Über Uns

DIE GRÜNDUNG DER KOLPINGSFAMILIE ST. BONIFATIUS WESTRHAUDERFEHN[1]
Ob der Besuch von Bischof Dr. Wilhelm Berning im Jahre 1947 zur Firmung mit ein Anlass gewesen ist, das kirchliche Leben bei und um St. Bonifatius zu aktivieren, kann nur vermutet werden . Sicher ist, dass der Malergeselle Jakob Sauer, der bereits 1935 in eine Kolpingsfamilie eingetreten war, beim Kolping in Köln am 24 . November 1948 den Antrag stellte, auch hier in Langholt eine Kolpingsfamilie gründen zu dürfen . Zu der Zeit bestanden in den Nachbargemeinden die älteste Kolpingsfamilie von Papenburg (Untenende) St. Antonius von 1872. Die nächstälteste ist die Kolpingsfamilie von Leer St. Michael von 1883. Dann folgen die Kolpingsfamilien von 1920 Papenburg (Obenende) St. Michael, 1921 Aschendorf St. Amandus, 1923 Lathen, 1928 Dörpen, 1932 Rhede . Wer war Jakob Sauer? Jakob Sauer wurde am 30.September 1914 in Saarbrücken geboren. Er besuchte dort die Volksschule, erlernte dann das Malerhandwerk, und kam später als Malergeselle in das Flugzeugwerk nach Rostock, wo er “uk”, also unabkömmlich war (wie die ostfriesischen Binnenschiffer, die einen kriegswichtigen Beruf wegen des Eisen- und Kohletransportes ausübten). Jakob Sauer musste also kein Soldat werden. In Rostock lernte er Maria (Mimi) Rippe aus Langholt kennen, die ihr Pflichtjahr in einem katholischen Pfarrerhaushalt in Rostock ableistete. Maria Rippe hatte ihre Eltern früh verloren. Mimi, wie sie genannt wurde, wuchs im Hause des Langholter Bürgermeisters Lügen am Leda-Jümme-Weg auf. Mimi hatte die katholische Volksschule in Ostrhauderfehn besucht, daran kann sich Marie Bolland geb. Boelsen noch gut erinnern. Natürlich ging man damals zu Fuß, Schülerbusse gab es noch nicht. Die Schulwegstrecke auf den Sandwegen legte man in Holzpantinen zurück. Nur zum Besuch des Gottesdienstes in der Kirche wurden die kostbaren ledernen Sonntagsschuhe getragen . Nach ihrer Schulzeit half sie im Haushalt und in der Landwirtschaft ihrer Pflegeeltern, die sie als ihre Großeltern bezeichnete. Aber irgendwann musste sie ihr Pflichtjahr ableisten (damals Vorschrift), und so verschlug es sie nach Rostock. Wie bereits gesagt: in Rostock lernte Jakob Sauer „seine“ Mimi kennen und lieben und sie heirateten. Nach der Heirat wurde der junge Ehemann dann als Maler nach Wien abgeordnet in ein anderes Flugzeugwerk, wo er das Kriegsende erlebte. Da Jakob Sauer in Saarbrücken geboren war, schaffte er es irgendwie, nicht in russische oder amerikanische Kriegsgefangenschaft zu kommen, sondern er musste als gebürtiger Saarländer ein Jahr „Wiedergutmachung“ in Frankreich ableisten. Seine Frau Mimi war während der Kriegswirren im Frühjahr 1945 zu ihren Pflegeeltern Lüken zurück zum Leda-Jümme-Weg gegangen. Im März 1946 ist Jakob Sauer aus französischer Kriegsgefangenschaft entlassen worden und nach Langholt zu seiner Frau gekommen. Dort hat er dann 1948 seine Meisterprüfung in Leer als Malermeister gemacht. Er war – trotz der vorangegangenen unchristlichen Zeitverhältnisse – noch voll Elan für Kolping und sein Werk, da er bereits seit 1934 in einer Kolpingsfamilie gewesen war: seine Mitgliedsnummer war GV (Gesellenverein) 10782. Er hat aus Überzeugung für Kolping und sein Werk nach zwei Gesprächen mit Dechant Lüken die Kolpingsfamilie ins Leben gerufen. Vikar Behrens war dagegen, da sein Jungmännerverein dann wohl in die Brüche gehen konnte, was später auch geschehen ist. Im Jahre 1948 gründete Jakob Sauer in Westrhauderfehn-Langholt eine Kolpingsfamilie und stellte am 24 . November 1948 folgenden Antrag an das Kolpingwerk in Köln: „Ich bin im Begriff, hier eine Kolpingsfamilie ins Leben zu rufen und habe ein Dutzend interessierter junger Männer zusammen.” Die hiesige Geistlichkeit ist einverstanden und unser Hochwürdiger Herr Vikar wird als Präses der Kolpingsfamilie vorstehen. Vorerst werde ich als Alt-Kolpingsmitglied das Amt des Seniors übernehmen müssen, bis sich einer aus der Jugend dazu findet . Wir halten wöchentlich einen Schulungsabend, außerdem alle 14 Tage Versammlung. Aufnahme ist zum Frühjahr geplant. Da ich hier keine Verbindung mit anderen Kolpingsfamilien habe, bitte ich um möglichen Rat, Hinweis und Anregungen. Muss die Schulungszeit vor der Aufnahme unbedingt ein halbes Jahr betragen oder könnte man auch noch eventuell Nachzügler mit aufnehmen? Wie verhält es sich mit den Mitgliedsausweisen? Was kann man für die Jungen Familien tun? Ist eine Aufnahme im Altkolping möglich . (Eine Kolpingsfamilie bestand in hiesiger Gemeinde noch nie .) Oder wie bringt man die Verheirateten mit der Kolpingsfamilie zusammen? Bemerken möchte ich noch, dass in hiesiger Pfarrgemeinde in der Jugend sehr wenig und für die Familien gar nichts getan wird . Für baldige Auskunft wäre ich sehr dankbar. – Treu Kolping. Jakob Sauer, Mitglied Nr . GV 10782. Westrhauderfehn, Am Meer 3, Ostfriesland.“ Im Mai 1949 wurde diese neue ostfriesische Kolpingsfamilie in Westrhauderfehn-Langholt offiziell gegründet, fast genau 100 Jahre nach der Gründung des ersten Gesellenvereins in Deutschland am 6 . Mai 1849 . Auf Grund dieses Datums feierte die hiesige Kolpingsfamilie im Mai 1999 ihr 50jähriges Jubiläum . Erst anschließend ist es Heinz Niehues gelungen, die Adresse des damaligen Gründers ausfindig zu machen, der noch im Schwarzwald lebt . ——————————————————————————–
 [1] aus der Chronik zum 50-jähringen Bestehen: „KOLPING Kolpingsfamlie Westrhauderfehn – 50 Jahre mit Kolping unterwegs“; S. 109 + 112

Ansprechperson

Heike Hessenius