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Kolpingsfamilie

Buchloe

Portrait Adolf Kolping
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Podiumsdiskussion zur Bundestagswahl

veröffentlicht am

Die Augen dutzender Menschen sind auf die Leinwand gerichtet. Zu sehen ist ein Kurzfilm ? doch das Bild passt nicht zum Ton: Während Bilder von schrecklichen Arbeitsbedingungen und unzumutbaren Lebenszuständen gezeigt werden, spricht im Hintergrund ein unsichtbares Kind darüber, wie gut es ihm geht. Am Schluss fragt die Kleine: ?Frau Regierung, kannst du dafür sorgen, dass es allen Menschen so gut geht wie mir?? Mit dieser Frage haben sich am Samstagvormittag einige Bundestagsdirektkandidaten des hiesigen Wahlkreises bei der Podiumsdiskussion der Buchloer Kolpingfamilie beschäftigt. Es traten an: Stephan Stracke (CSU), Pascal Lechler (SPD), Dr. Günther Räder (Bündnis 90/Die Grüne) und Susanne Ferschl (Die Linke).
Drei Themenblöcke standen während eines fairen Frühstücks zur Debatte: Sozialstaat, Integration und Entwicklungspolitik. Lokale Belange sprachen weder Moderator Matthias Fack, Vorsitzender der Buchloer Kolpingfamilie, noch die Politiker an. Auf das größte Interesse beim Publikum stieß die Entwicklungspolitik. So nutzte eine Bürgerin die Chance, nachzuhaken, was die Politik konkret tun möchte, um Menschen in Afrika zu helfen. Räder antwortete dazu: Die Anbauflächen in Bayern müssten gesenkt werden, denn Produkte werden nach Afrika gebracht, weil sie hier keinen Absatz fänden. ?Wir opfern hier also Lebensgrundlagen für ein Ungleichgewicht woanders?, sagte er und plädierte für die Erhaltung der Lebensgrundlagen vor Ort. Stracke erklärte, dass er regelmäßig im Weltladen einkaufe. ?Da ist das Konsumverhalten der Menschen gefordert?, sagte er. Darüber hinaus seien Partner wichtig, die nicht nur Wirtschaftsabkommen eingehen, sondern auch in Afrika helfen, zum Beispiel die Grünhelme aus Kaufbeuren. Lechler forderte, Entwicklungshilfe vor Ort mehr zu kontrollieren und die Handelsbedingungen fairer zu gestalten. Ferschl ging mit ihrer Antwort direkt auf eine weitere Publikumsfrage ein: Warum wird heute noch Problemmüll nach Afrika verschifft? Die Linken-Politikerin forderte deshalb stärkere Regulierungen, um dieses und weitere Probleme einzudämmen. Wirtschaftsabkommen kritisierte sie, da ?afrikanische Staaten zu großen Teilen dazu gezwungen werden?. Zur Frage, ob erneuerbare Energie für Afrika in Frage komme, zeigten sich die vier Politiker einig: Das sei eine Option. Allerdings, sagte Stracke, brauche man dafür auch wieder Investoren, die Geld in die Hand nehmen.
Das Thema Sozialstaat spaltete wiederum die Meinungen. Während Moderator Fack vor allem die Ansichten der Politiker zur Rente wissen wollte, hatten die Bürger andere Interessen. Einer fragte, was für behinderte Menschen getan werden könne. Stracke erläuterte, dass er sich bereits für 700 Millionen Euro Zuschüsse für Menschen mit Behinderung eingesetzt habe und ein Wechsel von den Werkstätten in den Arbeitsmarkt erfolgen solle. ?Dabei haben wir eng mit der SPD zusammen gearbeitet?, sagte er. Räder wiederum erzählte, dass er erst kürzlich in den Wertachtalwerkstätten zu Besuch war. ?Hier ist mehr Unterstützung nötig, es muss nachjustiert werden?, sagte er. Inklusion schon bei Kindern Ferschl setzte auf einen anderen Punkt: Inklusion müsse bereits im Kindheitsalter beginnen: ?Wir wollen alle schon früh zusammen lernen lassen, das fördert die Akzeptanz.? Auch die Frage nach der Einstellung der Parteien zum bedingungslosen Grundeinkommen stand im Raum. Die CSU lehne das laut Stracke ab, denn es ist ?leistungsfeindlich.? Bei Sozialdemokraten und Grünen gebe es, wie Lechler und Räder sagen, gemischte Meinungen. Lechler persönlich ist aber dagegen, es würde dadurch der Leistungsanreiz fehlen. Räder wiederum verwies auf die Garantierente, die die Grünen fordern. Ferschl betonte, ihre Partei wolle die Mindestsicherung von Menschen, die keine eigenen Einkünfte haben. Das sei mit dem bedingungslosen Grundeinkommen vergleichbar.
Die Diskussion zum Thema Integration fiel aus Zeitgründen eher knapp aus. Dennoch wollte ein Bürger von den Politikern wissen, wie die Parteien mit den Ansichten der Alternative für Deutschland umgehen. Hier gab Lechler eine klare Antwort. ?Die Themen der AfD sind erschreckend?, betonte er: ?Die etablierten Parteien müssen deutlich machen, dass niemand einen Nachteil durch Flüchtlinge hat.? (Buchloer Zeitung/Mareike Keiper)