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Kolpingsfamilie

Jestetten

Portrait Adolf Kolping
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Die Christianisierung als Aufbruch ins helle Mittelalter: Dr. Konrad Schlude mit dem Referenten Dr. Cornel Dora

Vortrag über Christianisierung

veröffentlicht am

Im Rahmen ihres 100-Jahre-Jubiläums lud die Kolpingsfamilie Jestetten zusammen mit dem Bildungswerk zu einem Vortrag über die Christianisierung unserer Region ein. Referent war Dr. Cornel Dora, der Stiftsbibliothekar St. Gallen. Wie der Vorsitzende Dr. Konrad Schlude in seiner Einleitung erläuterte, stellte die frühmittelalterliche Christianisierung ein überaus wichtiges Ereignis für Mitteleuropa dar. Auch durch irische Mönche angeregt, entwickelte sich in relativ kurzer Zeit eine neue religiöse Gesellschaft mit Klöstern wie Reichenau oder St. Gallen als religiöse und kulturelle Zentren. Jestetten war über lange Zeit eng mit dem Kloster Rheinau verbunden.

In seinem Referat beleuchtete Cornel Dora die Hintergründe, wie es zu dieser Entwicklung kommen konnte. Dora charakterisierte die spätantike Gesellschaft als desillusioniert, die in der Völkerwanderungszeit auch durch die Gewalt traumatisiert worden ist. In dieser Situation wirkt das Christentum mit der Vorstellung der Seele anziehend. Auch die Dreifaltigkeit sei bedeutsam gewesen, so habe der irische Missionar St. Patrick mittels des dreiblättrigen Kleeblatts den Glauben vermitteln können.

Die aus Irland zu uns kommenden Wandermönche wie Gallus oder Pirmin bezeichnete Cornel Dora als «spirituelle Fluglehrer». Dieser geistige Impuls trug Früchte, so kam der das Kloster St. Gallen aufbauende St. Otmar aus dem alemannischen Umfeld.

Die Klostergründungen bekamen durch reiche Schenkungen eine wirtschaftliche Basis. Gründe für die Schenkungen waren nicht nur Sorgen um das Seelenheil, vielmehr ging es auch um die Erlangung von Sicherheit. Denn in dieser Zeit ohne starke staatliche Strukturen war es schwer, eigene Besitzansprüche zu belegen. Den eigenen Besitz an ein Kloster zu verschenken und dann gegen geringe Gebühr zurückzupachten, bedeutete eine Absicherung, da die Schenkungsurkunde im Klosterarchiv eine Art Grundbucheintrag darstellte. Gerade der Konflikt zwischen Franken und Alemannen, der im Jahr 746 im «Blutgericht zu Cannstatt» mit der Hinrichtung alemannischer Führungskräfte gipfelte, verstärkte die Unsicherheit und den Drang, sich unter den Schutz der Klöster zu stellen.

Die Christianisierung stellte somit für die damaligen Menschen eine Hoffnung auf eine bessere Zukunft dar, weshalb Cornel Dora von einem hellen Mittelalter gesprochen hat.

Das Jubiläumsjahr der Kolpingsfamilie Jestetten geht noch weiter. Am 24. April findet die diesjährige Hauptversammlung statt. Am 14 Mai gibt es zusammen mit der befreundeten Kolpingsfamilie Winterthur eine Exkursion nach Schwerzenbach in die Nähe des Greifensees; dort wurde eine moderne Kirche in ein altes Bauernhaus eingebaut.