CHRONIK

GRÜNDUNG

   Es waren sieben beherzte, von Gottvertrauen erfüllte Männer, die an einem Herbstabend des Jahres 1893 mit einem Geistlichen an der Spitze, die kleine Treppe der alten Werner Volksschule hinaufstiegen, um nach dem Vorbild Adolph Kolpings den Werner Gesellenverein ins Leben zu rufen. Der Geistliche in iher Mitte war

Rektor Bernhard Bömer – Präses von 1895 – 1908

Die Volksschule stand an der Ostmauer und wurde später zur Rektorats-schule.

In diesem Hause wurde ein Gründungsstatut aufgestellt, das noch erhalten ist und folgende Überschrift trägt:

Statut

des Katholischen Gesellenvereins

zu Werne, Bez. Münster

gegr. d. 20. August 1893 

 

   Der erste Abschnitt gibt den Zweck des Vereins an, „die Heranbildung der katholischen Gesellen von Werne zu einem religiösen und tüchtigen Meisterstande“, der zweite enthält „die Mittel zum Zweck“, der dritte Abschnitt die Organisation des Vereins in 25 fortlaufenden Paragraphen. § 24 bestimmt für die Zunkunft das Rosenkranzfest als Stiftungsfest des Gesellenvereins. Diese Statuten vom 20. August 1893, dem Namensfest des ersten Präses, wurde in der Generalversammlung am 1. Oktober des gleichen Jahres verlesen, einstimmig angenommen und vom Vorstande unterzeichnet.

Die Unterschriften lauten:

Rektor Bömer, Präses — Kaplan Cohaus, Vicepräses — Vagedes, Kassierer — C. Reckers, Senior —  F. Waßmann — Th. Wittkamp — Hub. Lindenkamp — Gottfried Witte

   Drei Zusatzparagraphen der folgenden Jahre enthalten Bestimmungen über den Verbleib des vorhandenen Vereinsvermögens im Falle der Auflösung (vom 10. Dezember 1899), über den Bezug des Verbandsorgans und den gewissenhaften Besuch der Versammlungen an Sonn- und Feiertagen (beide vom 9. Dezember 1900). Damit war der Grundstein gelegt zu jenem edlen Werk Adolph Kolpings, jener Gemeinschaft, die zur Zeit zu den größten und bedeutensten Vereinen unserer Heimatstadt gehört.

   Wenn heute aus der Gründerschar auch keiner mehr unter den Lebenden weilt, so wissen doch einige alte Handwerksmeister, die später zum Gesellenverein kamen, von seinem glücklichen Anfang und seinem frohen Aufblühen zu erzählen. Bei ihren Worten spürt man noch etwas von jener Begeisterung und jenem Kolpinggeist, der heute noch in ihnen lebendig ist. Sie berichten unter anderem, daß bei der ersten Versammlung und Grunsteinlegung des Gesellenvereins sicher auch zugegen waren die verstorbenen Kolpingsöhne Bernhard Rohe, der Bauunternehmer Anton Holtrup, der Maurer Wilhelm Walters und Albert Marckhoff. Viele kannten noch den allseits geschätzten und eifrigen Lehrer Vagedes mit dem fuchsigen Bart, der erste Kassierer und die rechte Hand des Präses Bömer. Unvergessen bleibt auch der erste Senior des Vereins, Karl Reckers. Auf seinem düsteren Gesicht lag doch stets ein leises Schmunzeln, das jeden froh machte. Mit regem Eifer und starker Willenskraft stand er in seinem Amte dem Verein vor. Sein Bruder Heinrich löste ihn nach Jahren als zweiter Senior ab, jedoch nur für kurze Zeit. In ehrenwertem Gedenken steht Anton Zumholz, ein Mann von echter Frömmigkeit und großem Gottvertrauen, ein vorbildlicher Kolpingsohn. Nach seiner Lehrzeit beim Schreinermeister Gottfried Witte an der Ostmauer, seinem vorbildlichen Lehrherren und Mitbegründer des Vereins, kam er im Jahre 1894 zum Gesellenverein. Mit Heinrich Elberfeld, dem Stuhlmacher, der ihm im Tode vorausging, bewahrte er Vater Kolping seine ungebrochene Treue und Liebe bis in die letzten Tage seines Lebensabends. Dann war da noch der dritte Senior, der Sattler- und Polsterermeister Heinrich Küper. Er war schon in Drensteinfurt zu Adolph Kolping gestoßen und kam auch im Jahre 1894 zu unserem Verein. Seit 1902 übte er mehrere Jahre das Seniorenamt aus. Der vierte Senior Heinrich Bäuken löste ihn ab. Küper scheute weder Arbeit noch finanzielle Opfer, um den Verein über die materiellen Sorgen jener Zeit hinwegzubringen und die junge Gemeinschaft zu stärken und zu fördern.

   Rührend erwähnt sei der Bäckermeister Heinrich Habig.

 

 

… demnächst erscheint das nächste Kapitel