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Ein Zeichen der Reinigung

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In der ersten Lesung aus dem Buch Joël (2,12-13) ruft uns der Prophet am Aschermittwoch zu:
Spruch des Herrn: Kehrt um zu mir von ganzem Herzen mit Fasten, Weinen und Klagen!
Zerreißt eure Herzen, nicht eure Kleider, und kehrt um zum Herrn, eurem Gott!
Denn er ist gnädig und barmherzig, langmütig und reich an Huld.

Das sind starke Worte. Fasten, Weinen, Klagen, zerreißt eure Herzen! Was kann das für uns, für mich bedeuten?

Anhand der Geschichte “Säge schärfen” von Stephen Covey will ich diesen Worten nachspüren.

Ein Mann geht im Wald spazieren. Nach einer Weile sieht er einen Holzfäller, der intensiv und sehr angestrengt einen auf dem Boden liegenden Baumstamm zersägt. Er stöhnt und schwitzt und hat offensichtlich viel Mühe mit seiner Arbeit.

Der Spaziergänger tritt etwas näher heran, und erkennt schnell die Ursache, warum die Arbeit für den anderen so beschwerlich ist. Er sagt zum Holzfäller: „Guten Tag. Ich sehe, dass Sie sich Ihre Arbeit ganz unnötig schwer machen. Ihre Säge ist ja richtig stumpf. Warum schärfen Sie sie denn nicht?“

Der Holzfäller schaute nicht einmal hoch, sondern zischte nur durch die Zähne: „Ich habe keine Zeit die Säge zu schärfen. Keine Zeit! Ich muss sägen!“

Wie oft sage ich, sagen wir: „Es geht schon noch. Es reicht schon noch.“ Warum die Säge schärfen? Warum mein Leben schärfen? Wir spüren unsere Abgestumpftheit, aber anstatt uns schärfen zu lassen, sprechen wir uns diesen fatalen Satz ins Herz: Es geht schon noch! Es kostet ungeheure Kraft und ermüdet unsere Seele, wenn wir mit einem abgestumpften Herzen leben. Einem Herzen, das durch Enttäuschungen, Resignation, Bitterkeit und Sorgen stumpf geworden ist. Dann wird gestöhnt über die Beziehungen, die Arbeit, die Pflichten. Es ist alles so schwer und anstrengend. In Wahrheit ist vielleicht nur das Herz stumpf geworden.

Mit einem stumpfen Herzen verlieren wir das Gefühl dafür, was mit uns geschieht und um uns geschieht. Zerreißt nicht eure Kleider, sondern eure Herzen, meint: Mein Leben im Herzen wieder neu zu schärfen, wieder neu auf die Liebe Gottes auszurichten.

Wer mit der Härte des Lebens konfrontiert wird, ja, der kann stumpf werden. Die Lebenswelt mutet uns viel zu. Der Schmerz, die Ängste, die Sorgen und die Enttäuschungen hinterlassen Spuren, lassen uns stumpf werden. So ist das Leben. Das ist aber nur dann schlimm, wenn wir uns nicht mehr schärfen lassen. Denn es nützt nichts, wenn das Werkzeug stumpf ist, sich mehr anzustrengen.

Wenn eine Gitarre verstimmt ist, nützt es nichts noch inbrünstiger zu spielen. Es bleibt falsch. Das Verkehrte kann nicht durch ein kräftigeres in die Saiten Schlagen wettgemacht werden. Man muss das Instrument stimmen, damit es wieder stimmig wird.

In der Lesung wird uns zugerufen: Kehrt um zu mir mit ganzem Herzen. Kehrt um zu mir mit Fasten, Weinen, Klagen.

Fasten als Anfrage, was wirklich wichtig ist in meinem Leben.
Weinen, die Tränen als reinigende Wirkung. Alles, was unsere Seele belastet an Leid, an Versagen und Trauer, das darf in dieser Zeit in besonderer Weise wieder herauskommen.
Es tut auch gut, in einer guten Weise, zu klagen: Mein Leid, meine Probleme, meine Sorgen. Das meint nicht Selbstmitleid, sondern die Dinge heraus zu lassen, die mich drücken und bedrücken.

Adolph Kolping gab seinen Gesellen den Rat: „Deiner Bestimmung gedenke, mein Christ, wer du auch immer sein magst. Halte deshalb eine Weile inne auf deinem breit getretenen Lebenswege. Deiner Bestimmung gedenke, blicke vorwärts, wohin du strebst, schau zurück, woher du kommst, dich selber betrachte, was ist’s mit dir, was bist du, was sollst du, was willst du? Siehe, du wandelst täglich auf dem Wege zwischen deiner Wiege und deinem Grabe, …. Halte ein, mein Christ, stehe eine Weile stille, lass das bewegte Leben einmal an dir vorübergehen, damit dein Herz ruhiger werde und dein Verstand zu ernsterem Nachdenken sich anschicke.“

Bei der Austeilung der Asche werden wir daran erinnert: „Bedenke Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehrst.“

Die Asche erinnert uns, dass alles, was wir tun, der Vergänglichkeit unterworfen ist. Auch in unserem Leben gibt es Dinge, die vergangen, die zur Asche geworden sind.

Asche ist auch ein Zeichen der Reinigung, denn Asche wurde früher zur Herstellung von Laugen verwendet. Reinigung meint einen Weg zu emotionaler Klarheit, nicht im Kleinmut zu versumpfen oder in der Überheblichkeit zu landen. Wenn wir uns Asche auflegen lassen, verbinden wir damit auch die Bitte an Gott, dass er uns helfen möge, rein zu werden. Er möge mir helfen, mein Leben im Herzen wieder neu zu schärfen, wieder stimmig werden zu lassen, wieder neu auf die Liebe Gottes auszurichten.

Eine Zeit der Erneuerung und der Umkehr ist uns geschenkt. Die heiligen vierzig Tage sind eine Einladung. Reinigung und Schärfung. Vielleicht auch Reinigung innerhalb unserer Kirche, bei all dem was zur Zeit an Schlamassel zu Tage kommt. Nicht zu verzagen, sich von Gott wieder neu reinigen und aufrichten zu lassen, und in seiner Liebe den Weg weiter zu gehen.

Mit Asche auf der Stirn berührt werden heißt: Mit meiner Vergänglichkeit berührt werden. Mit der Asche auf der Stirn werde ich konfrontiert mit meinem Tod. Wir werden mit der Asche auf der Stirn bezeichnet mit dem Kreuzzeichen, mit dem Zeichen des Heils. Deshalb können wir mit der Asche auf der Stirn dem Geheimnis von Tod und Leben trauen.

So können die vierzig Tage mir helfen, mein Herz zu schärfen, mein Leben wieder stimmig zu machen und mich wieder einzustimmen auf den, der mir das Leben in Fülle verheißt und mir seinen Geist verleiht.

Foto: Ahna Ziegler/Unsplash

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