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Kolpingsfamilie

Jestetten

Portrait Adolf Kolping
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Gedenken an hingerichtete Zwangsarbeiter

veröffentlicht am

Im Oktober 1942 ermordete die Gestapo Waldshut zwei polnische Zwangsarbeiter. Am 9. Oktober 1942 wurde Josef Bestry in Jestetten erhängt, am Tag danach Josef Stempniak in Weizen. Durch die Abschirmung der Gestapo und die Kriegsumstände gerieten diese Hinrichtungen weitgehend in Vergessenheit. Nachdem nun durch Nachforschungen des Bildungswerks Jestetten wichtige Dokumente gefunden werden konnten, haben das Gemeindeteam Weizen und die Kolpingsfamilie Jestetten zwei Gedenkveranstaltungen durchgeführt.

Da beide Hinrichtungen um 8 Uhr durchgeführt wurden, begann die Gedenkveranstaltung in Jestetten am Sonntag, 9. Oktober 2022 um 8 Uhr. In einer Kiesgrube nahe des Friedhofes war Josef Bestry erhängt worden. Trotz der frühen Uhrzeit und des windigen Wetters fanden sich zahlreiche Teilnehmer ein, die Josef Bestry gedenken wollten. Punkt 8 Uhr läutete Kolpingmitglied Alban Henninger die Glocke der Friedhofskapelle; 80 Jahre lang war dieses Gedenken Josef Bestry verweigert worden. Als Leiter des Bildungswerks erläuterte Dr. Konrad Schlude die Geschichte von Josef Bestry, der in Konflikt mit einem einheimischen Bauern geraten war, was zum Vorwurf der Sabotage und dann zur Hinrichtung geführt hat.

Zum Abschluss wurde gemeinsam das Vater Unser gebetet, wobei die Familie Buhl das Gebet auf polnisch vortrug.

Danach wurde das Gedenken im evangelischen und katholischen Gottesdienst fortgesetzt. Auf dem Altar von St. Benedikt Jestetten brannte auch eine Kerze “Den Opfern von Krieg und Gewalt”. Angelika Hämmerle von der Frauengemeinschaft hatte diese Kerze gestaltet und zur Verfügung gestellt.

Am 10. Oktober 2022 folgte der zweite Teil des Gedenkens. Morgens um 8 Uhr läuteten die Glocken von St. Konrad in Weizen zur Erinnerung an Josef Stempniak. Gegen Abend fand dann eine vom Pfarrer Klotz geleitete Andacht statt. Als Zeichen der Verbundenheit brannte die aus Jestetten mitgebrachte Kerze auch hier auf dem Altar; das Jestetter Kolpingsbanner und ein Christuskopf des Jestetter Bildhauers Siegfried Fricker unterstrichen dies weiter.

Auch hier erläuterte Konrad Schlude die Ereignisse. Schon im Frühjahr 1941 war Josef Stempniak wegen einer Liebschaft mit einer Einheimischen verhaftet worden; nach 1 1/2 Jahren Haft wurde er dann hingerichtet. Auch für die junge Deutsche bedeutete die Liebschaft dann Haft, sie war lange Zeit im “Jugendschutzlager” eingesperrt; für eine andere, ebenfalls dort eingesperrte junge Frau aus Weizen führte die Lagerhaft zum Tod. Grund für die Hinrichtungen seien nicht in erster Linie die “Vergehen” der polnischen Zwangsarbeiter gewesen, offensichtlich ist es der Gestapo vor allem darum gegangen, die anderen polnischen Zwangsarbeiter einschüchtern zu wollen.

Für die Organisatoren war es wichtig, nach der langen Zeit des Verdrängens den Opfern ein Stück ihrer Würde zurückzugeben.