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1898 bis heute

1898 bis heute: Vom St. Josephs-Verein zur Kolpingsfamilie Rheda
Die Geschichte der Kolpingsfamilie Rheda

Die Gründung…
…der heutigen Kolpingsfamilie Rheda fand am 11. September 1898 statt. Die Initiative für den neuen Verein ging vom Rhedaer Pfarrer und späteren Dechanten des Dekanats Wiedenbrück, Wilhelm Hagemann aus. Dieser war seit 1897 Pfarrer der katholischen Pfarrgemeinde St. Clemens zu Rheda, zuvor wirkte er in Arnsberg als Vikar und Präses des örtlichen Gesellenvereins.
Hagemann nennt seine Beweggründe in der Pfarrchronik von St. Clemens, nämlich “um besseren Einfluß auf die der Christenlehrpflicht entwachsenen Jünglinge zu haben und um überhaupt die katholische Männerwelt gegen sozialdemokratische und andere Verführungen zu schützen (…)”. Der Rhedaer “St. Josephs-Verein” war also vom Gemeindepfarrer zunächst einmal als ein Instrument der Gemeindeseelsorge gedacht.
Der St. Josephs-Verein sollte jedoch nicht alleine für sich bestehen, sondern in eine größere Gemeinschaft eingebunden werden: Dem “Kolping´schen Gesellenverbande”. Um diesem Verband angegliedert werden zu können, mußte der neue Verein bestimmte Kriterien in seine Satzung aufnehmen: Eigentlich Mitglieder waren die Unverheirateten, während verheiratete Männer als außerordentliche Mitglieder beitraten. Beide Gruppen hatten eine entsprechende Vertretung im Vorstand. Die Gesamtleitung des Vereins und die Gestaltung des Vereinslebens lag beim Präses, zu dem Pfarrer Hagemann gewählt wurde. Ihm stand der Senior für die Unverheirateten Mitglieder, der Altsenior für die verheirateten Mitglieder sowie der übrige Vorstand zur Seite. Hagemanns Wunsch soll es gewesen sein, möglichst jeden Kolpingssohn einmal in den Vorstand zu nehmen und ihn so in die Verantwortung für die Gemeinschaft einzubeziehen.
In der Gründungsversammlung traten bereits die beachtliche Anzahl von 57 Mitgliedern bei, der Mitgliedsbeitrag wurde wenig später auf monatlich 15 Pfennig festgelegt.
Während des Kaiserreichs 
…entwickelte sich der junge Verein zu einem wichtigen Bestandteil des katholischen Gemeindelebens in Rheda. Wichtigster Bestandteil des abwechslungsreichen Programms des St. Josephs-Vereins waren die Vorträge und Schulungsabende, die das ganze Jahr über stattfanden. Ab 1902 richtete der Verein im Winter Unterricht für die jüngeren Mitglieder ein, den der Hauptlehrer Wilhelm Lohmann gegen Vergütung erteilte. Besondere Berücksichtigung fand dabei das Meisterexamen für die Handwerksgesellen. Viermal im Jahr fand eine gemeinschaftliche heilige Kommunion statt, die laut Hagemann eine sehr erfreuliche Beteiligung fand. Im Sommer unternahm man Familienausflüge und gemeinschaftliche Spaziergänge, außerdem gab es meist zwei bis drei mal im Jahr (vor allem im Winterhalbjahr) Theateraufführungen, deren Reingewinn einem guten Zweck geopfert wurde, wie zum Beispiel dem Bau des St. Elisabeth-Stiftes sowie dem Bau der neuen St. Clemens-Kirche (1910/11). Hier finanzierte man mit dem Reinerlös den Dachreiter der Kirche sowie das kleine Glöckchen darin. Ferner hatte der Verein eine eigene Sparkasse eingerichtet, die ebenfalls erfreuliche Resultate brachte.
Eine erste Fahne schaffte sich der junge Verein zum dritten Stiftungsfest am 14. Oktober 1900 an.
1903 wird der Bezirk Wiedenbrück-Paderborn-Lippstadt gebildet, von dem sich Paderborn schon bald löst und der 1912 nach Gründung erster Gesellenvereine in Ostwestfalen (Bielefeld, Minden, etc.) in den Bezirk Wiedenbrück-Bielefeld umgebildet wird.
Zwischen 1904 und 1909 zählte der St. Josephs-Verein Rheda im Durchschnitt je 60 eigentliche und 50 außerordentliche Mitglieder.
1908 beging man das zehnjährige Stiftungsfest. Aus diesem Anlaß fand in Rheda eine Versammlung unter der fast vollständigen Beteiligung der benachbarten Gesellenvereine von Wiedenbrück, Rietberg und Neuenkirchen statt. Einige Jahre später, am 26.06.1913 tagte in Rheda die Diözesankonferenz der Gesellenpräsides. Für sein seit 25 Jahren ununterbrochenes Wirken als Präses verschiedener Gesellenvereine erhielt Pfarrer Hagemann vom Paderborner Diözesanpräses Pfarrer Grüne ein in Gold gefaßtes Kolpingbild überreicht.
Vom Ersten Weltkrieg 
…ist auch der Rhedaer St. Josephs-Verein stark betroffen. Im November 1915 stehen 40 aktive und 34 außerordentliche Vereinsmitglieder “im Felde”. Ihnen läßt der Verein des öfteren kleine Pakete mit “Liebesgaben” zukommen, hauptsächlich Lesestoff, die aus der Vereinskasse bezahlt werden. Von den Ehrenmitgliedern erhielten die Soldaten auch Sachen wie Zigarren, Eßwaren und Strümpfe. Der Ertrag des “Vaterländischen Weihnachtsspiels 1914” in Höhe von 150 Mark wurde dem Roten Kreuz übergeben und für die Kosten der elektrischen Lichtanlage im Reservelazarett des Rhedaer St. Elisabeth-Hospitals verwandt, außerdem steuerte der Verein 36 Mark zur Einrichtung von Hospizen in Belgien seitens des katholischen Gesellenvereins zu.
Am 7. Oktober 1918 beging der St. Josephs-Verein im Kreise seiner Mitglieder und deren Angehörigen sein 20jähriges Stiftungsfest. In seinem Festvortrag hob Präses Hagemann hervor, wie gewaltig der Krieg den Gesellenverein Kolpings mitgenommen habe: Fast alle seien zur Verteidigung des Vaterlandes eingezogen, über 20 hätten den “Heldentod” erlitten. Um den Verein vor dem Aussterben der aktiven Mitglieder zu bewahren, seien die Jünglinge schon ein Jahr früher, also mit dem vollendeten 16. Lebensjahr aufgenommen worden. Im Juli 1918 sind 58 ordentliche und 32 außerordentliche Mitglieder unter den Waffen. Die Theatergruppe führte mehrere Stücke “heiteren Inhalts” auf: “Das Lausenest” (Szenen aus dem Schützengraben), “Die beiden Detektive”, “Der Spionagefimmel” und “Jochen Stiefel als Rekrut”. Anschließend ergriff Präses Hagemann noch einmal das Wort zu einer Ansprache, in der er dazu aufrief, weiterhin auf Gott und unsere Soldaten zu vertrauen sowie das bedrängte Vaterland nicht im Stich zu lassen und nach Kräften die neunte Kriegsanleihe zu zeichnen.
Man bedenke, daß hier der Krieg bereits kurz vor dem Ende steht, am 3. Oktober ist bereits ein Waffenstillstandsangebot Deutschlands gemacht worden, Anfang November schließlich kommt es zur Revolution und schließlich zum Waffenstillstand. Deutschland wird Republik.
In der Weimarer Republik 
…geht das Vereinsleben seinen gewohnten Gang, die aus dem Krieg heimgekehrten Mitglieder werden wieder in die Gemeinschaft aufgenommen, so daß kein eigentlicher Neuanfang gemacht werden muß. Im Laufe der folgenden Jahre werden die Verbandsstrukturen der Gesellenvereine zunehmend gestärkt, insbesondere die gemeinsame Ausrichtung auf den Gesellenvater Adolph Kolping. Die verschiedenen Gesellenvereine vor Ort verstehen sich zunehmend nicht nur als “Kolpingswerk”, sondern auch als “Kolpingsfamilie”. Mit der Demokratisierung der Gesellschaft verändern sich auch langsam einige der Verbandsstrukturen. Man denkt sowohl über eine Mitarbeit der Gemeinde mit den Priestern nach, wie selbstverständlich auch über die gemeinsame Arbeit, die im Gesellenverein Mitglieder und Präses zu leisten haben.
Ein Dokument, das den Weg in eine neue Zeit kennzeichnete, war hier das Internationale Manifest des Katholischen Gesellenvereins vom 16. Mai 1928, das der Generalrat des Katholischen Gesellenvereins aufgrund der Beschlüsse der Generalversammlung in Wien ein Jahr zuvor formulierte. Die Kolpingsfamilie bekennt sich in diesem Manifest eindeutig zu den Forderungen Familie, Demokratie und Völkerfriede.
1920 gründet man in Rheda einen katholischen Meisterverein im Anschluß an den katholischen Gesellenverein, dem auf der Gründungsversammlung jedoch nur 15 Mitglieder beitreten.
1922 findet in Rheda der Bezirkstag der katholischen Gesellenvereine statt, dessen Programm wieder durch Darbietungen des Rhedaer St. Josephs-Vereins gestaltet wird. Zu nennen ist hier neben der Theatergruppe auch eine Turnriege.
Im darauffolgenden Inflationsjahr 1923 steht das 25jährige Stiftungsfest an, daß man mit je einer “Religiösen Woche” für die Jungfrauen und die Jünglinge einleitet. Am Rande bemerkt geht es zu dieser Zeit, in der sich in Deutschland gerade eine Demokratie zu etablieren versuchte, auch um nicht direkt religiöse Belange. So schloß der Missionar auf dem gemeinsamen Schlußgottesdienst der Jugendlichen bei der Erneuerung des Taufgelöbnisses die Frage an: “Wollt ihr geloben, den Freien Gewerkschaften nicht anzugehören?” Eine diesbezügliche Mahnung war bereits in der Predigt nicht ausgeblieben…
1928 feiert der Bezirk Wiedenbrück-Bielefeld in Rheda sein 25jähriges Bestehen gemeinsam mit dem 30jährigen Stiftungsfest des Rhedaer Gesellenvereins. Aus diesem Anlaß erhält dieser das neue gemeinsame Banner der Kolpings-Vereine, mit dem noch heute gebräuchliche schwarz-orangen K-Symbol geschenkt. Seit seinem Bestehen ist Dechant Hagemann Präses des Bezirks. Große Beachtung fanden die vom Gesellenverein organisierte Ausstellung von Gesellenstücken in der katholischen Schule sowie ein Festumzug durch die Stadt.
Im folgenden Jahr halten erstmals auch Vereinsmitglieder Vorträge. Dies spricht zum einen für einen gewissen Bildungsstand bei den Rhedaer Kolpingssöhnen, entscheidender ist aber, daß nicht mehr der Präses allein für die Bildung im Verein und dessen Leitung zuständig ist. Von nun an geht die Verantwortung für das Vereinsleben zunehmend in die Hände der Mitglieder über.
1929 führen etwa 60 Mitglieder des St. Josephs-Vereins und der Jungfrauenkongregation unter der Leitung einer Münchener Festspielgruppe ein großangelegtes, etwa zweistündiges Passionsspiel auf.
1932 starb der Gründer und erste Präses des St. Josephs-Vereins, Dechant Wilhelm Hagemann. Sein Nachfolger als Präses wurde der bisherige Vizepräses, Vikar Klens.
Im “Dritten Reich” 
…kommt es ab Oktober 1933 auch für den St. Josephs-Verein zu Veränderungen. Nach einer Anordnung mußten in den deutschen Vereinen die Vorstände neu gewählt werden, wobei darauf geachtet werden sollte, daß die Neugewählten in ihrer Gesinnung “fest auf dem Boden des neugebauten Staates stehen”. Auch die Vereinsarbeit wurde nach neuen Gesichtspunkten geleitet, was sich zum Beispiel deutlich in den Vortragsthemen widerspiegelt.
Zuvor mußte der Deutsche Gesellentag, der vom 9. bis 11. Juni 1933 in München stattfand, unter dem Druck nationalsozialistischen Terrors vorzeitig beendet werden. Die vierte deutsche Zentralversammlung der Katholischen Gesellenvereine zog daraus die Konsequenzen und begegnete der drohenden Verbandsauflösung durch eine weitreichende Strukturveränderung in der Mitgliedschaft. Unter der einheitlichen Leitung eines Präses wurden im Dachverband der “Deutschen Kolpingsfamilie” die Gruppen Kolping (jüngere Mitglieder), Altkolping (alle damaligen Mitglieder, Verheiratete und über 35jährige) und die Meistergruppe (vorher Meisterverein) gebildet.
In den einzelnen Vereinen vor Ort mußte man sich sehr einschränken. Versammlungen waren nicht mehr so ohne weiteres möglich, man wurde vorsichtig und tarnte sich stärker als rein kirchlicher Verein. Zusammenkünfte fanden wohl fast ausschließlich nur noch im privaten Bereich statt. In der Pfarrchronik sind für 1935 und 1936 noch gut besuchte Einkehrtage vermerkt.
1937 wurde eine neue Ausmalung der St. Clemenskirche beschlossen. Diese sei möglich geworden, so Pfarrer Grawe in der Pfarrchronik, weil die Kolpingsfamilie 3.000 Mark für diesen Zweck geschenkt hatte in der Erwartung, daß der Kirchenvorstand dem Verein wieder behilflich sein würde, wenn einmal ein Gesellenhaus bauen könne. Zu dem Geld der Kolpingsfamilie kamen noch weitere Spenden von Vereinen und Privatpersonen, so daß die Bemalung pünktlich zu Ostern 1937 fertiggestellt werden konnte. Hinter dieser großzügigen Spende stand die durchaus berechtigte Sorge des Vereins vor einer Beschlagnahme seines Vermögens durch den Staat.
Letztlich hat das Werk Adolph Kolpings auch in Rheda den Nationalsozialismus und den Zweiten Weltkrieg überstanden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
…war daher schnell wieder ein Neuanfang möglich. Wenige Tage nach der Währungsreform 1948 beging die Kolpingsfamilie Rheda ihr 50jähriges Bestehen unter ungewöhnlich großer Anteilnahme der Bevölkerung (ca. 3.000 Festteilnehmer). Höhepunkt war mit Sicherheit der große Festumzug mit 14 Handwerker-Themenwagen und Fußgruppen, außerdem eine Abschlußkundgebung auf dem Werlplatz. Im Herbst folgte noch eine überaus erfolgreiche Gewerbeausstellung.
1951 beschloß die Generalversammlung einstimmig, daß wer innerhalb eines halben Jahres trotz dreimaliger Aufforderung nicht auf einer Versammlung erscheine und sich nicht beim Präses für sein Fernbleiben entschuldige wegen mangelnden Interesses aus der Vereinsfamilie ausgeschlossen werde. Im Generalstatut von 1949 war für jeden Kolpingssohn die Teilnahme an Exerzitien alle fünf Jahre verpflichtend vorgesehen.
Am 54. Stiftungsfest der Kolpingsfamilie 1952 wurde die neue, noch heute im Gebrauch befindliche Fahne geweiht. Wie die Presse schrieb, hätte sie durch ihre Gestaltung, die in ihren modernen Zügen auch heimatliches Gedankengut aufweise, Aufsehen erregt.
Anläßlich seines 75. Geburtstag am 14. März 1956 ernannte die Kolpingsfamilie den Pfarrer von St. Clemens, Wilhelm Grawe, zum Ehrenpräses.
Kurz nach dem Krieg kam auch wieder der alte Wunsch nach einem eigenen Haus der Kolpingsfamilie auf. Man war diesmal fest entschlossen, den Plan in die Tat umzusetzen. 1949 begann man mit den Planungen, die Architekt Hermann Habig als Kolpingssohn unentgeltlich durchführte. Jeder Kolpingssohn sollte pro Woche einen Stundenlohn für das ehrgeizige Werk spenden, hinzu kamen noch Kollekten an den Kirchentüren. Darüber hinaus rechnete man natürlich mit kostenlosen Eigenleistungen der Mitglieder beim Bau. Als Bauplatz war das Grundstück links vor dem damaligen Kindergarten (heutiges Pfarrheim) an der Wilhelmstraße vorgesehen, das die Kirchengemeinde zur Verfügung stellen wollte. Im ersten Bauabschnitt wollte man ein Heim für etwa 50 ledige männliche Arbeiter im Alter zwischen 17 und 35 Jahren erstellen, in dem ferner Räumlichkeiten für die Kolpingsfamilie und andere Vereine der Kirchengemeinde sowie ein kleiner Saal vorhanden sein sollten. Später sollte der Saal noch wesentlich erweitert werden und zuletzt noch ein Kindergarten angefügt werden. Der Baubeginn wurde bereits auf Mai 1951 terminiert, jedoch scheiterte das Projekt schließlich daran, daß ihm von Seiten des Landes “aus arbeitsmarktpolitischen und planerischen Bedenken” nicht die erwarteten Zuschüsse gewährt wurden.
Man bemühte sich nun zusammen mit der Kirchengemeinde um die Einrichtung eines Gemeindehauses. Schließlich wurde das Haus an der Wilhelmstraße 19, das bis 1930 als Pfarrhaus und anschließend bis 1955 als Kindergarten diente, zum Jugendheim umgebaut. Die Kolpingsfamilie stellte die zum Bau eines Kolpinghauses gesammelten Kollektengelder für den Umbau zur Verfügung und erhielt dafür die beiden Räume rechts im Erdgeschoß. Diese richtete sie sich in Eigenarbeit zu einem Kolpingheim ein. Das Jugendheim konnte am 27. Mai 1956 feierlich eingeweiht werden, nun verfügte die Kolpingsfamilie in den 58 Jahren ihres Bestehens erstmals über ein eigenes Heim.
Anfang 1958 verließ Vikar Franz Sondermann nach zehnjähriger Tätigkeit als Vikar die Clemensgemeinde und wechselte als Pfarrer nach Bochum-Langendreer. Vikar Sondermann wurde im Jubiläumsjahr 1948 Präses der Kolpingsfamilie und hat sie durch sein überaus aktives Wirken die Kolpingsfamilie Rheda der Nachkriegszeit entscheidend geprägt.
Im selben Jahr feierte man auch das 60jährige Jubiläum mit einem nachmittäglichen Familienfest und anschließendem Ball bei Heitmann in Pixel.
Die Familienausflüge nach Herzebrock waren ein fester Bestandteil des Jahresprogramms unserer Kolpingsfamilie in den 50er und 60er Jahren. Zunächst ging es zu Hülsmanns, anschließend zu Heitmann nach Pixel. In einigen Jahren wurde sogar ein Buspendeldienst eingerichtet. Später, als die Gemeinden St. Johannes und St. Clemens ihre Pfarrgemeindefeste einrichtete, war die Kolpingsfamilie selbstverständlich von Anfang an tatkräftig mit dabei.
Am Palmsonntag 1959 weihte die Kolpingsfamilie, 14 Jahre nach Kriegsende, in einer Feierstunde eine Gedenktafel und ein Gedenkkreuz für die gefallenen Kolpingssöhne beider Weltkriege ein. Das kunstgeschmiedete Kreuz, ein Gesellenstück von Manfred Gittner wurde von Kolpingbruder Bernhard Knaup jun. gestiftet und fand seinen Platz auf dem katholischen Friedhof; die eichene Gedenktafel schuf Kolpingssohn Johannes Bohne für den Kolpingraum.
Am 26. Mai 1962 fand in Rheda und Nordrheda-Ems die erste “Großaktion Rumpelkammer” statt. Mit dem Erlös von 9.500 DM wurde die Errichtung einer neuen Krankenstation in der indischen Diözese Poona unterstützt. Es gab fast nichts, was nicht gesammelt wurde: Papier, Lumpen, alte Herde, Öfen, Autos, Motorräder, Fahrräder, Maschinenteile, Pflüge, Schrott und Altmetalle, Flaschen… Ein Teil des Erlöses erhielt Kolpingssohn Albert Mues, der Ende 1962 als Entwicklungshelfer nach Bolivien ging – zunächst für drei Jahre, aus denen schließlich eine Lebensaufgabe wurden. Albert Mues lebt auch heute noch in Bolivien und zählt dort zu den Mitbegründern der Kolpingsfamilie der Bischofsstadt Conceptión.
Auf Initiative des Rhedaer Ratsherrn Richard Beckmann beschloß der Stadtrat 1963 einstimmig, die bisherige Schulstraße in “Kolpingstraße” umzubenennen. Dieser Schritt wurde am Vorabend des 150jährigen Geburtstages Adolph Kolpings vollzogen.
Beim Bau der neuen St. Johanneskirche 1964-66 trug auch die Kolpingsfamilie Rheda, wie schon beim Bau der Clemenskirche und anderen Anlässen, ihren Teil bei: Der Taufstein ist eine Spende der Kolpingsfamilie.
Vom 4. Bis 6. Mai 1973 konnte die Kolpingsfamilie Rheda ihr 75jährige Jubiläum feiern, in dessen Rahmen auch ein Bezirkstag stattfand.
In den 70er Jahren begannen sich die Kolpingsfamilie auch für Frauen zu öffnen. Frauen nahmen zwar schon vorher an verschiedenen Veranstaltungen teil, insbesondere an gemeinsamen Ausflügen. Nun aber diskutierte man auch die Möglichkeit, Frauen als Mitglieder in die Kolpingsfamilie aufzunehmen. Zum ersten Mal kam es dazu am Kolpinggedenktag 1979, damals traten 6 Frauen, überwiegend Ehefrauen aktiver Kolpingssöhne, in die Kolpingsfamilie ein. 1988 wählte sich die Kolpingsfamilie mit Resi Ruenhorst ihre erste Vorsitzende.
Im selben Zuge wurden 1976 die beiden Gruppen Kolping und Altkolping zusammengefaßt, statt des Seniors und Altseniors gab es einen ersten Vorsitzenden. Die Gesamtleitung des Vereins lag nun bei diesem und nicht mehr beim Präses. Die Mitglieder zwischen 14 und 18 Jahren bildeten nun die Gruppe Jungkolping, die Mitglieder zwischen 18 und 30 Jahren die Gruppe Junge Erwachsene.
Seit langem gehören auch die alljährlichen Karnevalsfeiern zu unserem Vereinsleben. Zunächst feierten die Gruppen Kolping und Altkolping in Reuters Saal ihre eigenen Karnevalsfeste, seit 1952 feierten beide Gruppen gemeinsam im Saal Neuhaus. Mit der Zeit entwickelte sich in Rheda der zentral organisierte Karneval, Konkurrenzveranstaltungen und eine gewisse “Vereinsmüdigkeit” nahmen zu, so daß sich kein großer Saal mehr lohnte und die Karnevalsfeier in den Pfarrsaal von St. Clemens verlegt wurde. Heute wird die Veranstaltung gemeinsam von Kolpingsfamilie und KAB organisiert.
Aus Anlaß des Jubiläums nahmen wir in diesem Jahr sogar mit einem Werbewagen und einer Fußgruppe, an der sich zahlreiche Mitglieder beteiligten, am Rheda-Wiedenbrücker Rosenmontagszug teil.
1982 gründete sich eine neue Jungkolpinggruppe, die jedoch einige Jahre später wieder einschlief. Ein Neuanfang wurde zehn Jahre später wieder versucht. Zwischenzeitlich beschloß die Deutsche Kolpingsfamilie eine Neustrukturierung, die bisherigen Gruppen “Jungkolping” und “Junge Erwachsene” wurden zusammengelegt, das Mindestalter wurde gestrichen, es entstand die “Kolpingjugend”. Derzeit gehören 24 Kinder, Jugendliche und Junge Erwachsene der Kolpingjugend Rheda an.
1988 feierten die Kolpingsfamilie Rheda und Wiedenbrück gemeinsam ihr 90- bzw. 110jähriges Jubiläum mit einem “Tag der Treue” im Rahmen der damaligen Landesgartenschau, an dem ca. 1000 Personen teilnahmen.
Natürlich gehören auch heute noch religiöse Veranstaltungen zum Vereinsleben der Kolpingsfamilie Rheda als christlichem Verein. Neben gemeinsamen Gottesdiensten feiern wir in jedem Jahr eine Maiandacht auf einem Bauernhof der Rhedaer Umgebung, wir beteiligen uns an der Fronleichnamsprozession, bei der der Altar der vierten Station von uns gestaltet wird. Am Karfreitag gehen wir gemeinsam den großen Kreuzweg in Stromberg. Bei den Wallfahren sind die Gemeindewallfahrten nach Stromberg sowie die traditionelle Nachtwallfahrt der Kolpingsfamilien im Bezirk nach Wiedenbrück zu nennen – oder aber die alle fünf Jahre stattfindende Wallfahrt der Kolpingsfamilien im Diözesanverband Paderborn nach Werl. Wir nehmen an kleineren und größeren Kolpingtagen teil und sind auch schon mehrmals an das Grab des Gesellenvaters nach Köln gepilgert. Höhepunkt war aber mit Sicherheit die Teilnahme einer kleinen Rhedaer Gruppe an den Seligsprechungsfeierlichkeiten Adolph Kolpings 1991 in Rom.
Text: Martin Wedeking
Aus: 100 Jahre Kolpingsfamilie Rheda 1898-1998. Festbuch zum 100-jährigen Bestehen der Kolpingsfamilie Rheda. Rheda-Wiedenbrück 1998. S. 12-31.