Wer Altkleider in die Kolping-Container am Clarholzer Marktplatz bringen will, muss unverrichteter Dinge wieder gehen. Von den orangefarbenen Sammelbehältnissen keine Spur. Stattdessen zeigt sich an vielen Tagen das allzu bekannte Bild: Müll, Schrott, Tüten voller Abfälle liegen an dem Platz. Obwohl dort regelmäßig und teilweise täglich gereinigt wird.
Genau das ist auch Grund für das Verschwinden der Kolping-Altkleidercontainer. „Wir haben sie abziehen lassen“, stellt Christian Schlingschröder fest. Er ist Bereichsleiter Recycling des Projekts „Die Brücke“. Und die übernimmt seit 2010 im Auftrag der Kolping Recycling GmbH die Leerung von Altkleidersammelcontainern. Im Kreis Paderborn, in der Stadt Bielefeld und allein an 100 Standorten im Kreis Gütersloh.
Christian Schlingschröder kennt sich also aus. Auch mit Vermüllung und Vandalismus an den Plätzen. Ein Ausmaß wie es in Clarholz zuletzt angenommen habe, das sehe er aber nur selten. Dabei geht es nicht nur um Sperr- und Restmüll rundum. Sondern auch um Inhalte der Kleidercontainer, die die Mitarbeiter der Brücke, ein Inklusionsbetrieb für Menschen mit Beeinträchtigungen oder Schwierigkeiten, auf dem ersten Arbeitsmarkt einen Job zu finden, regelmäßig leeren.
Nicht nur Tüten mit aussortierter Kleidung landen in den Containern. Auch welche mit Lebensmittelresten, stinkendem Restmüll oder Kleidung, die beispielsweise aufgrund von Farbresten oder Schimmel, der sich durch Feuchtigkeit gebildet hat, eigentlich in die Abfalltonne gehören. Und dann sind da noch die Versuche, Kleidung wieder aus den Containern herauszufischen. Dabei, so der Bereichsleiter, gehen die Personen technisch durchaus trickreich vor. Oder einfach auch mal plump, erinnert er sich, dass während des Leerens mal drei gefüllte Säcke aus dem Transporter geklaut worden waren.
Es landet viel in den Containern, was teuer entsorgt werden muss, bedauert Bertram Hagenkötter, Vorsitzender der Clarholzer Kolpingsfamilie. Anfang der 1990er-Jahre, erinnert er sich, wurden die Kolping-Sammelcontainer auf dem Marktplatz aufgestellt. „Zeitweise standen sogar vier Stück dort“, und wurden stets gut angenommen – und ordnungsgemäß gefüllt. Diese Zeiten scheinen vorbei, zeigt Hagenkötter Verständnis für den Abzug.
Altkleider zu vermarkten, das sei ohnehin schwer geworden. Die Qualität sei gesunken, so Christian Schlingschröder. Und wenn dann noch Geld für die korrekte Entsorgung des eingeworfenen Mülls gezahlt werden müsse, werde es eng.
Er erläutert, dass „Die Brücke“ die Altkleider an die Kolping Recycling GmbH in Fulda weitergibt. Das Unternehmen verkauft die gesammelten Altkleider an zertifizierte Sortierbetriebe. „Es gibt für das Sortieren 250 verschiedenen Kategorien“, erläutert der Bereichsleiter. Mehr als die Hälfte der Kleidung gehe in den Second-Hand-Verkauf, ein weiterer Teil als Dämmmaterial an die Automobilindustrie, ein nächster werde zu Putzlappen verarbeitet und rund zehn Prozent werden energetisch verwertet. Letztlich, so der Kolpingvorsitzende, gehe es um Nachhaltigkeit, aber auch die Finanzierung sozialer Projekte durch das Kolpingwerk, die sich eben auch aus den Altkleidersammlungen speisen.
Warum es gerade Clarholz getroffen habe, liegt für die Männer auf der Hand: Der Standort sei nicht einsehbar, es gebe kaum Publikumsverkehr. Eine Einladung an diejenigen, die eine solche Abgabestelle missbrauchen wollen. Hagenkötter nennt als gegenteiliges Beispiel den offenen Containerstandort am Holzhofstadion, wo die Probleme seiner Kenntnis nach nicht bestehen. Zumindest nicht in dem Ausmaß wie auf dem Marktplatz. „Dort ist aber auch immer Betrieb“, weiß der Kolpingvorsitzende und verweist zunächst auf die Kolping-Altkleidercontainer am Pflegewohnheim St. Josef am Weißen Venn. Für den Ortsteil Clarholz werde sich vielleicht auch noch eine Lösung ergeben. Das sei aber alles noch nicht spruchreif.
Quelle: Die Glocke – www.die-glocke.de (07.12.2024)