Oh man, was war das für eine Nacht. Den unten stehenden Bericht wollte ich eigentlich bereits donnerstags veröffentlichen, aber mittlerweile hat es sich ja herum gesprochen, dass wir unsern Kindern ein ganz besonderes Abenteuer-Abendprogramm geboten haben, mit viel Wasser, Dramaturgie, der Begegnung mit der lustigen Feuerwehrtruppe aus Werpeloh und schließlich einem Happy End. Nun ist es zwar schon Freitag, aber die Berichte von Mittwoch und Donnerstag, im Besonderen der Ereignisse des Abends, möchte ich natürlich pflichtgemäß nachreichen.
So folgt zuerst der Bericht für Mittwoch. Los ging es morgens mit Gruppenprogramm, wobei jede Gruppe für sich selbst entscheiden kann, wie die Zeit verplant wird. Die Jäusters pöhlten Fußball, wullackten in der Matsche oder chillten einfach (ich hab mir sagen lassen, das bedeutet so viel wie “sich ausruhen”,”neue Kraft tanken” – meiner Meinung nach lediglich, den Bim-Bam baumeln zu lassen), und bei den Mädels ging es zu wie in einer ambulanten Lackierstraße: Finger- und Fußnägel wurden dezent mit Ralleystreifen versehen, die Frisuren auf Vordermann gebracht sowie die ein oder andere Schulter durchgeknetet und massiert, Bjjiiiuutiiii und Aloha Vera oder so nennen sie das, für Eugen ein Buch mit sieben Siegeln. In anderen Hemisphären des Zeltplatzes wurde gekickert, Holz gesammelt oder gemalt, ein reges Treiben herrschte überall.
Beim Mittagessen übertraf sich die Küche wieder einmal selbst, Mantaplatte und Salat auf feinste Art wurden geboten und von allen regelrecht verschlungen, das war ein Essen, wie man es lange nicht gesehen hatte. Ordentlich Schärfe in der Sauce und tüchtig Würze an den Pommes, Majo dabei, ein Schlag Salat und fertig war das Deluxe-Menü à la Cuisine de Werpeloh. Bei so einer Stärkung war es für alle Teilnehmer und Leiter ein Leichtes, einen strammen Fußmarsch ins Dorf hinzulegen, um das beliebte Spiel “Hans im Glück” zu spielen. Hans im Glück funktioniert genauso, wie das Märchen die Geschichte vom tolpatschigen Hans erzählt, der sich durch sein Leben tauscht und am Ende das große Gold findet. In Kleingruppen geht es durch die Zivilisation, anfangs lediglich mit einem Ei je Gruppe bewaffnet. Nun betreibt man Konversation und Handel mit den einheimischen Individuen und versucht, es dem Hans gleich zu tun, das Ei gegen etwas Besseres einzutauschen und immer so weiter, bis man am Ende einen möglichst guten Gegenstand erworben hat. Und die Ergebnisse der Gruppen konnten sich sehen lassen: ein Fernseher (nicht mehr im neusten Zustand), ein alter Receiver oder Wohnzimmerlampen gehörten zu der Art von Sachen, die die Werpeloher Bevölkerung wohl nicht mehr benötigte und der Kolpingjugend vermachen wollte.
Ja, ganz genau, es ist ein TV!
Auf die Weise brachten wir auch den Nachmittag zügig und erfolgreich hinter uns. Zum Abendprogramm sollte es allerdings einen weiteren Höhepunkt unseres Lagers geben, denn RTL stattete uns einen Besuch ab, klöppelte innerhalb von anderthalb Stunden ein Studio in den Sand und lud ein zur beliebten Fernsehshow “Das Lager-Supertalent”. Von Knopi und Potti durchs Programm geführt stellten 15 Gruppierungen und Talente phantastische Auftritte auf die Beine. Hier eine kesse Sohle aufs Parkett gelegt, dort eine Zaubernummer. Vincent Raven, Dick und Doof und auch die Harlem Shakers gaben sich die Klinke in die Hand und insgesamt eine gute Figur ab, sodass es die Jury um Markus D. Bohlen, Bruce Darnell-Krumkamp und Sylvie Bolle van der Vaart in der Tat schwer hatte, einen Sieger zu finden.
Dick und Doof machen Urlaub – natürlich mit einigen Pannen!
Doch am Ende stellten sich die zweitjüngsten Mädels, “The Roses”, mit ihrem Tanz zu Gustavo Limas “Balada” als Sieger heraus.
Auch das Abendprogramm an diesem Mittwoch war sehr gelungen, sodass man insgesamt von einem tollen Tag sprechen kann. Mit viel Dönekes machen war aber abends nicht mehr, denn schließlich sollte am gestrigen Donnerstag die Tagesfahrt nach Schloss Dankern anstehen.
Donnerstag – Auf nach Schloss Dankern!
Diese fand auch akkurat nach Plan statt, mit zwei Bussen, einer Ladung super Wetter und einiger Verpflegung. Die Gegebenheiten vor Ort waren für Planschen, Sonnenbaden und den Park genießen einfach genial, die Sonne schien uns auf den Wams, die Kinder waren glücklich und auch wir Leiter hatten Gelegenheit genug, selber einmal ein bisschen auszuspannen. Schloss Dankern ist mit vielen Attraktionen rund um das Thema Wasser mit Baggersee und Freizeitbad ideal für Kindergruppen unserer Größe, dazu kommen viele kleine Spielgeräte in- und outdoor sowie Fußballplätze und ein Riesentrampolin. So konnten wir den Tag gut verleben und gegen 17 Uhr glücklich und zufrieden abreisen, denn die Küche erwartete uns mal wieder mit einer ihrer tollen Überraschungen, Nudeln mit Bolognese und roter Wackelpudding zum Nachtisch. Eigentlich alles perfekt, um den Tag bei einem ruhigen Abendprogramm mit Gesellschaftsspielen, Bingo etc. zu beenden.
Lecker Bollochnähse!!
Doch dann kam das, was sowohl niemand gebrauchen als auch nach den Tagen herrlichsten Wetters erwarten konnte. Kurzerhand wurde der Donnerstagabend unter das Thema “Regen und seine überraschenden Nebenwirkungen” sowie “Viel Wasser in Verbindung mit Zelten am Hang” gestellt.
Gerade ist Freitag, 15:18 Uhr, der Großteil aller Leiter ist seit sechs Uhr auf den Beinen, angetreten mit dem Ziel, die erosionsartige Verwüstung durch eine Jahrhundertflut wieder in Ordnung zu bringen, Gräben zu buddeln, Schutzwälle zu errichten, Zelte zu derangieren, Planen zu säubern und alles mehr oder minder trocken zu bekommen. Rückblickend möchte ich euch gerne teilhaben lassen an den Geschehnissen der letzten Nacht, denn eins steht auf jeden Fall fest: Wir sind in diesem Jahr definitiv in die Annalen der Kolpingjugend Wadersloh eingegangen.
Bis zum Alarmieren der Feuerwehr fühlten wir uns definitiv wie einem Katastrophenfilm, nach dem ersten dicken Regen schien es, als könnten wir die Wassersituation (in einigen Zelten stand bis zu zehn Zentimeter Wasser!) mit Spaten und Paletten in den Griff bekommen, aber mit dem Einsetzen des zweiten Regensturms, der eine erneute Flut in die Zelt zu verursachen drohte, war recht schnell klar, dass da Profis ans Werk mussten, also alarmierten wir die Feuerwehr, die schließlich mit Blaulicht und dickem Gerät anrückte. Leider stellte sich heraus, dass auch die erhoffte Kompetenz der starken Emsländer Firefighters nicht viel gegen das Wasser ausrichten konnte, sie halfen uns, eine Turnhalle klarzumachen, mittels Trecker und Anhänger alles an Schlafzeug hinüber zu transportieren und packten bei Liegen und weiterem Zeug tatkräftig mit an, sodass wir Leiter – nunmehr bis auf einige Betreuer in der Halle alleine auf dem Platz – den Abend nach getaner Arbeit schließlich gegen 1:30 Uhr beenden konnten, geschafft war für den körperlichen Zustand der meisten gar kein Ausdruck.
Gut, dass wenigstens ein Abdach vorhanden war?
Denn für uns war klar, dass mit Aufgang der Sonne direkt erst einmal der Platz begutachtet und anschließend geräumt und gesäubert werden musste, also sechs Uhr aufstehen und ab anne Maloche.
Land unter im Zelt
Nun ist es Freitagmittag, Ruhe kehrt ein, der Aufräumprozess ist in vollem Gange. Wir sind zuversichtlich, dass ohne weitere Zwischenfälle spätestens morgen früh wieder alles wie immer ist, fürs Weekend ist bestes Wetter gemeldet und der Platz ist im Regenfall nun auch ordentlich präpariert – da sollte nichts schief gehen. Heute Nachmittag werden jedenfalls A`Gs durchgeführt, man hat die Möglichkeit zu basteln, zu malen, zu batiken, zu backen, Gesellschaftsspiele zu spielen, T-Shirts zu bedrucken etc., da ist in der Regel für jeden etwas dabei. Ihr kennt das, wenn es dem Wochenende zugeht, muss es immer auch Besonderheiten und Extravaganz geben, das gilt auch fürs Programm, denn heute Abend ist Casino. Da freuen sich schon alle drauf, zumindest, wenn der feine Zwirn nicht nass ist!
Was jetzt noch ausbleibt, ist ein Ausblick auf die nächste Zeit, denn wenn sich die Wogen glätten, steigt das Medieninteresse und es wird gelten, den Vorfall zu verarbeiten: Ein Platz in Ottis ewiger “Hall of fame for Lager and other Gedöhne” ist uns in vorderster Reihe garantiert, das Postamt Wadersloh plant, zum Gedenken die Herausgabe einer in der Auflage streng limitierten Briefmarke, der 25.7. wird in Zukunft offizieller bundesdeutscher Feiertag mit einer standesgemäßen Gedenkfeier mit Bundespräsident und internationalen Gästen, Roman Polanski plant in Zusammenarbeit mit Quentin Tarrantino und Katastrophenfilmexperte Roland Emmerich eine filmische Epos-Trilogie über das Untergangsszenario am Zeltplatz “Zum Windberg” (nicht bestätigten Pressemeldungen zur Folge sollen die Rollen der drei Hauptleiter an die Ochsenknecht-Söhne und Cindy aus Marzahn vergeben werden, Helle Wollenhöfer wird von Elijah Wood verkörpert, die Rolle der Freiwilligen Feuerwehr geht an die Laien-Theatergruppe des Motorradballets des Polizeipräsidiums Dortmund-Scharnhorst und für die Special Effects von Donner, Blitz und einem realistischem Feuersturm als Gegenpart zur Wasserflut sorgt Pyrotechniker Palle Vacker, die Filmarbeiten sollen noch im Herbst 2013 beginnen. Soweit der Ausblick, ich, Eugen, bin mir ganz sicher, dass es so kommen wird. Und wenn nicht, dann kommt es anders. Definitiv werden wir uns an gestern erinnern und noch in vielen Jahren unseren Kindern, Enkeln und Nachfahren davon erzählen.
Damit verabschiede ich mich nach einem langen Bericht von euch, ich muss jetzt leider gehen und helfen, denn ich habe gehört, es habe einen Rohrbruch gegeben und die Küche stehe samt Aufenthaltsbereich unter Wasser (komisch, kommt mir vor wie ein Deja-Vu) das gab es doch schon mal oder hab ich das geträumt?
Naja, sei’s drum, wollen wir den Brand in der Küche mal löschen (ich meine den Rohrbruch) also -äh- ich bin in jedem Fall gerade ziemlich durch und feddich mitte Nervens.
Machtet jot, viele Grüße von hier ausm Emsland
EUER EUGEN