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Kolpingsfamilie

Hameln

Portrait Adolf Kolping
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Generalpräses Msg. Ottmar Dillenburg in Hameln

veröffentlicht am

Bezirksversammlung der Kolpingsfamilien
mit dem Herrn
Generalpräses des Internationalen Kolpingwerkes
Msg. Ottmar Dillenburg in Hameln

Die Mitglieder der Kolpingsfamilien Bodenwerder, Holzminden, Rinteln, Obernkirchen, Stadthagen, Springe und Hameln kamen zu einer Bezirksversammlung im Gemeindehaus der St. Augustinus-Gemeinde in der Vizelinstraße zusammen. Der Bezirksvorstand hatte zu dieser Versammlung den höchsten Repräsentanten des Kolpingwerkes, den Herrn Generalpräses Msg. Ottmar Dillenburg, eingeladen, dessen Kommen von den Mitgliedern freundlich begrüßt wurde.

Nach der gemeinsamen Kaffeetafel erhielt der Herr Generalpräses das Wort.

In seinem Vortrag unter dem Titel ?Adolph Kolping ? eine Geschichte mit Zukunft? erinnerte Msg. Ottmar Dillenburg daran, dass zu Beginn unseres heutigen Kolpingwerkes der von Adolph Kolping geprägte Katholische Gesellenverein steht. In diesem ging es Adolph Kolping darum, jungen Menschen in einer durch Umbruch und Wandlung gekennzeichneten Zeit eine Heimat zu geben. Mit diesem Konzept hat der Gesellenverein fast ein Jahrhundert lang große Erfolge erzielt und zahlreiche Menschen auf einem wichtigen Stück ihres Lebensweges begleitet und geprägt.
In den letzten Jahrzehnten hat sich auf Grund vielfältiger Entwicklungen und Wandlungen in allen relevanten Bereichen der Gesellschaft das Kolpingwerk heutiger Prägung entwickelt, das sich durch Vielfalt und Verschiedenheit in seiner konkreten Ausprägung weltweit auf kontinentaler, nationaler, regionaler und/oder lokaler Ebene heute als moderner katholischer Sozialverband darstellt. Grundlage unseres Handelns sind nach wie vor die Ideen und Ziele Adolph Kolpings. Von ihm stammt das Wort: ?Die Nöte der Zeit werden euch lehren, was zu tun ist.? Sein Wirken geht im Grundsatz von der Überzeugung aus, dass sozialer Wandel Not tut. Diese seine Grundsatzidee trug Adolph Kolping selbst schon über seinen ursprünglichen Einsatzbereich Köln hinaus in alle deutschen Lande und zu seiner Zeit in die europäischen Nachbarländer. Mit Stolz, so führte Msg. Ottmar Dillenburg aus, dürfen wir heute feststellen, dass wir das Kolpingwerk weltweit in 61 Ländern vorfinden, in Europa in 20 Ländern.
Die großen Sozial-Enzykliken unserer Kirche rufen zur Solidarität auf. Für das Kolpingwerk bedeutet dies, dass der Ort zur Einübung von Solidarität die Kolpingsfamilie ist. Nicht erst in Zeiten des Internets ist uns bewusst geworden, dass keine Nation, kein Volk, kein Mensch auf einer Insel alleine lebt, sondern dass die Menschen und Völker in immer stärkere gegenseitige Abhängigkeit geraten. Als Christen wissen wir die Menschen eingebunden in eine Schöpfungsordnung, wissen diese Schöpfung hineingelegt in unsere Hände, in unsere Verantwortung. Hier werden konsequente Impulse und Handlungen von uns Christen, insbesondere von Klarissenschwestern und Korpsbrüdern gefordert. Quelle unseres Engagements sollte das geistig religiöse Leben sein; es geschieht durch die persönliche Begegnung in Jesus Christus und findet seinen Ausdruck im Gebet und in der tätigen Liebe. Diese christliche Grundhaltung prägt unsere Arbeit, sie hilft uns in der Auseinandersetzung mit den Herausforderungen.
Im Kolpingwerk versuchen wir unsere vielfältigen Möglichkeiten, die jeder Einzelne von uns erbringt, zu nutzen. Dies wird nicht in Form der althergebrachten Entwicklungshilfe, sondern in Form einer Partnerschaft erbracht. Es ist uns wichtig, dass wir uns als Partnerinnen und Partner begegnen und als Kinder Gottes gleichberechtigt die Gegenwart gestalten, um die Wege in die Zukunft zu planen. Der Begriff Nächstenliebe, wurzelnd aus der Gottesliebe, war in diesem Zusammenhang für Adolph Kolping wichtige Motivationsgrundlage. Zu seinem Menschen- und Gottesbild gehörten ? neben der Nächstenliebe ? Mut und Selbstvertrauen. Mittelpunkt war immer der Mensch.
?Jeder einzelne Christ verändert die Welt, wenn er christlich lebt.?

Den Verhältnissen nach wäre Adolph Kolping wohl in Kerpen, wo er geboren wurde, und in dem von ihm gelernten Schusterhandwerk geblieben. Seine Eltern hatten nichts Besonderes gelernt, sie verdienten ihren Lebensunterhalt in der Landwirtschaft. Fünf Kinder hatten die Eltern. Von der Herkunft her war es Adolph Kolping nicht in die Wiege gelegt, Abitur zu machen und zu studieren. 1845, unmittelbar nach der Priesterweihe, trat er seine erste Stelle in Wuppertal an. Wenige Jahre später wurde Adolph Kolping zum Domvikar in Köln ernannt. Er spürte, dass dort in der Großstadt sein Platz sein sollte, auf einem Feld, das dort ganz neu zu gestalten war, bei Menschen, deren Sprache er verstand. Adolph Kolping wollte den Dienst, die Präsenz der Kirche in der Arbeiterschaft und über sie in den Familien und über sie den guten Einfluss auf die ganze Gesellschaft. Vor allem aber ließ er die Menschen erfahren: Bildung ist wichtig, Bildung macht frei. Er redete selber mit in der öffentlichen Diskussion, in den Medien seiner Zeit, und er brachte einfache Menschen dazu, sich einzumischen sich einzubringen in Zeiten, als das noch keineswegs selbstverständlich war.
Msg. Dillenburg sprach, dass wir den Mut haben sollten, wie Adolph Kolping unser Leben aus dem Glauben heraus in die Hand zu nehmen. Die Frage, worauf es beim Blick auf unser Kolpingwerk und jede einzelne Kolpingsfamilie ankommt, findet eine Antwort in dem, was Adolph Kolping sagt: ?Die Nöte der Zeit werden euch lehren, was zu tun ist!? Es kommt immer darauf an, dass wir offen genug sind für die Fragen und Probleme unserer Zeit; dass wir ein echtes und ehrliches Interesse haben am Wohl und Wehe unserer Mitglieder und Zeitgenossen; dass wir ihre wahren Bedürfnisse und Sehnsüchte kennen. Menschen haben das Bedürfnis zu leben und miteinander und füreinander leben zu können, zu lieben und geliebt zu werden. Sie haben Sehnsucht nach einem Leben, das ihnen Zugänge zum irdischen Wohl und zum ewigen Heil eröffnet.
Kolpingsfamilie ist da, wo der Glaube lebt
Sie ist ein Glaubensort. In ihr schließen sich Menschen zusammen, die sich für ein engagiertes Christsein entschieden haben. Die Kolpingsfamilie ist eine Sammlung von Christen, auch unterschiedlicher Konfession, die aktiv an der Gestaltung und Erneuerung von Gemeinde, Kirche und Gesellschaft mitwirken wollen. Die Kolpingsfamilie will und soll eine Gegenbewegung zum religiösen und kirchlichen Erosionsprozess sein. Kirche ?ereignet sich? in der Kolpingsfamilie, wenn sie eine Gemeinschaft im religiösen Sinn ist, wenn Glaube Bekenntnischarakter bekommt, wenn die Rede von Gott nicht verstummt. Die Kolpingsfamilie versteht sich als eine generationsübergreifende Weggemeinschaft, die offen ist für Junge und Alte, für Fragende und Suchende, für im Leben und Glauben Gescheiterte, für Kirchenkritische und Kirchenferne. Sie will und soll eine Brücke sein, über die die Menschen in die Kirche finden und wieder zurückkehren können.
Die Kolpingsfamilie wird sich am Dienst der Evangelisation und Hinführung zum Glauben beteiligen müssen. Sie wird dieses tun in einem bewusst ökumenischen Schulterschluss mit den Christen anderer Konfessionen. Aus seinem Selbstverständnis als katholischer Sozialverband hat das Kolpingwerk im Laufe seiner Geschichte immer wieder Einfluss genommen auf die Gestaltung und Veränderung von Kirche, Gesellschaft und Staat. Seine Mitglieder haben sich in die politische Verantwortung rufen lassen. Als Christen handeln sie politisch, wenn sie sich durch praktische Nächstenliebe und weltweite Solidarität für eine menschlichere Welt engagieren. So hat Papst Johannes Paul II. am Grabe Adolph Kolpings in der Minoritenkirche zu Köln zutreffend formuliert: ?Jeder Christ verändert die Welt, wenn er christlich lebt.? Politik geschieht auch da, wo auf die öffentliche oder veröffentlichte Meinung Einfluss genommen wird. Im Blick auf Adolph Kolping sagt er uns: ?Auf unser tätiges Christentum kommt es an, ob die Welt zu christlicher Ordnung zurückkehrt. Nur darf das tätige Christentum nicht zwischen Kirchenmauern und Krankenstuben allein oder in unserem häuslichen Kreis eingeschlossen bleiben, sondern es muss frisch und wohlgemut ins bürgerliche Leben hinausgetragen werden.?

Der Bezirkstag der Kolpingsfamilien endete mit einem Gottesdienst in der St. Augustinuskirche an der Lohstraße, der von unserem Generalpräses Msg. Dillenburg und Mitzelebranten Diözesanpräses Klaus Funke, Hildesheim, und Pfarrer Baumert, Bad Münder, gehalten wurde und in dem die Ernennung von Pfarrer Baumert zum Bezirkspräses für den Anfang diese Jahres verstorbenen Pfarrer Pischel durch unseren Bischof Norbert Trelle, Hildesheim, bekannt gemacht wurde.

Die in diesem Gottesdienst durchgeführte Kollekte erbrachte den Betrag von 405 ?, der für den Bau einer Wasserzisterne im Norden Brasiliens verwendet werden soll.

Am Vormittag des Bezirkstages gab es einen Empfang der Stadt Hameln im Hochzeitshaus für den Herrn Generalpräses Msg. Dillenburg, bei dem er sich ins Goldene Buch der Stadt Hameln eintragen durfte. Bei diesem Empfang würdigte Frau Bürgermeisterin Silke Keyl das Wirken Adolph Kolpings und stellte heraus, dass sein damaliges Wirken und sein Werke als Vorläufer der katholischen Soziallehre auch heute noch aktuell sind.
Auf dem Titelbild: Paul Himler, Bezirkspräses Pfarrer Bernhard Baumert, Dechant Joachim Wingert, Diözesanpräses Klaus Funke, Generalpräses Msg. Ottmar Dillenburg, Rudolf Thiel, Bezirksvorsitzender Bernhard Cyrus

(Text: RThiel, Fotos: hp)