Der Jahreswechsel hat wieder ein paar für uns Verbraucher relevante Gesetzesänderungen mit sich gebracht. Eine davon bezieht sich auf die Entsorgung von „Altkleidern“. Zum Jahreswechsel wurde darüber in vielen Medien berichtet. Leider ist der ein oder andere Bericht etwas zu sehr an der Oberfläche geblieben und hat so zu Verunsicherung oder Falschinterpretation geführt. Wir nehmen daher zum Thema wie folgt Stellung:
Das neue EU-Gesetz zielt in erster Linie richtigerweise darauf ab, die Müllmengen durch Recycling zu reduzieren. In Deutschland sind wir da aber schon vergleichsweise weit. In Ostbevern beispielsweise gibt es Container für Weiß-, für Buntglas, für Elektroschrott und für Altkleider. Bauschutt, Lacke, Farben, Lösungsmittel und mehr können ebenso wie Großgeräte über den Recyclinghof entsorgt werden. Für Verpackungsmüll haben wir die gelbe, für Papier die blaue, für Biomüll die braune und für Restmüll die graue Tonne. Suchen Sie das einmal außerhalb Deutschlands.
Die Falschaussage, die in manchen Berichten in den Vordergrund trat, besagt, dass Textilien ab sofort ausschließlich über Sammelcontainer entsorgt werden dürfen. Und das ist so nicht richtig. Defekte und verschmutzte Kleidung gehört nach wie vor in den Restmüll. Selbst in den ärmsten Ländern der Welt finden Sie niemanden, der sich für eine zerrissenen oder mit Farbe verschmutzte Jeans oder einen von Motten zerfressenen Pullover oder einen einzelnen Sneaker interessiert. Solche „Spenden“ mindern nur den Erlös seriöser Sammler, die sich z. B. den Kriterien von Fairwertung unterworfen haben. (Mehr zu den Kriterien im Internet unter Fairwertung.de) Schließlich haben auch diese Teile Kosten für Transport, Sortierung und letztlich Entsorgung verursacht. Eine – leider nicht ganz abwegige – Alternative könnte sein, das komplette Sammelgut unsortiert in Überseecontainern zu verstauen und z. B. nach Afrika zu verschiffen. Der dortige Empfänger bedient sich dessen, was er weiter verkaufen kann und der Rest landet auf wilden Müllkippen. Wollen wir das?
Der Anteil an Kleidung, die noch für den second-hand-Markt geeignet ist, sinkt praktisch täglich. Stellenweise ist die Rede von 3 % oder weniger. Der Grund ist das tägliche Ansteigen der Sammelmengen aus zwei Gründen: Wir kennen doch alle die Billigprodukte. Wenn ein T-Shirt nur noch wenige Euro kostet kann ich mir häufiger mal etwas Neues kaufen. Ein weiterer Grund ist, dass in immer mehr Ländern gesammelt und recycelt wird. Die EU-Vorgabe wird die Situation noch verschärfen. Der Verkauf noch tragbarer Kleidung steht aber im Vordergrund aller Sammler. Gemeinnützige Organisationen finanzieren damit einen Teil ihrer Arbeit. Gleichzeitig steigt der Anteil, der nicht einmal mehr als Dämmmaterial oder Putzwolle Verwendung finden kann und als Restmüll teuer entsorgt werden muss. Dabei haben Sie die Entsorgung doch schon über die Müllgebühren bezahlt. Oder ist Ihre Restmülltonne jede Woche bis zum Rand gefüllt?
Die Entsorgung defekter, verschmutzter, unbrauchbarer Kleidung ist nach wie vor über den Hausmüll zulässig, wird nicht sanktioniert und macht die Spende im Kleidercontainer (siehe oben) für den Sammler noch wertvoller.
In Ostbevern ist die Kolpingsfamilie übrigens der einzige Sammler, der sich Fairwertung angeschlossen hat. Die Container erkennen Sie am Aufkleber „Fairwertung“.