Zum Presse-Echo
Dieser Frage widmete sich Cornelia Kaminski, die Bundesvorsitzende der „Aktion Lebensrecht für alle“ (ALfA e.V.) in ihrem Vortrag, den sie am 4. April 2025 auf Einladung der Kolpingsfamilie Waldram im Pfarrheim St. Josef d. Arbeiter hielt und der unter dem Titel „Selbstbestimmung und Menschenwürde zu Ende gedacht“ stand.
In seiner Begrüßung erinnerte der Vorsitzende der Kolpingsfamilie, Thomas Erhard, an die lange Verbindung Waldrams mit ALfA e.V. Denn es war schon im Jahre 1989, als Frau Gremler in Zusammenarbeit mit ALfA die Stube Elisabeth in Waldram aufbaute, in der Kinderausstattung für werdende oder junge Mütter gesammelt und an Bedürftige ausgegeben wurde.
Cornelia Kaminski berichtete von den Zielen von ALfA: Sie hilft auf vielfältige Weise werdende Eltern in Konfliktsituationen, damit sie sich für ihr Kind entscheiden können. Ihre Patinnen und Paten betreuen schwangere Frauen bis zur Geburt. Sie gewährt außerdem jungen Müttern in Not Beratung und finanzielle Unterstützung. Ein weiterer wichtiger Teil der Arbeit besteht darin, Frauen nach einer Abtreibung zu begleiten, die Schwierigkeiten mit der Bewältigung des Geschehens haben. Cornelia Kaminski betonte, dass bei diesen Beratungsfällen immer die Menschenwürde der werdenden Mutter geachtet werden muss.
Dennoch äußerte sie ihr Unverständnis und ihre Trauer, dass in Deutschland die Zahl der Abtreibungen 2023 weiter gestiegen ist. Dabei habe das Bundesverfassungsgericht dem Gesetzgeber bei der damaligen Reform des § 218 im Jahre 1993 zur Auflage gemacht, die Regelung regelmäßig auf seine Wirksamkeit im Sinne des Lebensschutzes zu überprüfen.
Dass dem Leben jedes Menschen, auch dem ungeborenen, uneingeschränkter Schutz zukommt, erläuterte die Referentin ausgehend von der Gottesebenbildlichkeit des Menschen nach jüdisch-christlicher Überzeugung und der Lehre Jeus Christi. In einem historischen Rückblick konnte sie belegen, dass die ersten Christen für die Gesellschaft im Römischen Reich eine geistige Revolution bedeuteten: Im Gegensatz zu ihren Zeitgenossen achteten die Anhänger der neuen Religion Menschen-, Frauen- und Kinderrechte, schließlich die Gleichheit aller ohne Unterschied zwischen den Gesellschaftsschichten. Sie sprachen sie außerdem nicht nur den Christen, sondern auch den Menschen der anderen Völker zu. Dies äußerte sich in ihrem unbedingten sozialen Engagement für die Benachteiligten. Ihm lag die Gewissheit zugrunde, dass das freiwillige Opfer nach dem Vorbild Jesu Christi der Würde des Mitmenschen am besten gerecht wird. Folgen dieser beeindruckenden Lehre und des selbstlosen Einsatzes waren die große Beliebtheit und der ungeahnte Siegeszug des Christentums in der römischen Antike und letztlich eine neue Gesellschaftsordnung.
In der Aufklärung trug Immanuel Kant jedoch zur Umdeutung des Begriffs der Menschenwürde bei. Dadurch, dass er sie damit begründete, dass der Mensch mit der Vernunft begabt sei, die ihn zu einem selbstständigen moralischen Urteil befähige, bahnte er der Autonomie des Menschen den Weg. Wenn aber Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung als absolute Werte gesetzt werden, fördert dies den Zerfall der Gesellschaft und gefährdet so ihren Zusammenhalt, weil eine gemeinsame Wertebasis fehlt. Denn die Selbstbestimmung des einzelnen Menschen endet da, wo die des anderen beginnt.
Cornelia Kaminski plädierte daher als Voraussetzung für eine zukunftsfähige Gesellschaft für eine neue Kultur der unverfügbaren, uneingeschränkten Menschenwürde und der Wahrheit, die einfühlsam, auch unter Einschluss des eigenen Verzichts, den Mitmenschen in den Blick nimmt und respektiert.