Brasilien

Wiedersehen mit Sr. Werburga in Brasilien

2010 war Sr. Werburga bei unserer Kolpingsfamilie in Puchheim zu Besuch. Jetzt, ein Jahr später, sind wir, mein Mann und ich, zu ihr nach Caruaru gefahren, im Nordosten von Brasilien.. Sr. Werburga betreibt ein Sozialzentrum, am Fuße vom Monte, der als Slum von den armen Zuwanderern besiedelt ist.

In diesem Sozialzentrum haben wir 2 Wochen verbracht und mitgearbeitet. Wir haben Kinder beschäftigt, in der Küche beim Kochen geholfen, Gemüse geschnitten, Rindfleisch- und Ziegenfleisch verarbeitet, in großen Mengen Geschirr abgewaschen. Das Centro Social betreut Kinder  im Kindergarten, Schüler und Jugendliche in verschieden Gruppen, die Senioren im Altenclub und im Casa Henrique befindet sich eine große Praxis für Physiotherapie. Der Morro bom Jesu, der besagte Monte im Stadtzentrum von Caruaru, hat inzwischen 22 000 Einwohner. Die Leute leben in selbsterbauten Hütten, die oft nur aus einem Raum bestehen, häufig auch ohne Strom und fließendes Wasser. Der Platz muss reichen für Familien mit bis zu 10 Kindern. Väter sind oft nicht zu Hause, sie suchen Arbeit im Süden von Brasilien, oder sind wegen Drogengeschäften gerade im Gefängnis. Um dieser Spirale von Drogen und Gewalt zu entkommen, ist das Centro Social von Sr. Werburga eine wichtige Anlaufstelle. Der Kindergarten bietet für 2 Gruppen a 30 Kinder Platz, und das am Vormittag und auch am Nachmittag. So sind 120 Kinder versorgt. Die Jugendlichen werden in einzelnen Gruppen betreut, jedoch ist Vorrausetzung, dass sie die Schule besuchen. Es besteht zwar in Brasilien eine Schulpflicht, die jedoch nicht ernst genommen wird, und auch nicht überwacht wird. Mehrere studierte Mitarbeiter unterstützen Sr. Werburga bei ihrer Arbeit. Sehr wichtig für alle im Centro Social ist, dass die Kinder und Jugendlichen eine Mahlzeit bekommen. Dieses Essen ist für viele Kinder immer noch die einzige Mahlzeit am Tag.

Nur wenn junge Leute Bildung erfahren, können sie der Armut und Gewalt entkommen. Drogengeschäfte sind an der Tagesordnung und die damit verbundenen Eskalationen und Bedrohungen, die auch vor Frauen, Müttern und Kindern nicht Halt machen. Leider werden sehr oft Teenager schwanger. Oft auch missbraucht von den eigenen Vätern. Während unseres Aufenthalts wurde uns von der Zwillingsschwangerschaft einer 9jährigen erzählt, die Föten wurden abgetrieben.

Für die Stadt Caruara, 320 000 Einwohner, leistet das Centro Social eine sehr wichtige Arbeit. Und man muß Sr. Werburga bewundern, sie ist jetzt 81 Jahre alt, fährt selber noch mit dem Auto und organisiert von ihrem Büro aus den Betrieb! Doch sie hat ihr Feld bestellt und dafür gesorgt, dass eine ihrer Mitarbeiterinnen ihre Nachfolge übernehmen kann!

Auch die Umgebung von Caruaru konnten wir kennenlernen. Die Landschaft ist hügelig und leider sehr trocken. Es gibt wenig Wasser.. Die Humusschicht ist sehr dünn, und drunter liegt sehr harter Granit. Aus diesem Grund kommen immer noch viele Landflüchtlinge in die Stadt, wo sie sich ein besseres Leben erhoffen. Das bleibt jedoch aus, denn ohne Beruf keine Arbeit, und die Arbeitslosigkeit ist enorm hoch. Die Folge davon: Slumbewohner. Der Nordosten ist das Armenhaus von Brasilien.

Wir haben nach unserem Arbeitsbesuch bei Sr. Werburga noch den Süden Brasiliens angeschaut, die Wasserfälle von Iguassu. In dieser Gegend gibt es viel Wasser, das Land ist grün und hat viel Regenwald. Dieser Gegensatz hat uns sehr beeindruckt. Nach einem Abstecher auf die Argentinische Seite der Wasserfälle ging unsere Reise über Sao Paulo zurück nach Frankfurt.

Anmerkung.

Die Kolpingsfamilie Puchheim unterstützt Sr. Werburga sei 1984 finanziell durch verschiedene Aktionen. 22 Jahre wurden Papier und Kleidung gesammelt, was inzwischen leider eingestellt werden musste. Außerdem gab und gibt es noch Dichterlesungen, Bergmessen, Nikolausaktionen und das Binden der Adventskränze sowie die Weihnachtsspende der Mitglieder. So konnten in der Zwischenzeit über 110 000€  als direkte Hilfe an Sr. Werburga weitergegeben werden.

Franziska Hingst
Kolpingsfamilie Puchheim
Fotos von Besuch sind in der Mediathek im Album  “Schwester Werburga – Sozialzentrum in Caruaru / Brasilien” .