Geschichte

Kolpingsfamilie Herzogenaurach

Nicht einmal 5 Jahre nach dem Tod Adolph Kolpings fanden sich in Herzogenaurach  Gleichgesinnte zusammen, um am 12. Januar 1870 im Gasthaus „Walfisch“ den Katholischen Gesellenverein Herzogenaurach zu gründen. Anfangs gehörten ihm 37 Schutzmitglieder und 37 Gesellen an.

Am 6. Februar gab sich dann das erste Ortsstatut und es entwickelte sich unter der rührigen Vorstandschaft

  • Präses war H.H. Kaplan Körper
  • Vizepräses Tuchmachermeister Augustin Daßler
  • Senior Schuhmacher Georg Hildel

Sofort ein reges Vereinsleben mit Vorträgen, Vorlesungen und „Winken“ über nützliche und zeitgemäße Fragen. Die Lehrerschaft förderte eifrig und uneigennützige die Bildung der Mitglieder.

Im Jahre 1872 wurde die erste Fahne angeschafft, auf der das Bild des Heiligen Josef vom damaligen Pfarrer Störcher gemalt wurde. Diese Fahne wurde auch zum 125jährigen Jubiläum mit Hilfe der Stadt Herzogenaurach und einem Zuschuss der Denkmalpflege restauriert und ist heute im Heimatmuseum verwahrt. Hier ist auch das Bild des Heiligen Josef, das ebenfalls Pfarrer Störcher für den Verein geschaffen hat.

Genau wie 75 oder 100 Jahre später wurde das 25jährige Jubiläum mit einem großen Fest im Weihersbach abgeschlossen, während alle anderen runden Geburtstage im Vereinshaus oder Don-Bosco-Haus ihren Höhepunkt hatten.

Zur Jahrhundertwende erfolgte die Übersiedlung vom ersten Vereinslokal „Zum Walfisch“ zur Brauerei Glaß, wo man bis 1922 zuhause war. Der Neubau des Vereinshauses, an dem der Gesellenverein maßgeblich beteiligt war, gewährte nunmehr Unterkunft für den immer stärker werdenden Verein. In diesem Jahr wurde auch die in den Gründerjahren so erfolgreiche Theaterabteilung wieder neu formiert, die fortan das kulturelle Leben in Herzogenaurach mit teilweise zwei Neueinstudierungen pro Jahr mitprägte. Nach dem 25jährigem Jubiläum wurde erst wieder, bedingt durch den ersten Weltkrieg, 1924 groß gefeiert mit der Weihe der neuen Vereinsfahne, die noch heute im Gebrauch ist. 1930 zum 60jährigen Stiftungsfest konnte der rund 300 Mitglieder starke Verein an dem Festwochenende viele auswärtige Gäste begrüßen, die im reichlich geschmückten Vereinshaus der Festrede des Landtagsabgeordneten Dr. Valentin Fröhlich lauschten.

Im Jahre 1933 wurde wie überall des Gesellenverein in „Kolpingsfamilie“ umbenannt. Erste Einschränkungen musste man bereits im Juni desselben Jahres durch die nationalsozialistischen Machthaber hinnehmen, als beim Gesellentag in München geschlossene Märsche verboten wurden und die Kolpingbanner in der Öffentlichkeit nicht entrollt werden dürften. In diesen Jahr sank auch die Mitgliederzahl stetig. Waren es bei der 60-Jahr-Feier noch 300, so sind Protokoll der Jahresversammlung 1936 noch 139 Mitglieder genannt. Bei der Generalversammlung 1937 wurde zwar mutig beschlossen, dass die seit zwei Jahren aufgrund der „Kölner Beschlüsse“ ausgefallen Joesfi-Feier wieder durchgeführt wird, wobei diese Feier dann jedoch ohne Kirchenzug abgehalten wurde. Danach werden die Eintragungen im Berichtsbuch immer spärlicher und im Februar 1938 wird der Verkauf der Musikinstrumente und die Spende der Fahnen und des Vereinsvermögens an die Pfarrkirche vermerkt. Danach kommt nur noch ein Eintrag von Schriftführer Michael Gehr vom März 1940 mit dem Hinweis, dass die meisten Mitglieder eingezogen sind und für die Vereinsarbeit eine bessere Zeit abgewartet werden soll. „Trotzdem wird der Geist Kolpings in uns weiterleben“ so der letzte Satz dieser Eintragung.

Und so war es auch. Am 10. Juni 1945 trafen sich 30 Kolpingssöhne mit Stadtpfarrer Leonhard Ritter in der Marienkapelle und ließen die  Kolpingsfamilie Herzogenaurach wieder aufleben. Schon zwei Jahre später waren es bereits wieder über 100 Mitglieder, die sich im neuem Vereinslokal „Gasthaus Krone“ regelmäßig trafen und dies heute noch nach 60 Jahren im „Hotel Krone“ noch ebenso halten, obwohl 1962 mit großer Euphorie der Kolping-Hausbaubverein gegründet wurde mit dem Ziel, den Kolpingsbrüdern ein eigenes Zuhause zu schaffen. 1947 trat mit dem Stück „Der Wächter von Minoriten“ die Theatergruppe wieder in Aktion, um dann 1949 bei der 600-Jahr-Feier der Stadt Herzogenaurach mit dem historischen Schauspiel Theatertradition vor dem zweiten Weltkrieg anzuknüpfen. Aber auch die anderen Vereinsmitglieder waren beim großen Festzug vertreten, so dass die Kolpingsfamilie mit insgesamt drei Gruppen den Zug mitgestalten konnte.

Die folgenden Jahre waren durch eine kontinuierliche Vereinsarbeit geprägt mit regelmäßiger Teilnahme an Kolpingtagen sowohl in unserem Erzbistum als auch auf nationaler Ebene. Eine Darstellung der Vereinsarbeit fand alle zehn Jahre anlässlich unserer runden Jubiläen statt, wobei prominente Festredner den Feiern immer wieder einen würdigen Höhepunkt gaben, so 1970 mit Josef Stingl, damaliger Präsident der Bundesanstalt für Arbeit, 1980 mit Anton Jaumann, damaliger Bayerischer Staatsminister für Wirtschaft, und 1990 Dr. Thomas Goppel, ehemaliger Staatsminister für Landesentwicklung und Umweltfragen. Aber auch an den „normalen“ Treffen innerhalb eines Jahres waren immer wieder Persönlichkeiten aus Kirche, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft als Referenten bei der Kolpingsfamilie und die Anwesenden waren wie immer nicht nur stille aufmerksame Zuhörer, sondern auch engagierte Diskussionsteilnehmer.

Dass es aber nicht nur beim Reden über Probleme geblieben ist, sondern die Tat die Mitglieder ziert, zeigen die vielfältigen Aktivitäten: So hat die Kolpingsfamilie schon 1976 begonnen Altkleider und Papier zu sammeln, dieses Wertgut der Wiederverwendung zuzuführen und den Erlös für soziale Zwecke zu spenden. Eines dieser Entwicklungsprojekte soll hier stellvertretend genannt werde: Der Brunnenbau in der Herzogenauracher Partnerstadt Kaya in Burkina Faso.

Wichtig war auch die regelmäßige Teilnahme an den  Kolpingtagen und überörtlichen Kolpingsveranstaltungen, wobei die Seligsprechung von Adolph Kolping in Rom durch Papst Johannes Paul II. in Rom 1991 zweifelsohne zu den Höhepunkten der Kolpingstreffen gehörte. Ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte ist die Aufnahme von Frauen ab 1972 in dem bis dahin nur von Gesellen getragenen Verein. Heute beträgt der Anteil der Frauen schon fast 30 % und sie sind aus dem „Familienleben“ nicht mehr wegzudenken. So konnte durch den stetigen Mitgliederzugang 1976 die Traumgrenze von 200 überschritten werden. 1981 erreichte die Aufnahmefeier mit 42 Neumitgliedern Marathonausmaße und heute gehören der KF Herzogenaurach etwas über 300 Kolpingsschwestern und Brüder an.

Überaus wichtig für eine gedeihliche Vereinsarbeit ist Kontinuität in der Führungsebene, wobei wir das große Glück hatten, dass unser derzeitiger Präses Pfarrer Hans Sterzl nunmehr schon seit 1972 für seine Kolpingsfamilie da ist, nachdem vorher schon Ehrenpräses Willi Pape 7 Jahre und Präses Georg Eizenhöfer fast 8 Jahre in Herzogenaurach wirken konnten. Ähnlichen Konstantheit gab es auch beim Vorsitz. 1968 wurde Bernhard Schacher als Altsenior gewählt und 1972 entsprechend dem neuen Ortsstatut zum 1. Vorsitzenden  erkoren. Diese Führungsaufgabe hatte er bis zu seinem frühen Tode im Jahre 1990 inne und führte und formte in diesen Jahren die Kolpingsfamilie Herzogenaurach. Pfarrer Erhard Nüßlein wurde 1996 neuer Präses der Kolpingsfamilie.

Nach dem Tode von Bernhard Schacher übernahm sofort Anton Rabl die Geschicke der Kolpingsfamilie in die Hand, wo er bei der nächsten Wahl mit einstimmiger Mehrheit zum 1. Vorsitzenden gewählt wurde. Diesen Vorsitz hatte er bis 2002 inne. Auf seine langjährige Amtszeit kann er stolz zurückblicken. Zu seinen Wirken seit 1990 gehörten die Übernahme der Patenschaft für die neu entstandene Kolpingsfamilie Höchstadt und die Errichtung eines Denkmals für Adolph Kolping in Herzogenaurach. Dieses wurde am 1. Juli 1995 eingeweiht, und soll “ein Zeichen nach aussen setzen”. Weiterhin fiel in seine Wirkenszeit auch die 125-Jahr-Feier, die im Weihersbach abgehalten wurde, mit Staatsminister Hans Zehetmeier als Festredner. Bei seinem Ausscheiden bedankte sich Hans Lang als Kolpingbruder und Bürgermeister dem bisherigen Vorsitzenden für dessen außergewöhnlich erfolgreiche Arbeit und überreichte ihm eine Jubiläums-Medaille der Stadt Herzogenaurach.

Gerhard Zielonka wurde zum 1. Vorsitzenden der Kolpingsfamilie gewählt. 16 Jahre lebte Gerhard Zielonka in Herzogenaurach, hatte drei Jahre bis 2005 den Vorsitz der Kolpinger, bis es ihn mit seiner Frau Lucia zu den Kindern und Enkelkindern nach Kastl zog. Der scheidende Vorsitzende bedankt sich bei seinen “Kolpingern” und zeigte sich froh über die Zeit, die er hier verbringen durfte. Eine Zeit, die reich an Begegnungen, Ereignisse, Erfahrungen und menschlichen Beziehungen gewesen sei.

Der Neue Vorsitzende Georg Mundt, er wurde am gleichen Abend ( 05.04.2005 ) zum 1. Vorsitzenden gewählt, betonte, dass eine wirkungsvolle Arbeit für Kolping nur gemeinsam im Team möglich sei. Dazu zählt die aktive Teilnahme am Vereinsleben und die Mitarbeit wie bei der Altkleidersammlung oder am Familiensonntag. Ohne helfende Hände geht es in einem Verein eben nicht. An seinen Vorgänger Gerhard Zielonka gewandt bedankte er sich für seine aktive Mitarbeit bei der Kolpingsfamilie Herzogenaurach, sowie auf Diözesanebene. Gerhard Zielonka erhielt aus seiner Hand zur Erinnerung an Herzogenaurach einen Stich der Innenstadt.

Auch unser langjähriger Präses und Stadtpfarrer Erhard Nüßlein wurde im gleichen Jahr mit einem Gottesdienst in der Pfarrkirche verabschiedet. Pfarrer Erhard Nüßlein bedankte sich bei allen, mit denen er hier im letzten Jahrzehnt Liturgie mit Gottes Lob feiern durfte. Audrücklich bedankte er sich beim Pfarrgemeinderat, der Kirchenverwaltung mit deren Vorsitzenden Heinrich Fink und nun Anton Rabl, der Kolpingsfamilie, der Stadt, den Friedhofsgärtnern, den Mesnern, Ministranten und Organisten sowie dem Frauenbund. Georg Mundt würdigte Nüßleins Arbeit. Der zuständige Präses habe bei seinen “Vorträgen mit pastoraler Tragweite” die Zuhörer in den Bann gezogen. Mundt verabschiedete sich mit einem  herzlichen “Treu Kolping”.

Bei der Jahreshauptversammlung am 06.03.2007 wurde Stadtpfarrer Helmut Hetzel zum neuen Präses der Kolpingsfamilie Herzogenaurach gewählt.

Am 14.03.2017 gab Georg Mundt das Amt des 1. Vorsitzenden der Kolpingsfamilie Herzogenaurach an Dieter Lohmaier ab, der bisher als Schriftführer fungierte. Die Schriftführerfunktion übernahm der scheidende 1. Vorsitzende Georg Mundt.