Vortrag: Der Wald im Klimawandel
Wer einen Spaziergang, eine Radl-Tour zur Entspannung und Erholung durch ein Waldgebiet unternimmt, erfährt unmittelbar, welch wichtige Lebensgrundlage der Wald für die Menschheit ist. So dient der Wald nicht nur zur Deckung des Holzbedarfs, sondern auch für Sport, Tourismus oder der Genesung von Erkrankten in den Kurorten. Dabei kann dann auch erkannt werden, wie viele Teilgebiete des Waldes bereits durch den Klimawandel geschwächt oder nachhaltig geschädigt sind. Die Ursachen wie Stürme, Starkregen, Schneebruch, Wassermangel oder Schädlinge können vielfältig sein. Den Herausforderungen hingegen kann nur mit einem zukunftsorientierten, fundierten und koordinierten Handeln begegnet werden. Denn Wälder sind Biotope, in denen die pflegenden Maßnahmen der Forstwirtschaft nicht innerhalb von wenigen Jahren, sondern ausschließlich über die Zeitdauer von Generationen wirken.
Die Kolpingsfamilie Altomünster nahm sich des Themas in einem Vortrag an und konnte hierfür den aus Altomünster stammenden, nun im Ebersberger Wald für die Bayerische Staatsforsten tätigen Förster Wolfgang Richter als Referenten einladen. Der stv. Vorsitzende der Kolpingsfamilie, Stephan Boosz, freute sich bei der Begrüßung sehr über die Teilnahme der Mitglieder und Gäste. Er dankte Wolfgang Richter herzlich für seine Bereitschaft zum Vortrag. Der Förster erläuterte, dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus den vielfältigen Datenerfassungen, die nun mit leistungsfähigen Großcomputern ausgewertet werden können, in den letzten Jahren ein objektives Bild des Waldes ergeben. Mit Simulationen können mögliche Entwicklungen aufgezeigt werden. Demnach ist der Anteil der Waldflächen in Europa bereits geringer als im weltweiten Durchschnitt. Während in China mittlerweile erhebliche Investitionen in die Aufforstung getätigt werden, kann die Staatengemeinschaft bislang nicht dem verheerenden Raubbau in den brasilianischen Regenwäldern Einhalt gebieten. Innerhalb Bayerns ist der Anteil der Waldfläche in den Landkreisen Dachau und Erding deutlich niedriger als der Durchschnitt. Das Eigentum an den Waldflächen in Bayern liegt bei über 50 % in privat-gewerblicher Hand. Dies kann auch eine Chance sein, denn jeder Waldeigentümer verfolgt unterschiedliche Ziele. Die anderen Waldflächen gehören insbesondere dem Freistaat Bayern bzw. den Kommunen, zu einem geringen Teil dem Bund in den Truppenübungsplätzen. Die Temperaturmessungen ergeben bereits einen Anstieg der durchschnittlichen Jahrestemperatur. Die in Bayern oft noch als Monokultur geschätzte Fichte wird in den nächsten Jahren nur noch in wenigen höher gelegenen Regionen eine Überlebenschance haben. Wenn die Waldböden durch eine zu geringe Regenhäufigkeit zu trocken sind und die Durchschnittstemperatur steigt, schalten die Bäume wie die Menschheit auch auf eine Art “Notbetrieb” um und fallen in einen “Trockenheitsstress”. Sie sind dann anfällig für Schädlinge und Erkrankungen wie z.B. dem Absterben von Eschen. Denn auch im Wald gibt es einen permanenten Kampf zwischen nützlichen Mitspielern und aggressiven Gegenspielern. Der Borkenkäfer kann mittlerweile jedes Jahr vier Generationen an Nachkommen ablegen, die sich eifrig durch den Wald fressen. Mit exotischen Zierpflanzen, die in Baumärkten verkauft wurden, wurde der asiatische Laubholzbock eingeschleppt. Dieser ist so aggressiv, dass ein Befall im Wald großflächig abgeholzt werden muss. Die Zuhörer stellten bereits während des Vortrages zahlreiche Fragen, die Wolfgang Richter beantwortete. So werden in den nächsten Jahren die Traubeneiche, Esskastanie, Stieleiche, Rotbuche, Weißtanne, Douglasie und der Bergahorn einen wesentlichen Anteil am Umbau des Waldes haben. Wolfgang Richter erwähnte, dass der Freistaat Bayern erhebliche Fördermittel einsetzt und ermunterte die Waldbesitzer, sich entsprechend beraten zu lassen. Jedoch sind nicht nur die Waldbesitzer gefordert. Vielmehr kann jeder Mensch durch seinen eigenen Lebenswandel seinen auch noch so kleinen Beitrag dazu leisten, damit der Wald im Klimawandel eine Chance behält. Mit einem herzlichen Applaus wurde Wolfgang Richter verabschiedet. Bildquelle (c) Stephan Boosz für Kolpingsfamilie Altomünster