Anselm Grün bewegte die Menschen im Kronacher Kreiskulturraum mit seiner „Botschaft der Weihnachtsengel“. Auch die Musik von Hans-Jürgen Hufeisen und Oskar Göpfert ging unter die Haut.
Weihnachten ist „Hoch-Zeit“ der Engel – mit gutem Grund. Engel begegnen uns in der Weihnachtsgeschichte an zahlreichen Stellen: Ein Engel kündigt der jungen Mutter die Geburt des Sohnes an, Engel verkünden den Hirten den neugeborenen Erlöser, Engel warnen die Weisen aus dem Morgenland vor der Hinterlist des Königs, Engel erscheinen dem Josef im Traum und bewegen ihn zur Flucht mit Frau und Kind. Am Dienstagabend ging Anselm Grün der weihnachtlichen Botschaft der Engel nach, indem er im vollbesetzten Kreiskulturraum die biblische Weihnachtserzählung anhand von zwölf der schönsten Engeldarstellungen der christlichen Kunst meditierte.
„Engel spielen in der Weihnachtsgeschichte eine ganz entscheidende Rolle“, bekundet der bekannte Pater der Benediktinerabtei Münsterschwarzach, der als internationaler Bestseller-Autor zahlreicher spiritueller Bücher mit Millionenauflagen ebenso bekannt ist wie als geistlicher Berater und Kursleiter für Meditation, Kontemplation und Fasten. Trotz brechend vollen Terminkalenders gelang es der Kolpingsfamilie Kronach – zehn Jahre nach seinem unvergessenen „Lebensspur“-Vortrag in der Kronacher Stadtpfarrkirche – diesen abermals für einen Auftritt in Kronach zu gewinnen. Bei der „Botschaft der Weihnachtsengel“ handelt es sich um eine Kombination aus spirituellen Impulsen und Kammerkonzert. Klangmusikalisch begleitet wurde der sanftmütige Ordensmann von den beiden großartigen Musikern Oskar Göpfert am Klavier sowie dem Blockflötisten Hans-Jürgen Hufeisen.
„Die Weihnachtsengel sind nicht nur den Menschen damals erscheinen, sondern sind auch noch für uns von großer Bedeutung. Wir hoffen, dass in der Adventszeit auch für uns der ein oder andere Engel erscheint – natürlich nicht die große Erscheinung“, verdeutlicht der freundliche Mönch mit dem weißen Rauschebart, dessen Charisma und die ihm umgebende Aura an Spiritualität und Weisheit in all den Jahren stetig zuzunehmen scheint. Ein solcher Weihnachtsengel könne ein Mensch sein, der uns im richtigen Augenblick hilft oder ein Wort zu uns sagt, das uns berührt, oder auch ein innerer Impuls. Auf jeden Fall sollten wir offen sein für diese Boten Gottes, die zu unserer Seele sprächen.
Mit ruhiger, klarer Stimme formuliert er seine tiefgehenden Gedanken wie gewohnt gänzlich ohne Manuskript, in komplett freier Rede; spricht ohne Punkt und Komma. Der 79-Jährige zog die Menschen in seinen Bann, als er – immer ein sanftes Lächeln auf den Lippen -chronologisch die Engel der Weihnachtsgeschichte vorstellte und ihre Bedeutung für unser Leben erschloss – und das so empfindsam und sprachgewandt, so eindringlich beseelt, dass man vor dem inneren Auge das szenische Geschehen fast wirklich zu sehen vermochte.
Da ist der Engel Gabriel, der Maria die Botschaft verkündet, dass sie ein Kind gebären wird. An Weihnachten selber, in der Nacht der Geburt, kommt ein Weihnachtsengel auf die Hirten zu, die im Dunkeln bei ihren Schafen weiden – Ein Verkündigungsengel, der ihnen die große Freude verkündet, dass heute in der Stadt Davids der Heiland geboren ist: Der Messias, der Retter, der unsere Wunden heilt, der uns befreit, in uns herrschen will, damit wir nicht beherrscht werden von unseren eigenen Bedürfnissen oder den Erwartungen anderer an uns.
Die das weihnachtliche Loblied frohlockende fröhliche Engelschar betrachtet der Pater als Anstoß, das Leben leichter und sich selbst nicht so wichtig zu nehmen. Die Engel, die die Hirten zum Stall begleiteten, lehrten uns die Anbetung, die zu innerer Freiheit führe. Ein Engel sei Josef erschienen und habe ihm den Weg gewiesen, um das Jesuskind zu schützen. Ebenso könnten auch Engel unser inneres, göttliches Kind schützen. Um dies zu verdeutlichen, ließ er das Publikum aufstehen, die Arme über die Brust kreuzen, um so das verletzte, verlassene, übersehene, überforderte oder hilflose Kind in uns zu umarmen: „Weil ich von Christus umarmt bin, umarme ich ihn als ein verletztes Kind.“ Fast 500 Menschen ruhen aus vom Alltag und spüren sich selbst, in absoluter Ruhe. Es war einer der Höhepunkte des sehr spirituellen Abends: einzigartig, phänomenal!
Den wunderbaren Worten des Paters meditativen Raum verschaffte Hans-Jürgen Hufeisen – einer der weltweit virtuosesten Blockflötisten, der bei seinen ungefähr 40 Konzerten pro Jahr die größten Dome und Kirchen, aber auch kleine Kapellen in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit seiner herrlichen Musik erfüllt. Auch mittlerweile über 4 Millionen verkaufte CDs sprechen eine eigene Sprache. Mit einem Sortiment ganz verschiedener Flöten ließ der „Mystiker der Melodie“ zwischen den Texten weihnachtliche Weisen in neuer Interpretation erklingen. Die zuvor gehörten Zeilen und Ereignisse erhielten so eine zweite, emotional nachfühlbare Betonung. Mit großer Virtuosität rasten seine Finger nur so über die größtenteils kleinen Instrumente. Geradezu magisch, welche Töne er diesen entlocken konnte – von meditativer Schlicht- und Zartheit bis hin zum lauten Jubilieren; mal in sich gekehrt, mal trägt er seine Musik durch die Publikumsreihen. Einfühlsam begleitet auf dem Klavier wurde er dabei von Oskar Göpfert, der ihm stets aufmerksamer Partner war.
Der Abend voller Leucht- und Strahlkraft verfehlte seine Wirkung nicht. Begeistert, fast atemlos, verließen die eingangs vom 1. Vorsitzenden der Kolpingsfamilie Kronach, Matthias Simon, willkommen geheißenen Besucher den Kreiskulturraum. Sie alle verband ein großartiges Erlebnis.