Die Proben zu „Der eingebildete Kranke“ im Buchloer Kolpinghaus laufen aktuell. Die Premiere steht bevor. Nach mehreren „kleinen“ Inszenierungen gibt es mit Molières Stück nun wieder eine „große“.
Die Theatertruppe der Buchloer Kolpingfamilie hat seit längerem – nicht zu Unrecht – einen sehr guten Ruf und ist im Kulturleben der Gennachstadt eine feste Größe, mit der man – idealerweise jährlich – fest rechnet. Sicher einen großen Anteil daran hat nicht zuletzt Paula Dempsey, die in Großbritannien akademisch ausgebildete Profi-Regisseurin, die mit einem Standbein seit Jahren fest (auch) in Buchloe heimatlich verwurzelt ist und die die Buchloer „Kolpingbühne“ inzwischen einigermaßen fest an sich binden konnte. Und natürlich ein Stamm von motivierten, inzwischen auch routiniert-erfahrenen (Laien-) Darstellern, die bisweilen durch neue, interessierte Köpfe ergänzt werden. Naturgemäß können die Eigenproduktionen daher nicht jedes Jahr gleich aufwendig ausfallen, da mitunter die familiären, beruflichen oder sonst wie privat geprägten Situationen der Darsteller ein gehöriges Wörtchen mitzureden haben.
Dieses Jahr „passt“ jedoch offenbar bei vielen sehr viel: Man hat einen größeren Darsteller-Pool als in den letzten Jahren zur Verfügung, nimmt überdies für authentische Barock-Kostüme eines Münchener Verleihs relativ viel Geld in die Hand und kann heuer überdies mit Live-Schauspielmusik aufwarten.
Zur Abwechslung hat sich also die Kolpingbühne für das Frühjahr einen echten französischen Klassiker vorgenommen, Molières „Der eingebildete Kranke“ aus dem französischen Hockbarock, uraufgeführt im Jahr 1673. Eine Komödie, die zur Zeit des „Sonnenkönigs“ entstand, voll mit prallem Slapstick, Anleihen bei der italienischen „Commedia dell‘arte“, vielfältiger Komik in Gestik, Mimik und dem „Abspiel“ der Akteure auf der Bühne, aber natürlich auch gehörig Wortwitz. Ausgesucht haben das Stück die Regisseurin Paula Dempsey und Hauptdarsteller Martin Lederle in gemeinsamen Gesprächen: Mit in der Diskussion sei noch „Tartuffe“ gewesen, man habe sich aber letztlich für den „Eingebildeten Kranken“ entschieden, weil diese Story „lustiger“ sei, so Dempsey.
Eine Komödie aus dem 17. Jahrhundert also – was hat das mit uns heute zu tun? Mehr als man denkt, und die Schauspieler geben sich mit ihrer Regisseurin große Mühe, genau diese Parallelen über die Jahrhunderte hinweg herauszuarbeiten: Standesdünkel einer bestimmten Berufsgruppe, verbunden mit nicht unbedingt immer gegebener absoluter Ahnung vom Stoff, das Streben nach wirtschaftlichen Vorteilen, besonders, wenn es ums Heiraten geht im Sinne einer „guten Partie“. Das alles gewürzt mit einer kräftigen Prise Intrigantentum und temporeichen Turbulenzen.
Dazu kommen psychologische Implikationen, die heute immer noch aktuell sind: Im Grunde wollen viele „Kranke“ ja vor allem eines: Verhätschelt und umsorgt werden, wahr- und wichtig genommen werden, kurz: im Mittelpunkt stehen. Das führt mitunter zu einer Selbst-Infantilisierung des Kranken, die eigentlich einem aufgeklärt-erwachsenen Menschen ziemlich entgegensteht. Mehr sei hier aber nicht verraten – die Premiere findet am 8. März im Kolpinghaus statt.
Bisweilen wird bei den Proben – man hängt leicht, aber nicht uneinholbar wegen zahlreicher Erkrankungen dem Probenplan hinterher – fleißig an den letzten Feinheiten des Textes und des Timings auf der Bühne gefeilt. Und die Akteure finden sich in ihre zum großen Teil bereits vorhandenen Kostüme ein, die bisweilen auch einen speziellen Humor in der Gruppe sorgen. Man darf gespannt sein und der Premiere entgegenfiebern. Aufführungstermine: Premiere am 8. März, weitere Aufführungen am 15., 21., 22., 28., 29. März sowie am 4. und 5. April im Kolpinghaus Buchloe, Beginn jeweils um 20 Uhr. Kartenvorverkauf im Buchloer Eine-Welt-Laden, Preise: 15 Euro (12 Euro ermäßigt). (Buchloer Zeitung/Lucia Buch)