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Zum aktuellen Thema: Maria 2.0

veröffentlicht am

Am 26. September 2019 fand in Mönchengladbach vor der Citykirche eine Veranstaltung zu „Maria 2.0“ statt. Hier meine Rede:

Ich überbringe die Grüße des gesamten Diözesanvorstands des Kolpingwerkes Aachen. Wir alle, Männer und Frauen, zeigen uns solidarisch mit den Anliegen zu Maria 2.0. Auch Kolping möchte mitwirken bei der Überwindung der Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern in unsere Kirche.
Wir sind davon überzeugt, dass es nicht im Sinne Gottes ist, dass Menschen auf Grund ihres Geschlechtes zu Personen 1., 2. und 3. Klasse werden. 1.Klasse = Männer, 2. Klasse = Frauen, 3. Klasse = Homosexuelle. Denn vor Gott sind alle Menschen gleich, wir sind alle von Gott geschaffen nach seinem Ebenbild.
Ich möchte beginnen mit einem Erlebnis aus meiner Familie. Es war 1984. Unsere älteste Tochter war gerade mit zur Kommunion gegangen und hatte den Wunsch Messdienerin zu werden. Unser damaliger Pastor lehnte dieses Ansinnen ab mit der Begründung, wenn ich Mädchen zulasse, dann kommen die Jungen gar nicht mehr. Zwei Jahre später, meldeten sich zu wenig Jungen und jetzt sollten Mädchen die Lücken stopfen. Das Kind lehnte damals ab, sie wollte nicht Lückenbüßer sein!
Und auch heute noch kommt uns Frauen die Rolle des Lückenbüßers zu! Es gibt Gemeinden, die keinen Priester mehr haben, jetzt von Frauen geleitet werden. Die Frauen haben allerdings nur eingeschränkte Rechte. Sie dürfen alle Arbeit tun, in mancher Gemeinde sogar nur ehrenamtlich, sie dürfen allerdings keine Messe feiern und keine Sakramente spenden. Dafür müssen sie einen Priester holen. Jahrhundertelang haben wir Frauen diese Diskriminierung ohne Murren ertragen. Jetzt ist Schluss, …. wir verlangen volle Anerkennung und Gleichberechtigung in der Kirche, das heißt auch, Zulassung zu allen Ämtern, einschließlich Weihe.
Im Jahr 2016 sahen wir Frauen hoffnungsvoll nach Rom. Papst Franziskus hat Maria Magdalena zur Apostelin erhoben. Sie steht jetzt gleichberechtigt neben den männlichen Aposteln. Sie war die erste Glaubenszeugin, denn sie hat das leere Grab entdeckt und den Männern die Botschaft von der Auferstehung gebracht. Ja, in der frühen Kirche, waren Männer und Frauen gleichberechtigt. Damals leiteten Frauen selbstständig ihre Gemeinden. Ich nenne stellvertretend dafür nur Priska und Aquila. Sie hatten die volle Anerkennung in ihren Gemeinden und auch von den Aposteln.
Die ganze Kirchengeschichte ist durchzogen mit Ungerechtigkeiten gegenüber Frauen. Weil ich Frau bin, bin ich nicht qualifiziert zum Dienst am Altar! Stattdessen sind Frauen die Arbeiterinnen in den Gemeinden, überall dürfen sie sich einbringen, am besten ehrenamtlich, beim Kirche putzen, bei der Caritas, im Lektorendienst, bei den Messdienern, im Küsterdienst, im Pfarrbüro, in der Kinder- und Seniorenbetreuung, im Hospizdienst und … nicht zuletzt zum Kuchen backen und Kaffee kochen beim Pfarrfest.
Habt Ihr denn schon mal beim sonntäglichen Gottesdienst die männlichen und die weiblichen Gläubigen gezählt? Ich behaupte mindestens 75 % sind Frauen! Wir Frauen müssen uns mehr zu Wort melden! Wir müssen auf die Fehlentwicklungen in unserer Kirche hinweisen. Wir müssen darauf bestehen, dass die Frohe Botschaft auch in der Kirche praktiziert wird. Wir können nicht von Gleichheit sprechen und Ungleichheit hinnehmen. Lasst uns gemeinsam kämpfen, um unserer Anerkennung!
Maria Taube