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Kolpingsfamilie

Donzdorf

Portrait Adolf Kolping
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Informativer "Politischer Frühschoppen" am 05.03.2023

veröffentlicht am

„Einblicke in die Berliner Politik“

„Junge, komm bald wieder nach Haus“, sang einst Freddy Quinn über die Sorgen einer Mutter über ihren fern der Heimat weilenden Sohn. In Donzdorf kehrte nach längerer Zeit ein solcher zurück, zumindest für ein paar Stunden.

Die Kolpingsfamilie lud den seit Jahrzehnten in Brüssel und Berlin lebenden und arbeitenden Journalisten Christopher Ziedler zu einem Vortrag über den Alltag eines Korrespondenten ein. Unter dem Titel „Politischer Frühschoppen – Einblicke in die Berliner Politik“ versammelten sich am 05.03.2023 gut 80 Zuhörer im Saal des Martinushauses, um in die politischen Abläufe eingeführt zu werden. Und sie wurden nicht enttäuscht. Seine Ausführungen beinhalteten viele informative Details aber auch humorvolle Anekdoten. Hintergrundwissen über die Abläufe in einer politischen Welt.

 

Zunächst begann er seinen Vortrag mit Zahlen: Eine Umfrage besagt, dass nur 46% der Deutschen der Presse vertrauen. 42% wiederum glauben, dass die Journalisten nicht objektiv berichten und sogar Anweisungen von den Politikern erhalten, über was sie zu schreiben haben. Diesen Aussagen trat er vehement entgegen. Allerdings zitierte Ziedler den verstorbenen Außenminister Guido Westerwelle, der sagte, dass ein Journalist „maximal 10 Prozent der Informationen über die Politik hätte“. Doch wie bekommt er diese Informationen? Der Koalitionsvertrag der Bundesregierung bildet die Basis, über das Geschehen in den kommenden Jahren (Energiepolitik, Gesundheitspolitik, Verteidigungspolitik, etc.). Natürlich kann ein Journalist sich nicht überall auskennen, dazu gibt es Briefings in der Redaktion, wo die unterschiedlichen Ressortleiter zusammenkommen. „Ich z.B. bin für Kanzler und Verteidigung zuständig“.

Der Wochenplan sieht für einen Journalisten folgendes Pensum vor: Am Montag treffen sich die Politiker und sprechen über den Ablauf der Woche. Am Abend kommen die Landesgruppen zusammen und versuchen ihre Politik zu proklamieren. Der Dienstag ist geprägt von den Sitzungen der Fraktionen. Der Mittwoch ist „der wichtigste Tag für einen Journalisten“, wenn alle 736 Bundestagsabgeordneten im Plenarsaal zusammenkommen und über ihre Ansichten sprechen bzw. die Kabinettssitzung stattfindet. „An diesem Tag bekommen wir ein Gefühl über die Stimmungslage.“ Einen Tag später kommt der Bundesrat zur Vorbesprechung zusammen und am Freitag folgen viele Gespräche.

Seine tägliche Arbeit ist vor allem verbunden mit einem Heißgetränk: „Man muss viel Kaffee trinken“, um an Informationen zu gelangen. Dazu ein großer Bekanntenkreis, Geduld, zur richtigen Zeit am richtigen Platz zu sein und auch das „lungern“ gehört dazu. „Das heißt wirklich so und kommt vom Herumlungern“: Auf die Politiker warten – und die trifft man hin und wieder auch mal auf den Toiletten oder beim Rauchen. Manchmal spielt auch der Zufall eine wichtige Rolle: „In Brüssel beim Elternabend meiner Tochter traf ich den griechischen Botschafter“.

Weil die Politiker mit einem gewissen Eigennutz ausgestattet sind, suchen sie auch die Nähe zu den Politikern. Somit ist es „illusorisch zu behaupten, wenn man sich als Journalist von allem freimachen kann. Objektivität ist anzustreben, aber schwer einzuhalten.“

 

Nach rund 45 Minuten über Einblicke in den journalistischen Alltag, darunter die Flugreise mit dem Bundeskanzler nach Indien, die Teilnahme an der Münchener Sicherheitskonferenz und die anstehende Reise nach Mali kamen auch die Zuhörer zu Wort. Und die ließen sich mit ihren Fragen nicht lange bitten:

Wie ist das Verhältnis unter den Journalisten? Wo trifft man die Chef-Lobbyisten? Gibt es Aufgaben außerhalb des Tagesgeschäfts, die längere Zeit in Anspruch nehmen? Wie und wer darf auf die Auslandsreisen mitfliegen? Hat sich die Kommunikation und die Arbeit durch die Corona-Pandemie verändert?

Über alles gab Christopher Ziedler in kompetenter und lockerer Gesprächsatmosphäre geduldig Auskunft. Nach fast zwei Stunden endete der kurzweilige Vortrag über das Wirken eines Berliner Journalisten, der mit einem Präsent mit Bezug auf Donzdorf und die Umgebung verabschiedet wurde.

 

Im Rahmen der Veranstaltung wurde eine Spendenaktion der Kolpingsfamilie Süßen für ein Waisenhaus in der Ukraine unterstützt. Die von den Besuchern gespendeten EUR 430,- werden von der Kolpingsfamilie Donzdorf auf EUR 500,- aufgestockt und werden in Kürze nach Süßen weitergeleitet. Vielen Dank an dieser Stelle unseren Gästen für Ihr Kommen und Ihre Spendenbereitschaft!