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Kreuzweg Wessum

Der Wessumer Kreuzweg

Auf Initiative der Kolpingfamilie Wessum wurde in den Jahren 1987/88 der Kreuzweg im Pastorenkamp in Wessum erstellt. In den 14 Stationen sind die historischen Formen der für die münsterländische Landschaft typischen Bildstöcke in zeitgemäßen unterschiedlichen Gestaltungen fortgeführt. Der rote, rustikale Klinker bindet die Bildträger in die umgebende Natur, wobei die aus dem gleichen, weißen Tonmaterial gestalteten, aus vielen Einzelteilen bestehenden bildlichen Darstellungen sich materialgerecht in die Gehäuse einfügen.

Eine klare, ausdrucksstarke und allgemeinverständliche Formensprache, bei der die überkommene Thematik in zeitgemäße und zeitlos gültige Aussagen fortgeführt wird, war das Ziel der Bildgestaltung. Die harte, strenge, holzschnittähnliche Zeichnung weist auf den grausamen Leidensweg Christi hin.

Figurale Darstellungen sind stark vereinfacht und auf wesentliche Aussagen reduziert. Begleitende, linear aufgeteilte und helldunkel differenzierte Flächen in verschiedenen Ebenen betonen die Bildaussage im gesamten Zyklus. Durch die relativ kleinen Bildformate wird der Betrachter unmittelbar angesprochen und mit der Leidensszene konfrontiert. Somit sind Anregungen zur Meditation und zum Gebet gegeben.

Die Sationen mit Gebetstexten zum herunterladen und ausdrucken:

Der Wessumer Kreuzweg

Die Stationen:

Jesus steht in bildbeherrschender Größe geduldig und ergeben vor dem für ihn bestimmten schwarzen Kreuz. Die Leidenswerkzeuge beschweren den drückenden oben liegenden mächtigen Steinblock. Auf den zwei unteren Blöcken sind, symbolisch für alle zu aller Zeit aus religiösen oder rassischen Gründen Verfolgten, eine Ordensschwester und ein Neger gezeichnet. Die oben und unten mit Dornenstrukturen versehenen Randzonen deuten den schweren Leidensweg an. 

In den zwei Bildteilen ist die Verurteilung Jesu und der Zugriff der Schergen durch entsprechende Handgebärden verdeutlicht. Pilatus, krampfhaft das Schwert umfassend, ist in seiner weltlichen Macht eingeengt. Die grölende Kohorte wird zu allen Zeiten von den Hauptschuldigen, den Pharisäern und den Schreibtischtätern aufgehetzt. 

Auf den Schultern Jesu liegt das überschwere Kreuz. Es wird durch die Sünden der Menschen noch mehr be­schwert, angedeutet durch die drei Männer, die das Kreuz niederdrücken.

Jesus fällt kraftlos auf den steinigen Boden. Die drei Zuschauer zeigen Fehlverhalten der Menschen auf: Schadenfreude, Flucht vor der Verantwortung, Gleichgültigkeit.

Jesus weist auf das Kreuz hin, das er trägt, um den Willen seines Vaters zu erfüllen. Eine Begegnung in unsagbarem Schmerz.

Simon gibt ein Beispiel für alle Benachteiligten und Beladenen, die von Jesus aufgefordert werden, ihr Kreuz zu tragen. Der Weg ist steil und dornenreich. Die Auf­forderung Jesu geht an jeden Betrachter, denn keiner ist frei von Last und Sorgen.

Veronika gibt ein Beispiel der Nächstenliebe. Wir werden aufgefordert, für den Nächsten offene Herzen und Hände zu haben, besonders für Ältere, Bedürftige und Hungernde.

Jesus kann das Kreuz nicht mehr tragen und fällt kraftlos auf die Steine. Der mit der Rute zuschlagende Scherge steht für alle, die die Unterlegenen und Fallenden unter­drücken.

In den Gebärden der Frauen ist das Hören der Mahnung Jesu, das Erkennen und das Befolgen erkennbar. Dieses soll nachahmenswert für den Betrachter sein.

Jesus ist vollkommen erschöpft, ganz vom Kreuz be­deckt. Die sieben Hauptsünden, in zeitgemäße Worte gefasst, fallen wie schwere Steine auf den Gestürzten.

Jesus, einem armseligen Soldaten ausgeliefert, schämt sich der gierigen Blicke der Zuschauer. Die beiden, mit den Händen wie Tatzen zugreifenden Soldaten würfeln um das Gewand.

Durch die diagonal gestaltete Komposition und die Ein­brüche in die Begrenzungsflächen ist der unsagbare Schmerz nachempfunden. Einbezogen in diese Leidens­szene sind ein abgerissener Schmetterlingsflügel und ein ausgerissener Zweig. Es ist damit die Aufforderung zu verstehen, die Mitmenschen und die Tiere nicht zu quälen und die Natur nicht zu zerstören.

Die Hauptstation der ganzen Anlage steht an der markan­testen Stelle, an einer Wegekreuzung und wird in den Größenverhältnissen und der äußeren Formgebung be­sonders betont. Der Gekreuzigte, in unendlichem Leid vereint mit seiner Mutter und dem Jünger Johannes be­herrscht die Bildfläche. An Christus scheiden sich die Geister. Der gläubige Hauptmann auf der einen, die beiden Nichtglaubenden mit drohenden und abweisenden Gebärden auf der anderen Seite stellen eindrucksvoll das Verhalten der Menschen vor.

Mutter und Sohn sind im Schmerz eng verbunden, ganz allein, von den schräg von oben, wie durchbohrende Schwerter eindringenden dunklen Streifen zusammen­gedrückt.

Jesus liegt unter dem schweren Stein im tiefen Grab. Es ist dunkle Todesnacht. Alles scheint umsonst und verloren. Das ist das Ende. In diese Trostlosigkeit leuchtet die farbige Ostersonne, durchbricht die Steinumrandung. Diese Doppelstation zeigt den starken Gegensatz auf, von der Hoffnungslosig­keit zur Hoffnung, vom Leid zur Freude, vom Tod zum Leben.

Das ist die Botschaft dieses Kreuzweges.