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Kolpingsfamilie

Kiedrich

Portrait Adolf Kolping
Schmuckelement Kurve oben Schmuckelement Kurve oben
Melanie Hanold ließ mit Charme und Humor auf unterhaltsame Weise die Figuren lebendig werden und ließ die Besuchergruppe in die Schwalbacher Geschichte eintauchen.

Milieukrippe lässt Geschichte lebendig werden

veröffentlicht am

Kolpingfamilie Kiedrich besucht Bad Schwalbach und erfährt so einiges über Stadt und Pfarrei. Altem katholischen Brauch folgend steht diese Krippe bis Maria Lichtmess am 2. Februar.

Meine Lieblingsfigur ist der „Sturme Karl“ erklärte Melanie Hanold den 26 Besuchern der Kolpingfamilie Kiedrich. Spritzig mit viel Charme, Humor und sehr unterhaltsam erläuterte die Historikerin Hanold die Milieukrippe in der St. Elisabeth-Kirche in Bad Schwalbach. Die Milieukrippe zeigt das weihnachtliche Geschehen im speziellen sozialen Umfeld der Geschichte von Langenschwalbach, wie Bad Schwalbach bis 1957 hieß. Detailreich öffnete Hanold, die als Pfarrsekretärin arbeitet, die Augen der Besucher für interessante geschichtliche Hintergründe, die von den einzelnen Figuren versinnbildlicht werden.

Humvorvoll, unterhaltsam und kompetent führte die Historikerin Melanie Hanold. Hier stellt sie ihre Lieblingsfigur, den städtischen Arbeiter und Lampgenanzünder “Sturme Karl” vor.

Humvorvoll, unterhaltsam und kompetent führte die Historikerin Melanie Hanold. Hier stellt sie ihre Lieblingsfigur, den städtischen Arbeiter und Lampgenanzünder “Sturme Karl” vor.

Sie entstanden zwischen 2014 und 2016 auf Initiative der Gruppe „50+ aktiv“ und zeigen Personengruppen oder bedeutende Persönlichkeiten, die für die Geschichte der Stadt und die Pfarrei von besonderer Bedeutung sind. Die prächtige Kulisse schuf der Küster Rudolf Hoffmann. Sie zeigt einen Teil des Rotenburger Schlösschens, die Eingangsfront der Elisabethen-Kirche und der Vorgängerkirche mit funktionierender Kirchturmuhr.

Erinnerung an Kaiserlichen Besuch
Beim Figurenprogramm stehen beileibe nicht nur gekrönte Häupter wie die Kaiserinnen Elisabeth von Österreich (Sissi) und Eugénie von Frankreich im Mittelpunkt, die wiederholte Male hier zur Kur weilten. Sissi reiste als Gräfin von Hohenems, einer ihrer Titel, weil sie nicht erkannt werden wollte. Die Gattin von Kaiser Napoleon III., nach der die Villa Eugénie benannt ist, hingegen suchte nicht die Ruhe, sondern wollte mittendrin sein, so Hanold.
Ohne Brunnenfrau und Badearzt ging es nicht
Die Brunnenfrau war ein eigener Beruf, denn die Kurgäste durften das Wasser nicht selbst nehmen, sondern wurden von den Brunnenfrauen bedient. Ebenso die Badefrauen, die für das Einlassen der Kohlesäurebäder zuständig waren. Neue Einkommensquellen in einem zuvor armen Ort, der von Schafzucht und Wollweberei lebte, blickte Melanie Hanold in die Vergangenheit zurück.

„Das Buch wurde schnell bekannt und wie ein Phönix aus der Asche
wurde Langenschwalbach bekannt und erfolgreich“, so Melanie Hanold.

Die Änderung brachte die Entdeckung der Heilquellen und ein Buch. In der Krippe steht der Autor Dr. Jakob Tabernaemontanus (1522-1590) an einem Schreibpult, auf dem sein Werk „Der Neuw Wasserschatz“ aus dem Jahr 1581 liegt. „Das Buch wurde schnell bekannt und wie ein Phönix aus der Asche wurde Langenschwalbach bekannt und erfolgreich“, so Hanold. In seiner Hochzeit, die Dr. Heinrich Fenner von Fenneberg (1774-1849) im 19. Jahrhundert einleitete, bedeutender als Wiesbaden. Er wird mit Arzttasche und Augenklappe dargestellt und sorgte für den Aufschwung der in Verfall geratenen Bäder.

Badefrau war ein richtiger Beruf: Sie ließen das Kohlensäurewasser in die Wanne, achteten auf die richtige Temperatur und Dauer des Bades.Badearzt Dr. Heinrich Fenner von Fenneberg sorgte im 19. Jahrhundert für einen neuen Aufschwung der in Verfall geratenen Bäder.

Die Brunnenfrau war ein wichtiger Beruf in der Kurstadt Langenschwalbach. Ebenso wie der Badearzt. Besonders wichtig für die Entwicklung war Dr. Heinrich Fenner von Fenneberg (1774-1849), der den Aufschwung der in Verfall geratenen Bäder einleitete.

Landgraf Ernst brachte katholischen Glauben zurück

Bedeutenden Einfluss auf das kirchliche Leben hatte Landgraf Ernst von Hessen-Rotenburg (1623-1693). Er konvertierte am 6. Januar 1655 in Köln zum Katholizismus. Auf seinem Grund neben dem Rotenburger Schlösschen entstand eine katholische Kirche, in der im Untertaunus wieder die Heilige Messe gefeiert wurde. Die Nachfolgerkirche, die heutige Pfarrkirche St. Elisabeth wurde unter Dekan Franz Mayer in den schweren und entbehrungsreichen Kriegsjahren 1914 bis 1916 errichtet. Dekan Mayer war 41 Jahre Pfarrer und steht neben Schwester Cornelia. Vielen älteren Schwalbachern ist sie noch in Erinnerung, weil sie mit ihrem Pflegekoffer, mit dem sie auf dem Weg zu den Kranken eilte, fest zum Ortsbild gehörte, berichtete Hanold. Schwester Cornelia steht stellvertretend für die Dernbacher Schwestern, die 200 Jahre lang den Menschen in Not beistanden und im Haus „Maria“ in der Koblenzer Straße beheimatet waren.

“Uffsteh, uffsteh – Mette geh!”
Die Lieblingsfigur der Historikerin Hanold ist allerdings das Bad Schwalbacher Original „Sturme Karl“. Der städtische Arbeiter entzündete die 1880 eingeführten Gaslaternen und trat in der Pfarrkirche den Blasebalg der Orgel. Am 25. Dezember weckte er seine Mitbürger zur Christmette, die schon um fünf Uhr morgens begann. Er klopfte mit seiner Stange an die Kändel und rief „Uffsteh, uffsteh – Mette geh!“. Nicht-Katholiken entgegnete er, wenn sie sich beschwerten: „Bei mir wern alle geweckt, ich weck auch Evangolen“.