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Geschichte und Herkunft des Bußgangs

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Geschichte und Herkunft des Bußgangs

Die Geschichte der Bußgänge überhaupt reicht zurück bis in das frühe Mittelalter, das bereits Buß- und Bittgänge bzw. ?prozessionen kennt. Die Bußgänge konnten auch individuell als kirchliche Strafen verhängt werden, so entwickelte sich bspw. Der berühmte Camino de Santiago aus dem kirchlichen Strafwesen. Diese Bußgänge waren oft auch schon mit Themen versehen und hatten einen festen Rahmen, der eingehalten werden mußte. Die Reformatoren waren solchen äußerlichen Bräuchen gegenüber skeptisch und verwarfen sie. Im Gegenzug wurden Buß- und Bittgänge zu einem bevorzugten Element der katholischen Gegenreformation und geradezu ein Kernausdruck katholisch-barocker Frömmigkeit.
Im 19. Jahrhundert trat das Bekenntniselement der Gänge in den Vordergrund, der Bußgedanke (der in der Regel mit Ablässen verbunden war) trat in den Hintergrund. Diese Bekenntnisgänge waren schon im 19. Jahrhundert oft nach Ständen getrennt (Männer, Frauen), thematisch und fanden oft in Zusammenhang mit Bekenntnisgroßveranstaltungen der Katholiken, z.B. den seit 1848 stattfindenden Katholikentagen statt.
Im Gebiet des heutigen Bistums Essen hat der erste mir bekannt gewordene ?Bußgang der Männer”, vielerorts heute ein ?Bußgang der Katholiken”, in Bottrop der ?Ökumenische Bußgang der Frauen und Männer” in Oberhausen stattgefunden. Oberhausen war erst 1928 aus dem Zusammenschluß der selbständigen Städte Oberhausen, Sterkrade und Osterfeld entstanden und gehörte in seinem Südteil (Oberhausen, heute Alt-Oberhausen) kirchlich dem Erzbistum Köln an und in den nördlich der Emscher gelegenen Teilen dem Bistum Münster. Auf Wunsch der Alt-Oberhausener kam es in den frühen dreißiger Jahren zur Gründung eines Katholikenausschußes für ?Großoberhausen”, der sich um kirchliche Belange in der ganzen Stadt kümmern sollte. Treibende Kraft und erster Vorsitzender dieses Ausschusses war der damalige Oberhausener Polizeipräsident, der von den Nationalsozialisten 1933 aus dem Amt entfernt wurde. Dieser Katholikenausschuß für Groß-Oberhausen rief 1934 die Oberhausener Männer zu einer Bekenntniskundgebung und einem Bußgang zum Sterkrader Hagelkreuz auf. Besonders zur Teilnahme aufgefordert waren die Mitglieder der Mannesorganisationen, d.h. Kolping, KAB etc., die unter besonderen Druck der Nationalsozialisten standen. Dies war der wohl erste Bußgang ?der Männer” im Bereich des Bistums Essen. Bewußt sollte damit ein Zeichen gesetzt werden gegen den Versuch, die kirchlichen Aktivitäten auf den Bereich der ?Sakristei” zu beschränken. 1937 kam es in Oberhausen zu tumultartigen Erscheinungen, als der Münsteraner Bischof Graf von Galen am Bußgang teilnahm. Die Polizei hatte eine anschließende Versammlung verboten, dennoch hielten sich mehrere hundert, meist junge Menschen vor dem Pfarrhaus, in dem der Bischof übernachtete auf Die Menge zerstreute sich erst, nachdem der Bischof sich ihr gezeigt hatte und sie zum Heimgehen aufgefordert hatte.
In Bottrop hat es nach dem Krieg ebenfalls öffentliche Gänge gegeben, die zunächst auf die Männer beschränkt, dann von Männern und Frauen gemeinsam gegangen wurden. Seit den 90ger Jahren ist ein ökumenischer Bußgang daraus geworden ? in den Unterlagen der AcK müßte sich noch ein erstes Plakat finden lassen. Diese Bußgänge stehen unter einem Thema und laden unter vielfältigen Gesichtspunkten zur Besinnung ein. Mittlerweile hat sich ein fester Weg von der Kreuzkampkapelle über das Friedenkreuz und die Martinskirche hin zur Cyriakus-Kirche oder umgekehrt eingebürgert.