren Grundlage auf und zeigte kein sprunghaftes Anwachsen. 1727 haben wir eine Glashütte, die als königliche Glas-Manufaktur privilegisiert wird. Sie kommt nach wechselvollem Schicksal 1820 in den Besitz von F. Ing. Wisthoff. Er gestaltete sie zu einem blühenden Unternehmen um. In den Tälern unseres hügeligen Berglandes zeigt sich dicht unter der Erdoberfläche die Kohle, die schon in alten Zeiten verwendet wird. Erst wird sie steinbruchartig abgebaut, später mit einem Haspel aus dem Pütt gezogen. Als der Abbau im Stollenbetrieb einsetzt, kommen viele Handwerker, auswärtige Gesellen und Bergleute nach Steele und bleiben. Der Kunstmeister Franz Dinnendahl gibt mit seiner Wasserhaltungsmaschine den Tiefbauzechen größere Möglichkeiten. Die anheimelnde ländliche Behaglichkeit eines kleinen gemütlichen Gemeinwesens ist nicht mehr. Eisenbahn und Kohlenschiffe auf der Ruhr sind sichere Zeichen der Industrie. Eisen kommt zur Kohle und wird in Eisenwerken und Fabriken verarbeitet. Die wenigen noch verbliebenen Bauernhöfe geben ihr Land für Siedlungen her. Die Arbeit gibt unserer Stadt ein neues Gesicht. Die Heimat und die Arbeit warten nun auf uns. Sie rufen uns. Folgen wir dem Ruf und dem Auftrag unseres Vaters im Himmel. Tragen wir bei zur Verherrlichung seines heiligen Namens. Hans Effing