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Gemeinsam statt einsam

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?Gemeinsam statt einsam? ? können in Zeiten des demographischen Wandels alternative Wohnformen das richtige Rezept gegen den drohenden Pflegenotstand sein? Bremens ehemaliger Bürgermeister, Dr. Henning Scherf, sagt eindeutig ja. Auf Einladung des Kolpingwerks sprach er am Sonnabend im Niedersachsenhof über alternative Wohnformen im Alter. Dieser Vortrag war Teil einer Veranstaltungsreihe zu inhaltlichen Schwerpunkten des Katholischen Sozialverbands, die das Kolpingwerk anlässlich des 200. Geburtstags des Verbandsgründers Adolph Kolping durchführt.
Bremens ehemaliger Bürgermeister Henning Scherf kam auf Einladung des Kolpingwerks nach Verden in den Niedersachsenhof. ?
Das Interesse war groß. Rund 230 Menschen waren gekommen, um Scherfs Ausführungen zu hören. Zuvor aber gab Josef Teltemann, Verbandssekretär des Kolpingwerks, eine kurze Einführung in das Thema. Heute sei nicht das Miteinander der Generationen, sondern die Trennung Realität. Laut einer Studie der Deutschen Bank könnten sich die Pflegeplätze bis zum Jahr 2050 verfünffachen, die Gesellschaft stünde daher vor kaum zu bewältigenden finanziellen und personellen Herausforderungen. In diesem Zusammenhang stellte er die Frage, welche Formen der Teilhabe im Zusammenleben mit der älteren Generation entwickelt werden können, um möglichst lange ein selbstständiges Leben zu ermöglichen.
Die Prognosen zum Pflegebedarf wischte Henning Scherf mit einer Handbewegung beiseite. Fachärzte sagten, dass die Pflegebedürftigkeit eher zurückginge. ?Wir dürfen in einer Zeit alt werden, in der wir länger mobil und vital bleiben?, sagte er. Das sei eine Chance, keine Katastrophe. Daher sei er dagegen, alte Menschen in Heimen zu isolieren. ?Was wir wollen, ist da alt werden, wo wir leben und wo wir die Leute kennen.? Probleme träten dort auf, wo Menschen allein leben. Wichtig sei daher, die Nachbarschaft lebendig zu halten.
Scherf sprach sich ferner deutlich für ein stärkeres Miteinander der Generationen aus. Kindern müsste von Anfang an der Umgang mit älteren Menschen vertraut sein. Er selbst ist ehrenamtlich an einer Grundschule tätig.
?Es ist eine wunderbare Geschichte für mich zu merken, die mögen mich noch?, so Scherf. Er ermunterte die Anwesenden, selbst aktiv zu werden, das sei besser als ?Tablettenfressen?. Eltern könne nichts Besseres passieren, als Menschen im Haus zu haben, die Zeit für ihre Kinder haben. Und für die Älteren sei eine Aufgabe das beste Rezept gegen Pflegebedürftigkeit.
Scherf selbst lebt seit 25 Jahren in einer bunt gemischten Hausgemeinschaft mit zehn Bewohnern in Bremen. Wichtig sei, dass immer auch jüngere Personen dazugehören.
Als ?Nagelprobe? für die Gemeinschaft bezeichnete er, dass hier zwei Mitbewohner über insgesamt sieben Jahre gepflegt und sterbebegleitet wurden. Beide waren zum Schluss bettlägerig. ?Mit neun Leuten geht das, alle haben gelernt, sie zu pflegen. Bei uns mussten auch die Männer ran?, berichtete der ehemalige Bürgermeister. Dieses gebe auch Zuversicht für die eigene Zukunft. ?Ich möchte, so lange ich kann, mittendrin sein, zu Hause sterben und alle um mich versammelt haben, die mir wichtig waren?, stellte sich Scherf das eigene Lebensende vor.
Er halte es für wichtig, den Tod wieder in unsere Gesellschaft zurückzuholen. ?Wer sich mit dem Sterben vertraut macht, ist auch mit dem Leben vertraut. Wer den Tod verdrängt, macht sich was vor.?
Bilder zur Veranstaltung in der Mediathek oder unter
http://www.kolping2013.de/portal/miteinander_der_generationen/bildergalerie/