Zum Inhalt
Kolping Logo

Kolpingsfamilie

Kronach

Portrait Adolf Kolping
Schmuckelement Kurve oben Schmuckelement Kurve oben

Grundwerte sind für die Gesellschaft unverzichtbar

veröffentlicht am

Kronach. Lucina Spitzenpfeil aus Neukenroth packt gespannt sieben Bücher aus ihrer Handtasche und übergibt sie voller Stolz ihrem Gegenüber, der sie gerne signiert. Dieser ?Gegenüber? ist aber kein Star-Autor im herkömmlichen Sinne mit irgendwelchen Star-Allüren, sondern vor allem eines: Ein katholischer Geistlicher mit einer bewegenden Lebensgeschichte und einem lebensbejahenden Botschaft. Genau diese Botschaft vermittelte Pfarrer Roland Breitenbach vergangenen Woche im Rahmen seines Vortrags ?Werte für heute und morgen?, den er auf Einladung der Kronacher Kolpingsfamilie Kronach in der Aula des Frankenwald-Gymnasiums hielt. Die Veranstaltung wurde vor allem aufgrund der Person Breitenbachs zu einem der Höhepunkte des aktuellen Programms anlässlich des 150jährigen Bestehens der Kronacher Kolpingfamilie.

Lucina Spitzenpfeil war bei weitem nicht die Einzige, die sich begeistert von der Person Breitenbachs und seiner Botschaft zeigte. Für Wolfgang Simon, den Landesvorsitzenden des Kolpingwerks Bayern, ist Breitenbach ebenfalls kein Unbekannter und, wie er sagt, zugleich ?ein Mann der deutlichen Worte.?  Wolfgang Simon machte die Bekanntschaft mit Breitenbach im Rahmen eines Treffens des Landesverbandes des Kolpingwerks. Auch hier sprach Breitenbach Klartext, was ihm verständlicherweise nicht immer nur Bewunderung und Anerkennung einbringt. In Kronach stößt Breitenbach aber auf offene Ohren und breite Zustimmung, wenn er aus der Sicht des Theologen über Ethik, Wirtschaft und (neue) Werte spricht. Dass sich der katholische Geistliche selbst zu den ?progressiven Typen? seiner ?Zunft? zählt, wird dabei auch in Kronach immer wieder deutlich, ohne jedoch dass es plakativ wirkt. Viermehr ist Breitenbach auf der Basis des Evangeliums einer, der Wahrheiten konsequent anspricht und damit auch diejenigen erreicht, die mit der Kirche eher weniger am Hut haben. Die durch den gebürtigen Chemnitzer initiierten Motorradgottesdienste locken beispielsweise über 6000 Teilnehmer an und sind damit weit über die Grenzen seiner alten Wirkungsstätte Schweinfurt bekannt. In Schweinfurt war er 36 Jahre lang als Pfarrer der Gemeinde St. Michael tätig und gründete hier mit dem Sozialprojekt ?Die Brücke? einen Verein, der sich vorbildlich um Menschen in Krisen kümmert, indem ihnen praktische Hilfe bei Problemen ? wie etwa Krankheit oder Arbeitslosigkeit ? geboten wird. Auch aufgrund dieses Engagements wirkt der Vortrag Breitenbachs so überzeugend, wenn er zwischen seinen theologischen Erläuterungen zum Thema Ethik  immer wieder lebendige Geschichten aus seinem eigenen Erfahrungsbereich einbaut, die das Theoretische so praktikabel erscheinen lassen. Denn gerade bei dem Blick auf die heutige Zeit mit der immer größer werdenden Schere zwischen Arm und Reich und den daraus resultierenden Krisen im weltpolitischen wie im persönlichen Rahmen scheint es im Hinblick auf die richtigen Werte großen Nachholbedarf zu geben.

Als Grundlage für seine Ausführungen zu einer ?wert(e)vollen Gemeinschaft? sieht Breitenbach das Prinzip der Gerechtigkeit, die im christlichen Sinne eng mit der Liebe verbunden ist. ?Das Leben, basierend auf Empathie, und die Bibel sind für mich die Orientierungspunkte menschlicher Ethik und der daraus entstehenden Verantwortung,? so Breitenbach. In diesem Zusammenhang erläutert der Theologe und Schriftsteller – sein größter schriftstellerischer Erfolg (?Der kleine Bischof?) befindet sich mittlerweile in der 18. Auflage – die Bedeutung eines eigenen Standpunktes im Hinblick auf ethisches Verhalten. Der moderne Mensch läuft dabei Gefahr, aufgrund der Vielzahl an Orientierungsmöglichkeiten, sich eine ?Patchwork-Weltanschauung? zusammenzustellen, die aber eben keinen festen Stand ermöglicht.

Breitenbach empfiehlt stattdessen das ?Drei-Standpunkt-Gesetz?: ?Familie, Arbeit, Religion sind ein Beispiel eines gesunden Dreibeins. Bricht eines davon weg, folgt oft der Absturz des betroffenen Menschen,? weiß der 76-Jährige aus vielen Beispielen zu berichten. Die Zuhörer lauschen gespannt ? stilles, aber einhelliges Kopfnicken zeigen, dass Breitenbachs Ausführungen auf Zustimmung treffen.  Auch bei der Frage, welche Grundwerte nicht zur Disposition gestellt werden können, gibt Breitenbach eine einprägsame Zahl vor: ?Eine Handvoll ? also fünf ? Grundwerte sollten genügen ? mehr braucht es nicht!? Dass selbst der katholische Weltkatechismus über 2800 Artikel aufzählt, versteht der Theologe als ein Zeichen der ?Entwertung aller Werte?. Für ihn ergeben die Verantwortung gegenüber Gott und dem Mitmenschen wie auch das Recht auf Leben, Besitz/Wahrheit und die Verpflichtung zur Ethik des Denkens und Handelns die fünf Basispunkte ethischen Verhaltens. Sie alle lassen sich in den 10 Geboten wiederfinden. ?Nach christlicher Überzeugung ist jeder Mensch verantwortlich gegenüber sich selbst und der Gesellschaft im Blick auf Gott. In dieser Verantwortung haben wir einen Nachholbedarf, denn wo es keine Verantwortung gibt, ist auch die Würde des Menschen in Gefahr,? resümierte Breitenbach abschließend und gab damit zugleich die Erklärung für die vielen sozialen Notstände der heutigen Zeit.

Im Anschluss an den Vortrag nutzten die Anwesenden die Gelegenheit, Breitenbachs Thesen anhand einer Diskussion zu vertiefen. Auch hier zeigte sich Breitenbach als ein Theologe, der die Zeichen der Zeit nicht verkennt, wenn er beispielsweise kritisch und besorgt zugleich feststellt, dass selbst in der Ausbildung katholischer Geistlicher die Vermittlung ethischer Grundwerte auf erschreckende Art und Weise zu kurz komme.

Abschließend bedankte sich Matthias Simon als Vertreter des Vorstandsteams der Kolpingfamilie Kronach für die beeindruckenden Einsichten Breitenbachs und vor allem für die Klarheit seiner Botschaft und seiner gewählten Worte. Und auch für Lucina Spitzenpfeil hatte sich das Kommen nicht nur aufgrund der signierten Werke gelohnt: ?Ich bin begeistert?, so die ehmalige Lehrerin.

Lucina Spitzenpfeil aus Neukenroth liest und schätzt die Bücher des Pfarrers Roland Breitenbach seit vielen Jahren. Bei einem Vortrag in der Aula des Frankenwald-Gymnasiums hatte sie nicht nur die Gelegenheit, ihre Bücher vom Autor signieren zu lassen, sondern sich einmal mehr von der Klarheit der Worte des katholischen Geistlichen aus Schweinfurt überzeugen zu lassen.
Text und Foto: Matthias Schneider, Burgkunstadt