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Kolpingsfamilie

Hochheim

Portrait Adolf Kolping
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24-Stunden-Lauf: Erfahrungsbericht von Achim Munck

veröffentlicht am

Kolpingschwestern und -brüder jugendlich frisch beim 10. Hochheimer 24-Stunden-Lauf

Da soll mal einer behaupten, Kolpingbrüder und -schwestern seien alt. Schon wer sich zu einem 24-Stunden-Lauf anmeldet, muss von jugendlichem Leichtsinn getrieben sein, obwohl einige Läufer dieses Ereignis schon seit 25 Jahren mit eifriger Beinarbeit unterstützen. So nahm auch wieder eine gemischte Mannschaft der Kolpingfamilie Hochheim am zehnten 24-Stunden-Lauf der Edith-Stein-Schule im Hochheimer Antoniushaus teil. Nicht zu vergessen, die zahlreichen Schlachtenbummler und eifrigen Unterstützer der Mannschaft, pausierende Läufer der letzten Jahre, Freunde, Kinder und Partner. Schon am Freitag vor dem großen Ereignis wurden Zelt, Pavillon, Tische und Bänke zwischen den Zelten der anderen 50 Mannschaften aufgestellt und am Samstag, den 8.6.2013 ab 10 Uhr fanden sich nach und nach alle Läufer ein. Es ist wie ein großes Familientreffen, selbst nach drei Jahren Pause scheint es, als sei der letzte Lauf gerade erst gestern zu Ende gegangen. Nur die Schmerzen fehlen, keine Sorge, die kommen noch. Man begrüßt Freunde und Bekannte bei den anderen Mannschaften, Umarmungen, scherzen, plaudern, na wieder dabei, wie geht’s, noch geht’s, frag mich mal in 20 Stunden? schön, es ist wie immer, gespannte Vorfreude gepaart mit großem Respekt vor der Aufgabe, die sich jeder freiwillig selbst zugemutet hat. Die Vorstellung der Mannschaften, die ein bisschen wie der Einmarsch bei der Olympiade gestaltet wird, ist schon ein Wettbewerb der kreativsten und witzigsten Ideen, mit denen die Mannschaften im Laufe der 24 Stunden von den teilweise doch verbissenen Gesichtern abzulenken versuchen. Nein, man zeigt einfach, dass das hier keine bierernster Wettkampf ist, sondern dass der Spaß am Sport und vor allem die Motivation, mit eigenem Körpereinsatz die Spendenbereitschaft anzustacheln im Vordergrund stehen.
Um Punkt 12 fällt der Startschuss und der Startläufer Thomas hält tatsächlich eineinhalb Runden durch ohne Sehnenabriss oder Zerrung, was in einem Lauf der letzten Jahre gleich zu Beginn zum Verlust von 10% der Mannschaft geführt hatte. Diesmal alles klar, alle fit und auf geht’s. Runde um Runde, jeder eine, dann die neun anderen und wieder von vorne. Schon in der ersten Stunde zeigt sich, dass es offensichtlich doch Mannschaften gibt, die entweder viel jünger sind oder mehr geübt haben, wir schieben es mal auf deren unglaubliche Jugendlichkeit. Runde um Runde, Stunde um Stunde, die Sonne brennt erbarmungslos, der rote Staub der Aschenbahn sorgt für dunklen Teint bis weit über Kniehöhe. Wasser, Iso-Getränke, Kaffee, Tee aus dem Verpflegungszelt, das die Läufer nur mit leuchtend gelben Sicherheitsbändchen betreten dürfen, fließen in Strömen. Langsam, viel zu langsam sinkt die Sonne. Um 20 Uhr, nach 8 Stunden, dürfen die ersten pausieren, da jetzt die Nachtstrategie und damit ein anderer Laufrhythmus greift. Die stündliche Durchsagen von Radio Hochheim sagen den Mannschaften, wo sie stehen und wieviele Spenden sie schon erlaufen haben. Es ist unglaublich, was hier abgeht, nach 8 Stunden waren schon über 58.000,– EURO zusammengekommen und, ACHTUNG, von allen Mannschaften zusammen 5.300 km zurückgelegt. Die Sonne geht unter und hunderte von Läufern drehen ihre Runden, Die Rock Band spielt und die Läufer laufen, es wird Mitternacht, keine Musik mehr und die Läufer laufen. Eine warme Nacht, klar, man sieht die Sterne und den Mond, und die Läufer laufen, es dämmert, halb fünf Uhr morgens, ein Läufer der KoFaHo hat durch den erbarmungslosen Einsatz (wirklich) Knieprobleme, locker (naja) übernehmen die Mannschaftskollegen seine Runden mit. Sieben Uhr, Die Musik fängt wieder an und die Läufer laufen, es ist unglaublich. Die Knochen schmerzen, die Muskeln sind überbeansprucht, die Laufschuhe haben die Farbe der Aschenbahn angenommen, und die Läufer laufen als gäbe es kein morgen. Ab acht Uhr wird wieder nach jeder Runde gewechselt, keiner der Kolpingläufer hat für mehr als eine Runde Luft. Die ersten 50 Meter nach jedem Wechsel sind eine Tortur, nach 100 Metern geht’s, nach 200 Metern wirft man den Nummernchip in den Korb, dadurch wird man nicht wirklich leichter. Nach 350 Metern sind die Schmerzen ganz weg und die Luft auch, da steht der Nachfolger und winkt, letzte Reserven werden mobilisiert, abklatschen, kurz auslaufen und verschnaufen. Um 8 Uhr gibt Radio Hochheim den Spendenzwischenstand mit 81.000,– EUR und die gemeinsam gelaufenen km mit 12.600 an. Unglaublich.
Um halb neun fängt es an zu regnen, das hätte man jetzt nicht gebraucht, aber okay, dann staubt die Bahn nicht so. Und die Läufer laufen. Und dann passiert es, Unterbrechung wegen einer Unwetterwarnung mit der Gefahr von Blitzschlägen, alle Läufer in die Sporthalle, alle verstehen die Entscheidung, alle bedauern die Situation, jetzt so kurz vor der Gänsehautstunde, wenn das Stadion voll ist und man quasi um den Platz getragen wird, muss man warten, warten, warten und kann nichts tun. Ob wir uns jetzt nochmal aufraffen können, das letzte aus uns rauszuholen? Und dann kurz vor 10, die endgültige Absage, da sich das Unwetter nicht verzieht. Doch dann ging’s nochmal richtig ab, Radio Hochheim ist mit der kompletten Ausrüstung in die Halle umgezogen, es ist Party. 500 erschöpfte Läufer mit Unterstützern feiern, liegen sich in den Armen, singen “Tage wie diese”, laufen die letzte Runde zum “Final Countdown” in der Halle und singen und fühlen dann gemeinsam “We are the Champions”. Da muss man schon mal schlucken, es ist einfach ergreifend. Jeder einzelne, der das geschafft hat, ob 21 oder 24 Stunden ist wirklich ein Champion, für sich selbst, für seine Mannschaft und für den wirklich guten Zweck. Am Schluss waren es fast 86.000,– EUR an Spenden, die zusammengelaufen wurden. Morgen kommen die Schmerzen und in 3 Jahren sind wir wieder dabei, egal wie jung. (Achim Munck)
Läufer (mit Ersatzläufern): Dieter Jung, Kolpingpräses Pfr. Markus Schmidt, Axel Conradi, Achim Munck, Kai Hilger, Bernd Weilbächer, Thomas Ehmes, Heinz Manskirsch, Ulrike Manskirsch, Roland Bock, Sven Schiede, Yves Colombel, Matthias Weilbächer, Martin Schneider.