Zum Inhalt
Kolping Logo

Kolpingsfamilie

Roding

Portrait Adolf Kolping
Schmuckelement Kurve oben Schmuckelement Kurve oben

Altstoffe sammeln lohnt sich für Alle!

veröffentlicht am

Was passiert eigentlich mit dem Altpapier und den Altkleidern nach der Sammlung der Kolpingsfamilie? Seit Jahrzehnten sammeln die Kolpingsfamilien diese Stoffe, aber wie es danach weitergeht, wissen oft nur Wenige. Um diese Frage kompetent beantworten zu können, hatte die Kolpingsfamilie Roding kürzlich zu einem Infoabend eingeladen.

Mit Martin und Karl Wittmann, zwei von vier Geschäftsführern der Fa. Lorenz Wittmann GmbH, waren dabei zwei Fachleute vor Ort. Seit vielen Jahren ist das Unternehmen aus Geisenhausen bei Landshut der Abnehmer des Sammelguts der Kolpingsfamilie. Die Beiden gaben den zahlreichen Anwesenden umfangreiche Informationen und ließen schließlich keine Frage unbeantwortet.

Als Einstieg in den Abend warteten sie mit eindrucksvollen Zahlen auf. Seit mittlerweile über 50 Jahren ist das Unternehmen in der Branche tätig und im Textilrecycling bayerischer Marktführer. Die Fa. Wittmann setzte z. B. im Jahr 2015 rund 22.500 Tonnen Altkleider und ca. 23.300 Tonnen Altpapier um. Von diesen Stoffen, so Martin Wittmann, ?werden rund 90 % der Textilien wiederverwertet?. Noch beeindruckender ist diese Zahl aber, wenn man weiß, dass mit der Wiederverwendung wertvolle Ressourcen gespart und Abfälle vermieden werden können. Zur Herstellung von 1 kg Baumwolle werden neben Pestiziden rund 8.500 l Wasser benötigt. Durch ein gebrauchtes T-Shirt können ca. 3 kg CO2eingespart werden. Auch beim Papier gibt es eine hohe Wiederverwertungsquote, was genauso Rohstoffe spart.

Das Sammelgut aus den Straßensammlungen und den Containern geht an spezialisierte Sortierbetriebe in Süd- und Osteuropa, wo es in bis zu 490 einzelne Sorten ?auseinander gedröselt? wird. Über 52 % der Alttextilien gehen in den Second-Hand-Handel, ein Teil wird zu Putzlappen oder Dämmstoffen weiterverarbeitet. Ein anderer Teil geht in Katastrophenlager oder muss als Restmüll thermisch verwertet werden.

Karl Wittmann betonte: ?70 % der Weltbevölkerung sind auf gebrauchte Kleidung angewiesen, weil sie sich keine neue Kleidung leisten können?. Die meisten Altkleider gehen als Second-Hand-Ware in die EU, ehemalige Teilstaaten der Sowjetunion, nach Südamerika oder nach Afrika. Dabei brachte er seine Überzeugung zum Ausdruck, dass Altkleiderexporte nach Afrika gerade nicht schuld seien an der Misere der afrikanischen Textilproduktion. Die Probleme seien eher in der mangelnden Infrastruktur, z. B. mangelnde Energieversorgung, oder in der geringen Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit dortiger Betriebe zu sehen. Ebenso seien illegale Importe von Billig-Textilien aus Fernost einer der Hauptgründe, so Wittmann.

Wie ein Filmeinspieler einer Fernsehreportage zeigte, ist der globale Handel mit Gebrauchttextilien ein weltweit bedeutender Wirtschaftszweig. So werden zahlreiche Arbeitsplätze geschaffen, die gerade in Schwellen- und Entwicklungsländern bedeutend sind. Diese Arbeitsplätze sind im Handel mit Altkleidern, aber auch im sogenannten ?Upcycling? zu finden, d. h. im Aufarbeiten, Schneidern, Nähen, Ausbessern, Umarbeiten der Kleidung. Die Fa. Wittmann selbst beschäftigt derzeit rund 100 Mitarbeiter, so dass auch in Deutschland Arbeitsplätze gesichert sind.

Breiten Raum nahm in der folgenden Diskussion auch der Umgang mit illegal aufgestellten Containern und privaten Sammlern ein, die sich häufig in einer Grauzone bewegen würden. ?Diese sind ein Problem für uns Entsorgungsprofis, aber auch die karitativ tätigen Organisationen, die eine genehmigte Sammlung durchführten?, führte Karl Wittmann weiter aus. Er appellierte an die Anwesenden und damit die ganze Bevölkerung, weiter Altpapier und Altkleider zu sammeln, denn mit dem Erlös der Sammlung könnten auch Projekte der örtlichen Kolpingsfamilie unterstützt werden.

Dies war ein ?Ball?, den Michael Fleck, der Vorsitzende der Kolpingsfamilie Roding, dann gerne aufgriff. Er informierte die Anwesenden, dass mit dem Erlös der Sammlung vom 20.05.2017 die Arbeit von Christin Schweiger, die rund acht Monate in Peru war, unterstützt werde. ?Sie hat dort praktische Hilfe für Kinder und Jugendliche geleistet? so Fleck, ?und beim Aufbau von Häusern für bedürftige Familien geholfen?. Über ihre Arbeit wird sie am Samstag, den 20.05., ausführlich im Haus der Pfarrgemeinde berichten.

Fleck dankte schließlich am Ende den beiden Referenten für die aufschlussreichen Informationen und überreichte eine Flasche ?Kolpingtropfen? als Dank. Er nutzte die Gelegenheit auch, auf die Fahrt der Kolpingsfamilie am Samstag, den 17.06.2017, nach Geisenhausen (Besichtigung der Fa. Wittmann) und Landshut (Führungen für Jugendliche und Erwachsene) hinzuweisen.